Schönerer Zeile

Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Nikolassee
Name ab 15.3.1939
Name bis 31.7.1947
Namen
(früher/später)
Luisenstraße (um 1896-1939)
Sophienstraße (um 1890-1939)
Kaiserstuhlstraße (1947)
Namens-
erläuterung
Schönerer, Georg Ritter von, * 17.7.1842 Wien, † 14.8.1921 Schloß Rosenau, heute zu Zwettl, Niederösterreich, österreichischer Politiker.
Schönerer schloß 1856 die Realschule in Wien ab und ging anschließend nach Dresden, um dort sein Wissen auf kaufmännischem Gebiet zu vervollkommnen. Ab 1861 studierte er an der württembergischen Akademie Hohenheim zwei Jahre Landwirtschaft und setzte das Studium bis 1865 in Ungarn fort . 1869 übernahm er den väterlichen Besitz. Er wurde ein Anhänger der Idee von der Vereinigung Österreichs mit dem deutschen Kaiserreich. Am 14.10.1873 wählte man Schönerer in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrats. Er war anfangs Mitglied des liberalen deutsche Fortschritttsclubs, verließ diesen aber 1877, da er ihm nicht ausreichend antisemitisch war. Von 1878 bis 1883 hatte Schönerer auch ein Mandat im nordösterreichischen Landtag. 1879 gründete er die deutsch-nationale Bewegung in Österreich. Als Presseorgan nutzten er und seine Freunde „Das Wort“ und gaben 1881 das sogenannte Linzer Programm heraus, in dem sie ein deutsches Agrarrecht und eine Sozialversicherung forderten, um, wie sie meinten, das deutsche Volkstum zu erhalten und zu schützen. Dem Linzer Programm wurde 1885 eine antisemitische Klausel hinzugefügt. Schönerer wurde zu einem fanatischen Verehrer Richard Wagners. Da er in seinem Kampf die Habsburger Monarchie nicht aussparte, wurde Schönerer 1888 durch persönliche Veranlassung Kaiser Franz Josephs I. für vier Monate in den Kerker verbannt. Er verlor sein Mandat, und der Adelstitel wurde ihm aberkannt. Schönerer verfügte über zahlreiche enge Kontakte zu in Deutschland agierenden antisemitischen Partein. Er trat mehrmals im 1890 gegründeten Antisemitischen Wahlverein in Hamburg auf und hatte auch zu der am 7.10.1894 in Eisenach gegründeten Deutschsozialen Reformpartei enge Verbindung. 1901 bildeten Schönerer und seine Anhänger die Alldeutsche Vereinigung. Neun Jahre später wurde daraus der deutsche Nationalverband, der 1911 die stärkste Fraktion im Reichsrat bildete, während des Ersten Weltkrieges 1917 jedoch zerfiel. Schönerer war von 1897 bis 1903 erneut Mitglied des Reichsrates, und auch der Adelstitel wurde ihm 1917 wieder zuerkannt. Er starb zurückgezogen auf seinem Schloß.
  Die Luisenstraße und Sophienstraße wurden 1939 in Schönerer Zeile umbenannt.
aktueller Name Kaiserstuhlstraße


© Edition Luisenstadt, 2008
www.berlingeschichte.de