Ursulinenschule und-kloster

Kreuzberg,
Axel-Springer-Straße (ehemals Lindenstraße) 39.

1855 übernahmen Nonnen des Breslauer Ursulinenklosters das Haus Lindenstraße 48 (heute 39) und richteten hier das Kloster, eine höhere Töchterschule, ein Pensionat und das erste Waisenhaus mit einer Elementarschule für Mädchen ein. 1857 wurde die Einrichtung durch päpstlichen Erlass vom Breslauer Kloster unabhängig und das erste und bis 1954 einzige Ursulinenkloster in Brandenburg. 1859 wurde im rechten Seitenflügel auf dem Hof die vierte katholische Kirche nach der Reformation in Berlin und 1861 ein Konventsgebäude errichtet. Neben Gottesdiensten widmeten sich die Nonnen der Erziehung und Bildung adliger Mädchen und der Betreuung von Waisenkindern. Im Zuge der Säkularisierung kirchlichen Eigentums wurde das Kloster durch eine Verfügung des Berliner Polizeipräsidenten Guido von Madai (1810–1892) vom 20.07.1875 bis 1877 aufgelöst. Das Haus in der Lindenstraße blieb den Berliner Ursulinen, die in Böhmen eine neues Kloster gründeten, erhalten. Es wurde von der St. Hedwigskirche verwaltet und als Pensionat genutzt. Nach Abschaffung des Gesetzes zur Aufhebung der Klöster, begann das U. am 02.02.1889 wieder zu wirken. 1911 wurde im Hof ein viergeschossiger Neubau für die höhere Töchterschule errichtet. Bis 1913 wurden die Bildungseinrichtungen des Klosters schrittweise in staatliche Einrichtungen überführt. Der Berliner Konvent der Ursulinen war weiter hier ansässig. Ab 1933 wurde die Tätigkeit des Klosters durch das NS-Regime systematisch eingeschränkt. 1937 musste das Haus Nr. 39 an die benachbarte Feuerwache verkauft werden. Im Zweiten Weltkrieg wurden der Schulneubau und die Kapelle schwer beschädigt und nach 1945 abgetragen. Die noch vorhandenen Gebäude wurden gewerblich genutzt. Ab 1962 begann man Künstleratelierwohnungen einzurichten. 1985 organisierte die Galeristin Heidi Springfeld Veranstaltungen in der Tradition der "Berliner Salons" und später eine Zeit lang die Galerie "Neue Räume". 1987 wurde das Cafe "Springfeld" im Erdgeschoss des Seitenflügels eingerichtet.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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