Plievier (eigentl. Plivier), Theodor

* 12.02.1892 Berlin,
† 12.03.1955 Avegno (Schweiz),
Schriftsteller.

P. wohnte in der Weddinger Wiesenstraße 29, wo er auch geboren worden war und mit mehreren Geschwistern in finanziell sehr beengten Verhältnissen einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hatte. 1909 brach er seine Lehre als Stukkateur ab, begab sich auf Wanderschaft durch Europa, fuhr als Matrose nach Australien und Südamerika, diente bei der Kriegsmarine auf dem Hilfskreuzer „Wolf“ und beteiligte sich aktiv 1918 am Matrosenaufstand in Wilhelmshaven. Ab Ende 1920 lebte P. als freier Schriftsteller, Übersetzer und Redner wieder in Berlin. Er wohnte in dieser Zeit in der Zionskirchstraße, ab 1925 in der Köllnischen Straße 6 (Fischerinsel) in Mitte und danach in der Landsberger Straße 32. P. gehörte dem Bund Proletarisch-revolutionärer Schriftsteller an. Sein Erstlingswerk „Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Kriegsflotte“ (1930) wurde in 18 Sprachen übersetzt. In seinem zweiten Tatsachenroman „Der Kaiser ging, die Generäle blieben“, der 1932 erschien, schilderte er das letztliche Scheitern der Novemberrevolution 1918. Ab 1933 nannte er sich Plivier und ging kurz nach dem Reichstagsbrand in die Tschechoslowakei. Zuvor hatte er bereits einige Wochen illegal in der Sodener Straße in Wilmersdorf gelebt, da er wegen seiner politischen Auffassungen vom NS-Regime verfolgt wurde, 1933 wurden seine Bücher öffentlich verbrannt, und 1934 nahm man ihm die deutsche Staatsbürgerschaft. Aus der Tschechoslowakei emigrierte P. über verschiedene europäische Staaten in die Sowjetunion. Nach 1945 war er Verlagsleiter in Weimar und Vorsitzender des Kulturbundes in Thüringen. Sein Roman „Stalingrad“ (1945) wurde eine Anklage gegen den Krieg und erreichte eine millionenfache Auflage. 1947 ging er nach Wallhausen am Bodensee. Seine Romane „Moskau“ 1952 und „Berlin“ 1954 sind durch die Abkehr von kommunistischen Positionen geprägt. Am Standort seines Geburtshauses, Wiesenstraße 29, erinnert eine Gedenktafel an P., die  Kontext: Theodor-Plievier-Oberschule Theodor-Plievier-Oberschule und die Spandauer Plievierstraße tragen seinen Namen.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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