Liebich, Constantin

* 09.06.1847 Breslau,
† 29.12.1928 Berlin,
Journalist, Schriftsteller.

L. kam als gelernter Drechsler in seinen Wanderjahren 1880 nach Berlin und wurde ein begeisterter Anhänger des Hofpredigers, Gründers der „Berliner Stadtmission“ und der Christlich-Sozialen Partei Adolf Stoecker (1835–1909). Unter dessen Einfluß wurde L. Journalist der konservativen Presse. Im Dezember 1882 gründete L. den Verein „Dienst an Arbeitslosen“, der 1883 in das christliche Vereinshaus in der Müllerstraße 6 umzog. Am 29. 9. 1900 wurde der Verein als Eigentümer des Grundstückes in der Ackerstraße 52/Hussitenstraße 71, das der Rittergutsbesitzer Hermann Fölsch dem Verein geschenkt hatte, ins Grundbuch eingetragen. Ein Jahr später begann der Verein mit dem Bau eines Hauses in der Hussitenstraße 71 und eines Quergebäudes, ab 1902 im Volksmund „Schrippenkirche“ genannt. L. gab 1901 den Vereinsvorsitz ab und wurde besoldeter Direktor. 1883 erschien sein Roman „Der Somnambule oder der schlafende Prediger“. In den Romanen „Obdachlos“ 1894 und „Im Abgrund“ 1897 beschäftigte er sich mit der Lage der Arbeitslosen und Obdachlosen. In seinem sozialen Roman „Ein Arbeitsheer“, der 1902 erschien, entwickelte er die Utopie eines ländlichen Arbeitsdienstes. Arbeitslose und Obdachlose sollten aus den Städten verschwinden und in militärisch verwalteten Gemeinwesen Ödland bewirtschaften. L. wurde auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I (Kreuzberg) bestattet. Eine Gedenktafel in der Ackerstraße 52 erinnert an L. und den Verein.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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