Weidt, Otto

* 02.05.1883,
† 22.12.1947 Berlin,
Unternehmer.

W. gründete 1940 in der Rosenthaler Straße 39 eine Besenbinderwerkstatt und Bürstenfabrik, in der er, selbst stark sehbehindert, vor allem blinde, aber auch gehörlose Menschen beschäftigte. 1941 arbeiteten bei ihm etwa 30 Personen, vornehmlich aus dem jüdischen Blindenheim in der Wrangelstraße (Kreuzberg). Viele von ihnen bewahrte er zeitweilig vor der Deportation, weil er infolge des hohen Bedarfs der Wehrmacht an Besen, Bürsten und Pinseln seine Werkstatt als „kriegswichtigen“ Betrieb einstufen lassen konnte. W. organisierte Dokumente, Arbeitsbücher, bestach Ämter und Gestapo-Beamte. Als 1942 die Gestapo die meisten der bei ihm beschäftigten Juden abholte, streifte er sich selbst eine Blindenbinde über und ging mit ihnen zum Sammellager in der Großen Hamburger Straße. Mit Geld und durch Erpressung gelang es ihm, die Arbeiter auszulösen und diese, Hand in Hand hinter ihm, in seine Werkstatt zurückzuführen. Vor der sog. Fabrikaktion der Nazis, am 27./28. 2. 1943, bei der etwa 7 000 Berliner Juden von ihren Arbeitsplätzen verschleppt wurde, konnte auch W. seine Arbeiter nicht bewahren. W. überlebte und bemühte sich 1945 um die Einrichtung eines jüdischen Waisenhauses in Niederschönhausen. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Zehlendorf (Steglitz-Zehlendorf). In der Rosenthaler Straße 39, Mitte, erinnert eine Bodengedenktafel an sein Wirken.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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