Benn, Gottfried

* 2.5.1886 Mansfeld/Kreis Westprignitz,
† 7.7.1956 Berlin,
Mediziner, Schriftsteller.

B. studierte zunächst Theologie und Philologie, später Medizin an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für militärärztliches Bildungswesen in Berlin. Am 14.3.1912 wurde er promoviert. Nach dem Studium war B. kurzzeitig Militärarzt in Prenzlau und Berlin, arbeitete aber dann bis 1914 an verschiedenen Berliner Krankenhäusern, u. a. bis zum 1.11.1911 als Unterarzt an der Berliner Charité. Am 13.11.1913 wurde er leitender Arzt des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses Charlottenburg, heute  Kontext zu: DRK Kliniken WestendDRK-Kliniken Westend. B. wohnte damals Spandauer Damm 15/16. Er arbeitete nebenbei an verschiedenen expressionistischen Zeitschriften mit, so dem "Pan", der "Aktion" und dem "Sturm". 1912 erschien sein erster Gedichtband "Morgue und andere Gedichte", der ihm viel Anerkennung und Respekt in der literarischen Welt verschaffte. Während des Ersten Weltkrieges war er Militärarzt und praktizierte danach von 1917 bis 1935 in der Belle-Alliance-Straße 12 (heute Mehringdamm, Friedrichshain-Kreuzberg). Am 29.1.1932 wurde er in die Preußische Akademie der Künste als Mitglied aufgenommen. Er veröffentlichte im selben Jahr "Goethe und die Naturwissenschaften", eine Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsches (1844-1900) Werk und mit dem Expressionismus. Im August 1934 zählte B. zu den Unterzeichnern eines im "Völkischen Beobachter" publizierten Aufrufes zur Unterstützung Adolf Hitlers (1889-1945), wandte sich aber Ende des Jahres 1934 vom NS-Regime ab. Seine Schriften wurden von den Machthabern als "entartet" deklariert. Er wurde 1936 aus der Standesgenossenschaft der Ärzte, dem NS-Ärztebund, und im März 1938 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Ferner wurde ein Publikationsverbot über ihn verhängt. Ende 1937 zog B. von der Bundesallee in die Bozener Straße 20 (heute Tempelhof-Schöneberg) um. B. versuchte seiner politischen und künstlerischen Isolation durch die Reaktivierung als Militärarzt zu entkommen. Er wurde beim Oberkommando der Wehrmacht (OKW) in der Bendlerstraße als Sachverständiger eingesetzt. Nach 1945 ließ er sich wieder in Berlin als praktizierender Arzt nieder. B. erhielt ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Dahlem, Hüttenweg 47 (heute Steglitz-Zehlendorf). Eine Gedenktafel in der Bozener Straße 20 in Tempelhof-Schöneberg erinnert an B.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Kutzbach, Killy, Reichshandbuch, Wer ist´s? 1928 ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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