Meyers Hof

Die Wohn- und Gewerbeanlage befand sich in Wedding (Oranienburger Vorstadt,
heute Gesundbrunnen),
Ackerstraße 132/33,
und gilt gemeinhin als größte Berliner Mietskaserne.

Bauherr war 1874 der sozial engagierte Textilfabrikant Jaques Meyer. Anstelle der Barackenbebauung der Ackerstraße ließ er diese Hofanlage bauen, von  Kontext: Wilhelm I., Preußischer König und Deutscher Kaiser Wilhelm I. als „soziale Tat“ gefeiert. Meyers Hof bestand aus 6 Höfen, jeder mit zwei vierstöckigen Quergebäuden, in einem Abstand von jeweils zehn Metern hintereinander errichtet. In die Höfe gelangte man durch gewölbte Durchgänge, für jedes Haus gab es zwei Seiteneingänge. Nach einheitlichem Grundriß befanden sich in jedem Haus fünfzig Kleinwohnungen, meist Stube und Küche, in jedem Stockwerk durch einen gemeinsamen Flur erschlossen. Bis zu 2 000 Menschen sollen im Berlin der Kaiserzeit hier gelebt haben. Der Wohnungsstandard war katastrophal und führte zu gesundheitlichen Schäden. Nach dem Verkauf von Meyers Hof durch die Erbengemeinschaft wurde das Mietshaus rasch Spekulationsobjekt und wechselte immer wieder den Eigentümer. In den Jahren der Wirtschaftskrise blieb sie Symbol des Berliner Mieterelends. Als sich die Bewohner 1932/33 den Berliner Mieterstreiks anschlossen, wurde dies ein Signal für die drängenden sozialen Probleme. Für den Nationalsozialismus waren Änderungen vor allem eine politische Notwendigkeit zur Austrocknung des „roten Sumpfes“. Von M. blieben nach dem Krieg das Vorderhaus und das erste Hinterhaus, die hinteren Quergebäude waren vollständig zerstört. Im Zuge der Sanierung des Wedding zu Beginn der sechziger Jahre erwarb die DeGeWo einen Großteil der Grundstücke. Für Block 262, auf dem Meyers Hof stand, bekam eine der kleineren gemeinnützigen Baugesellschaften, die Alexandra-Stiftung, den Zuschlag. Diese begann nach dem Kauf 1965 mit der Entmietung. 1970 verzeichnete das Berliner Adreßbuch noch 42 Mietparteien in den 82 Wohnungen. Am 17. Oktober 1972 wurde Meyers Hof gesprengt.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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