E i n f ü h r u n g

Die Olympischen Spiele der Neuzeit haben ihre ersten hundert Jahre hinter sich. Sie sind somit in die Jahre gekommen, aber sie sind weder vergreist noch altmodisch geworden. Trotz vieler Unkenrufe, die es in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Vorfeld jeder Olympiade gegeben hat, trotz pessimistischer Nachbetrachtungen nach den Spielen - der Reiz und die Ausstrahlung sind erhalten geblieben.
Von Athen 1896 bis in die Gegenwart entstand so eine ganz eigene Geschichte: mit ihren Höhen und Tiefen, ihren Erfolgen und Niederlagen, ihren Sternstunden und ihren schwärzesten Momenten. Die Olympischen Spiele haben die Katastrophen zweier Weltkriege überstanden, sie konnten weder durch Boykotts noch durch terroristische Anschläge am Weiterleben gehindert werden, sie verkrafteten Kostenexplosionen und Kommerzialisierungen; und ein Ende dieser Lebenskraft ist auch für die Zukunft nicht abzusehen.

Die entscheidende Quelle dieser nunmehr über hundertjährigen Bewegung sind die Menschen, die sich dem Sport und der olympischen Idee verbunden fühlen. So wie die Spiele der I. Olympiade der Neuzeit 1896 in Athen ohne das Engagement unzähliger Enthusiasten nicht möglich geworden wären, so hätte es auch die weiteren Spiele der Neuzeit nicht gegeben, wenn nicht Zehntausende von Sportlern in allen Teilen der Welt auf dieses Ziel hingearbeitet hätten.

Natürlich haben sich die Zeiten und Bedingungen in diesen mehr als hundert Jahren geändert. 1896 war es für viele Sportler noch ein Abenteuer, nach Athen zu fahren. Deutschen Athleten drohten sogar Schikanen und Sperren seitens ihrer Sportverbände, die sich ablehnend zur Idee von Olympia verhielten, nicht zuletzt, weil der Gedanke von einem Franzosen, Pierre de Coubertin, kam. 2000 schafften viele Sportler wegen der hohen Qualifikationsmarken ihrer Länder nicht den Sprung nach Sydney. Aus der bangen Frage, ob denn genügend Sportler zu den Spielen kommen, wurde inzwischen die ebenso bange Frage, ob denn nicht zuviele Sportler an den Wettkämpfen teilnehmen.
Bedeutsam aber bleibt stets, daß es die Olympioniken sind, die den Geist und die Leistungen, die Bedeutung und das Ansehen der olympischen Spiele prägen.
Das gilt auch für die Berliner Sportler, die in den über hundert Jahren an den Spielen teilgenommen haben. Es ist wohl nicht zufällig, daß der erste deutsche Olympiasieger Carl Schuhmann und die ersten erfolgreichen Starter wie Alfred Flatow, Fritz Hofmann und Hermann Weingärtner aus der deutschen Hauptstadt kamen.
Auch bei den deutschen Olympioniken mit den meisten Olympiateilnahmen liegen Berliner vorn: Die Segler Willi Kuhweide und Jochen Schümann haben an fünf bzw. sechs Spielen teilgenommen und waren überaus erfolgreich.
Der Anteil Berliner Athleten an den deutschen Mannschaften war über die Jahrzehnte zwar unterschiedlich hoch, belegte aber stets die Sport- und Olympiabegeisterung der Stadt. An den Athener Spielen von 1896 beteiligten sich 19 deutsche Sportler, davon kamen 15 aus Berlin. Die deutsche Mannschaft von Athen 2004 zählte 453 Aktive; 47 davon vertraten die Hauptstadt.

Daß die Spiele von 1936 in Berlin unter dem schlimmen Zeichen der politischen Ausnutzung für das NS-System standen, daß die deutsche olympische Bewegung wie Deutschland überhaupt für Jahrzehnte gespalten war und mit zwei Mannschaften bei den olympischen Wettkämpfen auftraten - all das konnte den sportlichen Willen und die olympischen Ideen bei den Athleten selbst nicht in Vergessenheit geraten lassen. Es ist daher mehr als legitim, anläßlich der mehr als hundertjährigen Olympiageschichte jene Berliner Sportler hervorzuheben, die als Olympioniken in einer deutschen Mannschaft gekämpft haben.

In der vorliegenden Publikation sind alle Sportler enthalten, die in der Zeit von Athen 1896 bis heute an olympischen Spielen teilgenommen haben sowie als Ersatzleute nominiert waren und die während dieser Zeit für einen Berliner Sportverein starteten.
Alle Medaillengewinner werden mit einer knappen Biographie vorgestellt. Dabei erfolgt eine Konzentration auf die sportliche Laufbahn. Daran anschließend gibt eine alphabetisch geordnete Liste Aufschluß über alle Berliner Olympioniken.
Sie enhält die Jahreszahlen der jeweiligen Spiele, gibt Auskunft, in welcher Sportart der Sportler gestartet ist, und nennt gewonnene Medaillen. Alle Medaillengewinner werden hervorgehoben.
In einer weiteren Aufstellung werden die Berliner Olympioniken den Spielen zugeordnet, bei denen sie an den Start gingen, wobei hier die Sportler nach Disziplinen zusammengefaßt sind.

Leider konnten nicht alle biographischen Daten ermittelt werden. Für Ergänzungen, Hinweise und Korrekturen sind die Verfasser dankbar. Sie können an den Luisenstädtischen Bildungsverein e.V., Markgrafendamm 24, 10245 Berlin gerichtet werden.

Der Herausgeber


© Edition Luisenstadt, September 2004