Teppichfabrik M. Protzen & Sohn

Friedrichshain,
Alt-Stralau 3-4.

Dia-Serie Teppichfabrik M. Protzen & Sohn Das fünfgeschossige Gebäude der T. entstand bereits 1865 und ist damit die älteste Stralauer Industrieanlage. Mit dieser Fabrik wurde die Strukturveränderung der Halbinsel Stralau zum Industriestandort eingeleitet. Vorbild für diesen strengen und schlichten Industriebau waren die englischen Fabrikbauten aus der1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und vorgründerzeitliche Industriebauten. Eine hohe Erdgeschosszone wird durch Rundbogenfenster hervorgehoben, während die oberen Geschosse durch Lisenen zwischen den Fensterachsen gegliedert ist. Die ganze Fassade ist horizontal durch gelbe Ziegelbänder aufgelockert. Die Geschosse im Innern sind durch dreischiffige Hallen mit durchgängigen Eisenstützen gekennzeichnet, die noch heute erhalten sind. Das um 1900 errichtete Wohnhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umgestaltet und diente als Verwaltungsgebäude. Der Gründer dieser Fabrik, Michael Protzen (1809–1889) brachte 1865 den bis dahin nur in England angewandten Kettendruck nach Deutschland. Dadurch war es möglich geworden, größere Mengen Teppiche mit vielfältigen Mustern herzustellen. Sein Sohn Adalbert  Kontext: Protzen, Joachim Michael AdalbertProtzen leitete die T. in Stralau. Neben einer Druckerei und Weberei besaß die Fabrik eine Färberei für Garne und eine mechanische Werkstätte mit Schlosserei zum eigenständigen Bau von Maschinen. Rund 500 Mitarbeiter stellten neben Brüssel- und Germania-Teppichen auch Möbelstoffe und Kameltaschen her. Die Fabrik gehörte zu den bedeutenden Teppichfabriken Deutschlands und blieb bis 1945 an diesem Standort. Durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden die Mehrzahl der Gebäude der T. zerstört. Einige wurden nach 1945 aufgebaut und durch den VEB Asbestdraht, ab 1955 durch den VEB Fernsehelektronik genutzt. Letzterer baute die Gebäude als Betriebsberufsschule aus.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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