Delphi Filmpalast am Zoo

Charlottenburg,
Kantstraße 12 a.

Dia-Serie Delphi Filmpalast am Zoo Das "Delphi" wurde 1927/28 von Bernhard  Kontext zu: Sehring BernhardSehring als Tanzlokal erbaut. In den folgenden Jahren war es eines der beliebtesten Tanzlokale Berlins und schrieb Berliner Jazzgeschichte. So entwickelte es sich zum Swing-Mekka an der Kantstraße. Hunderte von Jugendlichen, so genannte Swing-kids, drängten sich des öfteren vor dem Eingang, so dass der Tanzpalast immer wieder wegen Überfüllung schließen musste. Ab 1941 war es jedoch verboten, Titel aus den USA zu spielen, und die Musiker versuchten, amerikanische Hits einzudeutschen. 1943 wurde das Delphi geschlossen und im Krieg dann schwer beschädigt: Er brannte aus und das Dach stürzte ein. 1947 bis 1949 wurde der alte Palast in vereinfachter Form - ohne Säulen, Putten und antikem Schmuck - als Kino wieder hergestellt. Der D. verfügte bei seiner Eröffnung im Vergleich zu den anderen Berliner Kinos über die größte Leinwand und die modernste technische Ausstattung. Außerdem war er mit über tausend Plätzen in Deutschland unübertroffen. 1952 fanden im D. die II. Internationalen Filmfestspiele statt - ein Hauch von Hollywood wehte hier. Im gleichen Jahr wurde im D. als erstem Berliner Kino eine pausenlose 3D-Vorführung gezeigt. 1955 erfolgte die Umrüstung auf Cinemascope. Zudem war der D. eines der ersten Kinos, in denen 70-mm-Filme aufgeführt werden konnten. Schon deshalb und wegen seiner Leinwand von 120 m² war er prädestiniert für die großen Premieren von "Ben Hur" und "My Fair Lady". Beide Filme liefen 50 bzw. 52 Wochen im D. Mit dem Fernsehen kam allerdings ab Mitte der 1960er Jahre die Flaute. Außerdem erwuchs am Kurfürstendamm, Breitscheidplatz und Tauentzien mächtige Konkurrenz: Bald beherrschten der Zoo-Palast und der Royal-Palast die Szene. Als 1980 Pläne bekannt wurden, den D. in ein vom Marktführer Zoo-Palast betriebenes Großkino umzuwandeln, solidarisierten sich Off-Kino-Betreiber und Publikum gegen die Übernahme und organisierten sogar einen Streik. Zu dieser Zeit hatte sich in den Kellerräumen des D. mit der  Kontext zu: Vaganten BuehneVagantenbühne und dem Jazzclub  Kontext zu: QuasimodoQuasimodo bereits eine rege Kulturszene etabliert. In Anbetracht der Bedeutung des D. für das Kulturleben der Stadt sah sich der Senat schließlich veranlasst, mit einem langfristigen Pachtvertrag die Zukunft des Hauses zu sichern. Mitte der 1980er Jahre wurden der Saal renoviert und die Vorführtechnik auf den neuesten Stand gebracht und 1997/98 die historische Fassade des D. rekonstruiert. Auf dem Programm des Kinos stehen vor allem Premieren und Erstaufführungen. Der D. gehört zu den Berlinale-Kinos. Hier werden die Beiträge zum Internationale Forum des Jungen Films gezeigt. Der D. ist ein dreigeschossiges Gebäude, an der Kantstraße im Erdgeschoss mit vorgelagertem Café "Quasimodo", vor dem sich wiederum eine Gartenterrasse ausbreitet. Links führt eine Treppe hinunter zum Jazzclub "Quasimodo". An der Fasanenstraße hat das D. einen großen überdachten Eingang. Im breiten Mittelrisalit befinden sich keine Fenster. Vor dem D. stehen hier antike Säulen sowie steinerne Löwen mit Vasen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ , Flesch, Stürickow ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon