Theater des Jüdischen Kulturbundes

befand sich 1933 bis 1941 in Kreuzberg,
erst in der Charlottenstraße, ab 1935 in der Kommandantenstraße 57 (später 58/59).

Es hatte seinen Ursprung im Kulturbund Deutscher Juden, der 1933 für die jüdischen, nun stellenlosen Künstler auf Betreiben der Nationalsozialisten als Selbsthilfeunternehmen gegründet worden war. Dieser, 1934 in Jüdischer Kulturbund umbenannt, war Instrument der schrittweisen völligen Ausgrenzung der jüdischen Künstler bis zur physischen Vernichtung. Das Berliner Theater in der Kreuzberger Charlottenstraße, erste angemietete Bühne, eröffnete am 01.10.1933 mit Lessings "Nathan der Weise", schloss jedoch 1935 wegen Baufälligkeit. Anschließendes Domizil wurde das leerstehende "Theater in der Kommandantenstraße" (Grundstück heute Teil der  Kontext: Otto-Suhr-SiedlungOtto-Suhr-Siedlung), 1906 bis 1916 bekannt als Herrnfeld-Theater. Vom Schauspiel über Musiktheater bis hin zu Kabarett, Konzert, Film und Vortrag waren alle hier vertretenen Kunstgattungen zahlenden und mit Lichtbildausweis ausgestatteten, ausschließlich jüdischen Mitgliedern des Kulturbundes zugänglich. Zunehmend wurde die Aufführung deutscher Autoren und Komponisten untersagt. Die letzte Inszenierung dort war 1939 Kálmáns "Gräfin Mariza". Bis zur Zwangsauflösung des Kulturbundes am 11.09.1941 war nur noch der Kultursaal des Nachbarhauses (den Armin-Hallen zugehörig) verfügbar. Das Theatergebäude wurde 1944 zerstört, die Ruine 1953 gesprengt. Kurt Singer (1885–1944), Neurologe, Musikwissenschaftler und Dirigent, gründete und leitete bis zum Pogrom 1938 das T. Er kam 1944 in Theresienstadt um. Zu den hier ebenfalls wirkenden Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur gehörten unter anderem Julius  Kontext: Bab, JuliusBab, die Regisseure Fritz Jessner (1889–1946) und Fritz Wisten (1890–1962), letzterer auch als Schauspieler, sowie Dirigenten wie Joseph Rosenstock (1895–1985) und Wilhelm Steinberg (1899–1978), die in späteren Jahren international bekannt wurden.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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