Napoleonsburg

Charlottenburg.

Die N. wurde innerhalb von fünf Wochen im Juni und Juli 1808 als französisches Truppenlager auf dem Territorium des heutigen  Kontext zu: WestendWestend errichtet. Quartiernehmer waren Soldaten des 1. Korps der französischen Armee, das unter dem Oberbefehl von Marschall Victor (1764-1841) stand. Hier sollten 7 000 Soldaten Unterkunft und Verpflegung erhalten. Städte und Provinz hatten das dazu erforderliche Handwerkszeug zu stellen. Das zum Aufbau notwendige Holz wurde z. T. durch die Soldaten im Spandauer Forst gefällt, z. T. wurde es in Berlin und Umgebung bei Holzhändlern beschlagnahmt. Außerdem mussten für den Unterhalt des Lagers Lebensmittel, Tafelgelder, Lagerstroh und Pferdefutter gestellt werden. Zur Finanzierung wurde der Bevölkerung der Mark Brandenburg eine Lagersteuer auferlegt. Eine Kommission unter Führung des Kriegsrates Magnus Friedrich von Bassewitz (1773-1858) war für die Verwaltung aller Lagerangelegenheiten eingesetzt worden. Zwei weitere Lager sollten bei Havelberg und bei Neuruppin errichtet werden. Die N. bestand aus drei Teilen. Zwei Reihen mit je 190 Baracken bildeten den Hauptteil des Lagers. Sechs solcher Bauwerke standen für eine Kompanie zur Verfügung, ein Gebäude diente 20 Soldaten als Unterkunft. Die 20 Fuß breiten und 24 Fuß tiefen Kiefernholzbaracken waren mit Lehm beworfen und mit Kalk bestrichen. Als Fenster dienten "Löcher" (ohne Glasscheiben). Auf der anderen Seite der Hauptstraße des Lagers erstreckten sich 64 Baracken als Küchen- und Speisengebäude. Sie hatten die dreifache Länge der Mannschaftsbaracken und dienten je einer Kompanie als Versorgungsgebäude. Zwischen ihnen lagen Ziehbrunnen von 40 bis 60 Fuß Tiefe. Für die Offiziere, Unteroffiziere und die anderen Bediensteten waren westlich davon zwei weitere Barackenreihen errichtet worden, wiederum durch eine Straße von den Versorgungsgebäuden getrennt. An den Barackenecken wurden kleine Tannenbäume gepflanzt. Ebenso waren die mit Namen versehenen Straßen von Nadelbäumen gesäumt. Am Rande des Objektes befanden sich Bretterhütten und Zelte der Marketender, Restaurateure und Offiziersequipagen. Anlässlich des bevorstehenden Geburtstags Napoleons (1769-1821) errichteten die Soldaten dazwischen noch ein Ballhaus ("Schlösschen"), das mit der daneben auf einem Sockel befestigten Büste Napoleons versehen war. Die Türen für das Ballhaus stammten aus dem Charlottenburger Schloss. An der in Richtung Charlottenburg liegenden Seite standen an beiden Flügeln und in der Mitte mit Strauchwerk und Trikolore geschmückte Bäume und der Aufschrift "Napoleonbourg", davor Kanonen. Die Hauptwache und der Artilleriepark lagen ca. 400 Schritt vor der Lagerfront. Um den Aufstand der Spanier gegen die französische Fremdherrschaft niederzuschlagen, wurden die Truppen des Victorschen Korps im August abgezogen. An ihre Stelle traten Soldaten und Offiziere des Korps von Marschall Nicolas Jean Soult (1769-1851). Ab 29.10.1808 wurden auch sie abgezogen. Bis zum 2. November hatten alle Franzosen das Lager verlassen.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Charlottenburg ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon