Popitz, Eduard Johannes

* 2.12.1884 Leipzig,
† 2.2.1945 Berlin,
Jurist.

P. besuchte das Gymnasium in Dessau und studierte anschließend Jura und Staatswissenschaften an den Universitäten in Lausanne, Leipzig, Berlin und Halle/Saale. 1906 absolvierte er seine Referendarprüfung, war 1907 Regierungsreferendar in Köln, danach Assessor in Beuthen, von 1914 bis 1919 im preußischen Innenministerium und danach im Reichsfinanzministerium tätig. Auf ihn geht die Einführung der Umsatzsteuer ab 1919 zurück. Am 15.3.1919 wurde er zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat im Reichsfinanzministerium ernannt. Er lehrte Steuerrecht an der Verwaltungsakademie und an der Berliner Handelshochschule. Der rechtskonservative Monarchist wurde 1921 zum Ministerialdirektor ernannt und erhielt 1923 eine Professur an der Berliner Universität. Er wirkte vom Januar 1925 bis 1929 als Staatssekretär im Finanzministerium. Im Dezember 1929 musste er in den zeitweiligen Ruhestand gehen. Er wohnte mit seiner Familie zu diesem Zeitpunkt in Steglitz, Kleiststraße 41. P. wurde im Herbst 1932 Reichsminister ohne Amtsbereich. Er leitete kommissarisch bis zum 31.1.1933 das Finanzministerium Preußens. Am 3.2.1933 wurde P. durch das NS-Regime in seinem Amt bestätigt. Vom 21.4.1933 bis zum Juli 1944 hatte er das Amt des preußischen Finanzministers inne. P. war Mitglied der NSDAP. Seine Distanz zum Regime fand er erst nach und nach unter dem Eindruck des Terrors gegen Andersdenkende. Er versuchte u. a. seinem Freund Rudolf Hilferding (1877-1941) vor der Verfolgung zu bewahren. Bereits ab 1938 stand P. in engem Kontakt mit Carl  Kontext zu: Goerdeler Carl FriedrichGoerdeler. Er wirkte eng mit General Ludwig Beck (1880-1944) und Ulrich von  Kontext zu: Hassell Ulrich vonHassell zusammen. 1943 führte er Geheimgespräche mit Heinrich Himmler (1900-1945), um dessen Unterstützung für einen Staatsstreich zu erlangen. Er ist deshalb innerhalb dieses Widerstandskreises eine sehr umstrittene Persönlichkeit. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler (1889-1945) wurde P. verhaftet, vom "Volksgerichtshof" am 3.10.1944 zum Tode verurteilt und am 2.2.1945 in der Hinrichtungsstätte von Plötzensee gehängt. P. wohnte um 1920 Rüdesheimer Straße 2, und 1922 bis 1928 Kurfürstendamm 105. Eine Gedenktafel Am Festungsgraben 1 (Mitte) und der Popitzweg erinnern an P.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wer ist's? 1928, Ehrenbuch ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon