Leonhard, Rudolf

(Pseud. Robert Lanzer, Olf)
* 27.10.1889 Lissa/Provinz Posen,
† 19.12.1953 Berlin,
Schriftsteller.

Dia-Serie Leonhard, Rudolf L. studierte in Berlin und Göttingen Philologie und Jura. Er schrieb bereits ab 1912 expressionistische Gedichte, die später publiziert und berühmt wurden. Während seines freiwilligen Einsatzes an den Fronten des Ersten Weltkrieges wurde er zu einem entschiedenen und bekennenden Kriegsgegner, wofür er vor ein Militärtribunal gestellt wurde. Sein Gedicht "Über den Schlachten", das er 1914 geschrieben hatte, wurde sofort nach seiner Veröffentlichung verboten. 1918 nahm er an der Novemberrevolution teil und schrieb die "Spartakussonette". L. lebte als freischaffender Schriftsteller in Berlin, gründete mit Karl-Heinz  Kontext zu: Martin Karl HeinzMartin das Theater  Kontext zu: TribueneTribüne und arbeitete ab 1923 als Lektor im Verlag "Die Schmiede". Er war ab 1919 einer der Autoren der "Weltbühne". In den 1920er Jahren wohnte er am Luisenplatz in Charlottenburg, bevor er 1927 - einem Ruf Walter Hasenclevers (1890-1940) folgend - nach Paris übersiedelte. Ab 1933 wurde er mit seinen Schriften zum leidenschaftlichen Ankläger des NS-Regimes. Als einer der Gründer des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller im Exil war er ab Herbst 1933 dessen Vorsitzender. L. war Mitherausgeber der Deutschen Freiheitsbibliothek. 1937 ging er als Journalist nach Spanien, wo der Bürgerkrieg gegen Franco tobte. Von Oktober 1939 bis 1941 war er in den Lagern Le Vernet und Les Milles interniert und kam dann in das berüchtigte Auslieferungslager Castres. Von dort gelang ihm am 22.9.1943 die Flucht nach Marseille, wo er illegal lebte. Unter dem Pseudonym Robert Lanzer veröffentlichte er den an die deutschen Soldaten gerichteten Gedichtsband "Deutschland muß leben ...!" sowie in den Lagern entstandene Werke, u. a. einen Zyklus von 600 Gedichten und die Tragödie "Geiseln". Die Tragödie gelangte 1946 in Berlin zur Uraufführung. Bis zu seiner Rückkehr im August/September 1944 in das befreite Paris beteiligte er sich am französischen Widerstandskampf gegen die deutsche Besatzung. Er nahm 1947 am 1. Deutschen Schriftstellerkongress in Berlin teil und siedelte 1950 von Paris nach Berlin über. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde, Gudrunstraße (Lichtenberg). Die Rudolf-Leonhard-Straße (Marzahn-Hellersdorf) wurde nach ihm benannt.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ NDB, Exiltheater, verboten ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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