Jacobsen, Emil (Pseud. Hunold Müller v. d. Havel)

* 03.07.1836 Danzig,
† 11.02.1911 Charlottenburg,
Chemiker, Dichter.

Mit dem Besitzer der Grünen Apotheke in der Chausseestraße 17, Ernst  Kontext: Schering, Ernst Christian Friedrich Schering, verband J. eine feste Freundschaft. Durch mehrere Erfindungen in den Laboratorien der inzwischen von Schering gegründeten Chemischen Fabrik auf Aktien, erwarb sich J. ein ansehnliches Vermögen. 1862 begründete er das „Chemische Repertorium“, eine Jahresübersicht über Fortschritte und Erfindungen. Zwischen 1863 und 1894 gab er die „Industriellen Blätter“ heraus und redigierte die „Chemische Industrie“. Ab 1874 übernahm J. für Schering die Auswertung der Fachliteratur, um daraus Anregungen für Scherings Unternehmen zu gewinnen. Er wurde freier wissenschaftlicher Berater und Aufsichtsratsmitglied des Scheringschen Unternehmens. Zugleich betrieb er ein Privatlabor. J. wurde auch als Dichter und Berliner Original bekannt. Schon 1860 erschien der „Reaktionär in der Westentasche ...“ , eine in Knüttelreime gebrachte Darstellung der Eigenschaften chemischer Elemente und Verbindungen, die bis 1862 bereits sechs Auflagen erlebte. Seine literarische Neigung führte ihn in die Kreise der Berliner Schriftsteller und Dichter der damaligen Zeit. So war er mit Heinrich  Kontext: Seidel, Heinrich Friedrich Wilhelm Seidel, Ludwig Pietsch (1824–1911), Johannes Trojan (1837–1915), Julius Stinde (1841–1905) u. a. bekannt. Im Roman von Heinrich  Kontext: Seidel, Heinrich Friedrich Wilhelm Seidel „Leberecht Hühnchen“ ist er das Vorbild für die Figur des Dr. Havelmüller. J. wirkte auch im  Kontext: Verein Berliner Künstler Verein Berliner Künstler. In den letzten Jahren seines Lebens zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Einen letzten öffentlichen Auftritt hatte er 1910 anläßlich der Jahrhundertfeier der Berliner Universität. Sein Grab befindet sich auf dem St.-Johanni-Kirchhof II im Wedding, Seestraße 126. Der Jacobsenweg (Reinickendorf) ist nach ihm benannt.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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