Hermes, Andreas Anton Hubert

* 16.7.1878 Köln,
† 4.1.1964 Krälingen/Eifel,
Politiker.

H. studierte Landwirtschaftswissenschaften in Bonn, Jena und Berlin. 1905 wurde er in Jena promoviert und war dann Mitarbeiter der Tierzuchtabteilung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Berlin. 1911 war er Direktor des Landwirtschaftsinstitutes in Rom und im Ersten Weltkrieg mit der Kriegsernärungswirtschaft in Deutschland befasst. 1919 wurde H. Abteilungsleiter im Reichswirtschaftministerium, 1920 Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft und 1922/23 Reichsfinanzminister. H. wurde 1924 als Abgeordneter des Zentrums in den preußischen Landtag und 1928 in den Reichstag gewählt. Aus Protest gegen die Ermächtigungsgesetze legte er 1933 sein Reichstagsmandat nieder. Er wurde vom NS-Regime verhaftet, verurteilt und kam durch eine Amnestie frei. 1936 bis 1939 lebte er in der Emigration in Kolumbien. Nach Deutschland zurückgekehrt, stand er im Kontakt zu Widerstandskreisen um Carl  Kontext zu: Goerdeler Carl FriedrichGoerdeler, wurde unmittelbar nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und im Januar 1945 zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung vermochte seine Frau so zu verzögern, dass er überleben konnte. Die sowjetischen Truppen setzten ihn nach der Niederlage des NS-Regimes als stellvertretenden Oberbürgermeister und Leiter der Ernährungsabteilung des Magistrats ein. Im Juni 1946 gehörte er zu den Mitbegründern der CDU und wurde deren 1. Vorsitzender in Berlin. Von der Roten Armee als Parteivorsitzender abgesetzt, ging er Ende 1945 nach Westdeutschland. 1947 war H. Mitglied des Frankfurter Wirtschaftsrates. Ab 1948 Präsident des Deutschen Bauernverbandes, organisierte er 1949 den Zentralausschuß der deutschen Landwirtschaft. Er war schließlich 1954 bis 1958 Präsident und bis zu seinem Tod Ehrenpräsident des Verbandes der europäischen Landwirtschaft. H. wohnte um 1925 Königin-Luise-Straße 17, um 1935 Herwarthstraße 16 (Mitte) und 1945 in dem 1906 erbauten Landhaus Platanenallee 11. Eine Beschlagnahme des Hauses durch die Rote Armee verhinderte Walter Ulbricht (1893-1973) durch den Vorschlag, H. mit dem Aufbau des Ernährungsamtes zu betrauen. Das Amt hatte zunächst hier seinen Sitz, bis K. aus dem Magistrat ausschied.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ NDB, Charlottenburg ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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