Schaubühne am Lehniner Platz

Charlottenburg,
Kurfürstendamm 153.

Dia-Serie Schaubühne am Lehniner Platz Das Theater wurde 1962 von Jürgen Schitthelm, Dieter Sturm, Klaus Weiffenbach als "Schaubühne am Halleschen Ufer" gegründet. Sie entwickelten für die aus einem Studententheater hervorgegangene Schauspieltruppe einen politisch und sozial engagierten Spielplan. Im Oktober 1970 kam mit Peter Stein (* 1937) eine Gruppe junger Theatermacher und -schauspieler an die Schaubühne, denen es vor dem Hintergrund der 68er-Bewegung darum ging, dem starren deutschen Stadt- und Staatstheatersystem mit neuen Formen gemeinsamer Theaterarbeit und -organisation eine Alternative entgegenzusetzen. Unter Stein erlebte die Schaubühne in der Folgezeit eine der glanzvollsten Epochen der Berliner Theatergeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg und etablierte sich bis in die 1980er Jahre als führendes Sprechtheater West-Berlins. Zahlreiche internationale Gastspiele, 44 Fernsehaufzeichnungen von Schaubühnen-Inszenierungen u. a. dokumentierten dies auf eindrucksvolle Weise. Das Gebäude der Arbeiterwohlfahrt am Halleschen Tor (Friedrichshain-Kreuzberg), in dem das Ensemble untergebracht war, erwies sich jedoch aufgrund seiner räumlich und technisch unzureichenden Bedingungen bald als ungeeignet. Häufig musste bei größeren Inszenierungen in Messehallen oder Filmateliers ausgewichen werden, bis das Theater 1981 sein neues Domizil am Lehniner Platz bezog. Dabei handelt es sich um das in den 1920er Jahren von dem Architekten Erich  Kontext zu: Mendelsohn ErichMendelsohn errichtete ehemalige Universum-Kino, das nach Beseitigung der Kriegsschäden und nach unterschiedlichen Nutzungen 1978 bis 1981 nach Plänen von Jürgen Sawade (* 1937) für die S. umgebaut wurde. Das Haus verfügt über drei Spielstätten, die unabhängig voneinander, aber auch gemeinsam genutzt werden können. Peter Stein blieb bis 1985 Künstlerischer Leiter des Theaters. Er wirkte jedoch auch danach bis 1990 als erster Hauptregisseur weiter an dem Haus, ehe er 1992 die S. verließ. Zu seinen bedeutendsten Inszenierungen zählten "Peer Gynt" (1971), "Das Sparschwein" (1971), "Prinz Friedrich von Homburg" (1972), "Sommergäste" (1974), "Groß und Klein" (1978), "Orestie" (1980), "Drei Schwestern" (1984), "Der Kirschgarten" (1989) und "Roberto Zucco" (1990). 1992 übernahm die Regisseurin Andrea Breth (* 1952) die Künstlerische Direktion und setzte mit feinnervigen Inszenierungen von Stücken aus dem 19. Jahrhundert die Tradition des Theaters fort. Die Trilogie bestehend aus "Der einsame Weg" (1991), "Hedda Gabler" (1993) und "Onkel Wanja" (1998) zählte zu ihren bedeutendsten Arbeiten an der S. Im Herbst 1999 übernahmen Sasha Waltz, Thomas Ostermeier, Jens Hillje und Jochen Sandig die künstlerischen Leitung des Hauses als Schauspiel- und Tanztheater. Ähnlich wie in der Frühphase der S. entsteht der Spielplan in einer ständigen inhaltlichen Auseinandersetzung zwischen Künstlerischer Leitung, Dramaturgie und Ensemble sowie im Austausch zwischen Schauspiel und Tanz. Erste Premiere des neuen Schaubühnen-Teams war die Tanztheaterproduktion "Körper" von Sasha Waltz.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Kulturhandbuch, Schaubühne.de ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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