Die Berliner Gören

Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.
Eine echte Berliner Pflanze war zunächst eine »Göre« oder »Jöre«. Geradezu sprichwörtlich ist die Aufgewecktheit und Schlagfertigkeit der Berliner Rangen, denen nicht zuletzt Altmeister Heinrich Zille mit seinen »Milljöh«-Zeichnungen ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Die »Kleenen« sind keß und altklug, lassen sich »nich for dumm vakoofen«. Und was in anderer Mundart vielleicht als grobe Frechheit ausgelegt wird - bei Berliner Gören muß man belustigt schmunzeln. Eine Kostprobe gefällig?

Zwei Jungen unterhalten sich:

» 'n Radio hab ick mir jewünscht, und `ne Trommel hat ma Tante jeschenkt.«

»Kannste se nich umtauschen?«

»Nee, Mensch, dazu is die Olle zu häßlich ...«

Die Welt hat sich verändert. Auch die Berliner Welt. Nicht aber der Spree-Athener - er ist immer noch der mit »Herz und Schnauze« und wird es hoffentlich auch bleiben.


© Edition Luisenstadt, CD-ROM 1997: Berlin. Ansichten.
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