WERTAUSGLEICHS-RAHMENPROGRAMM
(1977)
Das
vom Berliner Senat im Dezember 1977 verabschiedete "Rahmenprogramm für
benachteiligte Bezirke zur Verbesserung der Wertgleichheit der Lebensverhältnisse
in Berlin (Wertausgleichs-Rahmenprogramm)" zielt auf eine Verbesserung
der durch Segregation (räumliche Trennung, insbesondere durch Konzentration
von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten in verschiedenen
Stadtteilen) entstandenen räumlichen Ungleichheit in den Lebensverhältnissen
in verschiedenen Westberliner Stadtbezirken.
Das W. bringt die vom 1977-1981 Regierenden Bürgermeister von Berlin,
Dietrich Stobbe (SPD), im Mai 1977 angekündigte "bewußte Hinwendung
zur Stadtpolitik" zum Ausdruck, wonach "Wertausgleich" und "Wertgleichheit"
zu Markenzeichen künftiger Stadtpolitik und Stadtentwicklungsplanung
werden sollten.
Unter Wertausgleich der Lebensverhältnisse wird im W. "die gleichmäßige
qualitative Versorgung der Gebiete mit Wohnungen, die gleichmäßige
quantitative und qualitative Ausstattung mit öffentlicher Infrastruktur
sowie der Einsatz kompensatorischer öffentlicher Angebote in sozialstrukturell
benachteiligten Gebieten verstanden".
Eine Schlüsselrolle nimmt in dem W. der Begriff "benachteiligte Gebiete"
ein. Er bezieht sich vor allem auf unterdurchschnittliche Verhältnisse
in der Wohnsituation, in der Versorgung mit sozialer Infrastruktur und
auf das Vorhandensein benachteiligter Bevölkerungsgruppen in den
Arbeiterbezirken mit hohem Anteil an ausländischen Arbeitern wie
in Kreuzberg, Wedding und Neukölln. Der Wertausgleich sollte in den
benachteiligten Bezirken nach folgenden Kriterien erfolgen:
1. | Wohnqualität (Alter und Ausstattung der Wohnungen) |
2. | Sozialstruktur (Anteil der Einwohner mit Hauptschulabschluß, Anteil der Arbeiter, Anteil der Ausländer) und |
3. | Angebot an öffentlichen Einrichtungen und Leistungen (Ausstattungsvergleich). |
Ende 1999 lebten 433 562 Ausländer mit Hauptwohnung in Berlin, davon
357 606 in Berlin-West und 75 956 in Berlin-Ost.
Ausländer
am Ort der Hauptwohnung in ausgewählten Bezirken am 31.12.1998:
|
darunter aus
|
Bezirk
|
Insgesamt
|
Türkei
|
Polen
|
EU
|
Neukölln Kreuzberg Wedding Mitte Hellersdorf
Weißensee |
63 333 50 497
47 672
9 268
3 101
2 100 |
27 571
27 610
24 399
617
124
125 |
3 662
1 653
2 183
615
283
165 |
6 333
5 798
4 291
2 123
253
575 |
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1999/56
Quellen und weiterführende Literatur:
Abgeordnetenhaus von Berlin: Regierungserklärung des Regierenden
Bürgermeisters, Sten. Ber. 7/59 v. 26.5.1977; Abgeordnetenhaus von
Berlin: Bericht zum Wertausgleichs-Rahmenprogramm, Drucksache 7/1109 v.
13.1.1978; Borghorst u.a. 1982/10-11
(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004
Stadtentwicklung
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