Delbrück, Martin Friedrich Rudolph von (1896)

* 16.4.1817 Berlin,
† 1.2.1903 Berlin,
Politiker.

Dia-Serie Delbrück, Martin Friedrich Rudolph von D. studierte von 1833 bis 1837 Jura, Geschichte, Ökonomie und Geographie an den Universitäten in Halle, Berlin und Bonn. 1839 trat er in die Regierung in Merseburg ein und war seit 1844 im preußischen Handelsamt bzw. Handelsministerium tätig. D. leitete die Angelegenheiten der Zollvereinspolitik. 1849 wurde er zum Regierungsrat und 1859 zum Geheimen Oberregierungsrat im Rang eines Ministerialdirektors ernannt. Besonders verdient machte er sich um die Gründung des Deutschen Reiches. D. wohnte (1859) Leipziger Straße 89 (Mitte). Ab 1866 arbeitete er an der Verfassung für den Norddeutschen Bund mit. Er wurde am 12.8.1867 zum Präsidenten des neuen Kanzleramtes des Norddeutschen Bundes ernannt, das ab 1871 das Reichskanzleramt war. 1868 berief man ihn zum preußischen Staatsminister. Damit war D. de facto der Stellvertreter  Kontext zu: Bismarck OttoBismarcks. Als Präsident des Amtes des Bundeskanzlers führte D. ab November 1870 Verhandlungen mit den süddeutschen Teilstaaten über den Eintritt in den Norddeutschen Bund. Diese hatten Erfolg, indem die Staaten am 16.4.1871 die Reichsverfassung akzeptierten. Er hatte erheblichen Anteil am Entstehen des geeinten Reiches. Die wirtschaftliche Depression machte die Freihandelspolitik, deren engagierter Verfechter er war, unmöglich. Nach grundlegenden Differenzen mit Bismarck trat D. am 1.6.1876 als Minister zurück. Von 1878 bis 1881 war er Mitglied des Deutschen Reichstages und ein entschiedener Gegner der Bismarckschen Schutzzollpolitik. 1896 wurde er für seine Verdienste geadelt. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtisch-Friedrichwerderschen Friedhof I, Chausseestraße 126 (Mitte).

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ NDB, Biographien, Wer ist's ? 1906, Wohlberedt ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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