Café Schilling

(Hofkonditorei Schilling)
Charlottenburg,
Kurfürstendamm 234.

Dia-Serie Café Schilling 1843 gründete August Schilling († 1866) in der Friedrichstraße 209/Ecke Kochstraße Konditorei und Café A. Schilling. Nach seinem Tod übernahm sein Neffe, Hermann Giese, der auch Konditormeister war und bald das Unternehmen als  Kontext zu: Hofkonditorei SchillingHofkonditorei führte. Ab 1895 führte Gieses Gattin das Geschäft. Im Jahre 1901/02 entstand die Filiale am Kurfürstendamm (die später das Hauptgeschäft wurde). Hier hatte das Architektenbüro Zaar & Vahl 1900 bis 1902 ein Mietshaus gebaut. In ihm befand sich von 1901 bis 1977 das C. Der Hauptraum hatte antike Proportionen sowie reich verzierte Stuckdecken. Der hintere Raum galt als Rauchzimmer. 1911 wurde vor dem C. eine Terrasse von 120 m² angelegt. Das gemütliche C. galt als Treffpunkt eleganter Frauen, die hier nach dem Einkauf oder Bummel auf dem Kurfürstendamm eine Tasse Kaffee tranken. Der flanierende Herr suchte und fand hier seinen Flirt (die Terrasse wurde das "Heiratskontor" genannt), der Geschäftsmann Entspannung. Das C. blieb im Zweiten Weltkrieg - im Gegensatz zu mehreren anderen Cafés am Ku'damm - unbeschädigt. Schon bald danach war es wieder ein schönes, stilvolles Kaffeehaus (mit gutem Gebäck sowie echter Fleischpastete), wo vornehme Gäste mit gedämpfter Stimme sprachen. Durch die großen Glasfenster (bzw. im Sommer von der Terrasse) konnte man auf die Gedächtniskirche schauen oder das rastlose Treiben auf dem Kurfürstendamm verfolgen. 1977 übernahm dann die Oscar Möhring GmbH das Café. Diese betrieb hier bis 1981 das "Caféhaus" und von 1981 bis 1993 das "Café Möhring". Letzteres musste schließlich der Filiale eines Modekonzerns weichen. Die Schließung des traditionsreichen Cafehauses, das sich 92 Jahre an diesem Ort befunden hatte, markierte einen Höhepunkt im Wandlungsprozess des Kurfürstendamms vom "größten Caféhaus Europas" zur reinen Büro- und Geschäftsstraße und Shopping-Meile. Zwar gab es viel Kritik an der Schließung, doch niemand versuchte sie ernsthaft zu verhindern. Lediglich das Interieur wurde unter Denkmalschutz gestellt.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Caféhaus, Wien, Stürickow ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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