Reichelthof

Kreuzberg,
Schlesische Straße 28.

Dia-Serie Reichelthof Baumeister Max Ziegra erbaute von 1900 bis 1903 den G. für den Brauereibesitzer Georg Haase (1859–1931) mit vier Höfen. Vorderhaus und erstes Hinterhaus sind verputzte Wohngebäude. Das zweite und dritte Hofgebäude wurde mit gelben Klinkern und einigen schmückenden roten Klinkern verkleidet. Die Durchgänge sind mit weiß glasierten Klinkern und einigen braunen Klinkern abgesetzt. Der Bau des Gewerbehofes erfolgte für die "Lagerbierbrauerei E. Haase Breslau". Die seinerzeit größte Privatbrauerei des Deutschen Ostens hatte Georg Haase von seinem Vater Eduard (1832–1896) übernommen und hier eine Berliner Niederlassung errichtet. Zudem war der Hof an mehrere Firmen vermietet, u. a. die Pianofabrik Schiemann & Madsen, die Akkumulatorenwerke "Semper Primus", den Altheider Prinzensprudel und die Deutschen Intarsienwerke. Ab 1919 gehörte der Hof der Firma Otto Reichelt Buttergroßhandlung. Das Unternehmen geht auf die um 1887 gegründete Butterhandlung von Otto Reichelt († um 1899) zurück. Reichelt war 1890 bereits Hoflieferant des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin und hatte Geschäfte in der Lützowstraße 81, der Köpenicker Straße 114, der Potsdamer Straße 69 und der Kurfürstenstraße 84 (alle heute Mitte). Nach dem Tod von R. war seine Witwe Flora Inhaberin der Buttergroßhandlung mit Sitz in der Neuen Königstraße 37 (heute Otto-Braun-Straße). 1919 erfolgte der Zusammenschluss mehrerer Betriebe und der Umzug in den R. Hier befand sich bis 1949 die Zentrale der Firma, die 1925 in Berlin bereits 147 Lebensmitteldetailgeschäfte (1935: 180) führte. 1995/96 wurde der "Engelsflügel", ein zweigeschossiger schwarz verklinkerter Anbau, im Stil der Neuen Sachlichkeit mit einer halbrunden Ecke errichtet. Von diesem erstreckt sich der 2000/2001 durch die Architekten Ruiken & Vetter erbaute "Wolkenriegel" in 22 m Höhe 6 m über die  Kontext: SpreeSpree: Ein eingeschossiger Vorbau auf Säulen mit Reinzinkfassade und einer Bürofläche von 365 m². Derzeit nutzen 16 Firmen den denkmalgeschützten Komplex.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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