St.-Thomas-Kirche

Kreuzberg,
Mariannenplatz.

Dia-Serie St.-Thomas-Kirche Friedrich Adler (1827–1908) errichtete 1864–1869 den Monumentalbau in Backstein im neoromanischen Stil. Die 3000 Besucher fassende Kirche war einer der größten Berliner Sakralbauten und galt als bedeutenster Kirchenbau der Schinkel-Schule. Beidseitig des südwestlich angelegten Haupteingangs ragt je ein mehrgeschossiger quadratischer Turm mit bekrönender Engelsfigur in 48 m Höhe empor. Dem kurzen Langhaus mit zwei Querschiffen folgt ein geschlossener abgerundeter Chor. Über der Vierung des kreuzförmigen Baus erhebt sich die 56 m hohe Kuppel in Form eines Zylinders. Über einem Granitsockel ist die Außenfront reich an Gliederung durch Lisenen, Strebepfeiler, Zierfriese und Galerien. Fensterreihung und Galerie wiederholen sich an der runden Kuppel. Den Kriegszerstörungen und Ausstattungsverlusten gegen 1945 folgte zwischen 1956 und 1963 der Wiederaufbau durch Werner Retzlaff und Ludolf von Walthausen. Während die Außenfront die Originalgestalt weitgehend behielt, erfuhr der Innenraum grundlegende Neugestaltung durch Verlegung von Kanzel und Altar in die Vierung und Erweiterung der Orgelempore. Ab 1985 blieb die Kirche wegen Asbestsanierung geschlossen, der sich bis 1998 eine Restaurierung der Außenfassaden anschloss. Erst seit 1999 ist die Kirche wieder geöffnet. Die evangelische Gemeinde entstand am 19.03.1864 durch Abtrennung von der Luisenstadtgemeinde. Seit dem 06.05.1865 heißt sie nach dem zweifelnden Thomas (etwa um Christi Geburt 72), einem der zwölf Apostel. Am 15.10.1865 erfolgte die Grundsteinlegung, am 21.12.1869 die Weihe der Kirche. Die Bauzeit überbrückte eine hölzerne Notkirche, die danach noch mehrfach umgesetzt und genutzt wurde. Gegen 1887 gehörten zur Gemeinde an die 150 000 Gläubige, während es heute noch um die 2200 sind. Nach dem Bau der Mauer 1961 war die Gemeinde geteilt. In Kreuzberg widmete sie sich zunehmend sozialen Problemen, engagierte sich beispielsweise in den 1980er Jahren als Vermittlerin bei den Hausbesetzungen. Heute bietet die denkmalgeschützte, täglich geöffnete Kirche neben Gottesdiensten auch kulturelle Ereignisse wie Ausstellungen und Konzerte. In der Apsis der Kirche befindet sich der Arbeits- und Obdachlosentreff "Café Krause".

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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