Johannische Kirche

Grunewald,
Bismarckallee 23.

Das  Kontext zu: St Michaels HeimSt.-Michaels-Heim - das ehemalige Palais der Familie Mendelssohn - ist das kirchlich-soziale Zentrum der Johannischen Kirche in Berlin und Sitz des Johannischen Sozialwerks e. V. Die J. wurde am 15.4.1926 als "Evangelisch-Johannische Kirche nach der Offenbarung St. Johannis" von Joseph Weißenberg (1855-1941) in Berlin gegründet. Ihre Wurzeln reichen gut zwei Jahrzehnte zurück. Wie der Kirchengründer später berichtete, erlebte er 1903 seine Berufung, in der ihm Christus auftrug, sich fortan nur noch um geistige Dinge zu kümmern. Er eröffnete eine Praxis als Heilmagnetiseur (Heilpraktiker). Seine erfolgreichen Heilungen machten ihn weithin bekannt und die Zahl seiner Bewunderer stieg ständig. 1904 schlossen sich seine Anhänger in der "Vereinigung ernster Forscher von Diesseits nach Jenseits, wahrer Anhänger der christlichen Kirchen" zusammen. Nach anfänglichen Verfolgungen durch den preußischen Staat konnte sich die Gemeinschaft in der Weimarer Republik frei entfalten. 1920 schuf sie in den Glauer Bergen, ca. 30 km südlich von Berlin, die "Friedensstadt", ein eigenes Siedlungswerk. Nach Auseinandersetzungen mit anderen Kirchen traten Weißenberg und seine Anhänger 1924 aus den jeweiligen Kirchen aus und bildeten zwei Jahre später die Evangelisch-Johannische Kirche. 1932 berief Weißenberg seine älteste Tochter Frieda Müller (* 1911) zu seiner Nachfolgerin. Am 17.1.1935 wurde die Evangelisch-Johannische Kirche vom NS-Regime verboten. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Kirche nach eigenen Angaben ca. 400 Gemeinden - vor allem in Berlin, Ost- und Mitteldeutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwirkte Frieda Müller die Aufhebung des Kirchenverbots. In der Folge wurde der verstorbene Weißenberg als Inkarnation des Heiligen Geistes deutlich in den Mittelpunkt der Glaubensaussagen gerückt. Bedingt durch die Teilung Deutschlands entstanden zwei Zentren des geistlichen Lebens der Evangelisch-Johannischen Kirche, das St.-Michaels-Heim in West-Berlin und die Siedlung Waldfrieden in Blankensee. 1961 bestimmte Frieda Müller ihre Tochter Josephine (* 1949) zur Nachfolgerin. 1975 wurde offiziell die Bezeichnung Johannische Kirche angenommen. Die Gemeinschaft entfaltete eine von beiden deutschen Staaten anerkannte karitative Arbeit. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus der 1945 von der Roten Armee besetzten Friedensstadt erhielt die J. im Juni 1994 die Siedlung zurück und baute sie zu einem Gemeinwesen auf christlich-sozialer Grundlage aus.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Metzger, Anger ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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