Moviemento

Kreuzberg,
Kottbusser Damm 22/Boppstraße.

Das seit 1984 den Namen "Moviemento" tragende Kino ist vermutlich das älteste Lichtspieltheater Berlins. Der Saal für die Zuschauer wurde 1907 in das erste Obergeschoß des 1905/1906 errichteten Wohn- und Geschäftshaus des Architekten Adolf Uedinck eingefügt. Angaben in den Berliner Adressbüchern zufolge hatte in den Räumen des Kinos 1908 kurzzeitig die "Deutsche Bioskop-Gesellschaft" ihren Sitz, die Vorführgeräte und anderes Kinozubehör vertrieb und hier auch Stummfilme zeigte. Aus dem Jahre 1911 ist ein Beleg für die Existenz des "Vitascope-Theaters" unter der Adresse des M. überliefert. Die in Verbindung mit dem M. immer wieder kolportierte Legende, wonach Gastwirte namens Alfred Topp oder Emil Pott, auf die sich das geflügelte Wort vom "Kintopp" oder "Kinpott" beziehen soll, erste Betreiber des Kinos gewesen wären, läßt sich jedoch nicht belegen. Der Grundriss des Eckhauses bedingte, dass zwei Zuschauerräume parallel zur Außenfassade in einem Winkel von 45 Grad angelegt wurden. Eine frontal zu den Sitzreihen des größeren Saales aufgestellte transparente Leinwand ermöglichte, dass die Besucher von beiden Räumen aus den Film verfolgen konnten. Während die Projektion im größeren Saal in der üblichen Weise erfolgte, sahen die Zuschauer im kleinen Saal hinter der Leinwand das seitenverkehrte und das mit Hilfe einer Spiegelwand wieder zurechtgerückte Bild. Diese Spiegelprojektion war eine Besonderheit der "Hohenstaufen-Lichtspiele", die sich hier zwischen 1930 und 1959 befanden. Danach hieß das Kino "Taki", seit 1977 "Tali" und anschließend "Das lebende Bild". Im wesentlichen behielt das Lichtspieltheater bis 1984 seine räumliche Struktur. Auch die Fassadengestaltung wurde nur geringfügig verändert. Ende der 80er/Beginn der 90er Jahre zeichnete Tom Tywker im M. für die Filmauswahl verantwortlich. 1995 erfolgte die Umgestaltung zu einem Programmkino mit drei Sälen und insgesamt 232 Plätzen(1998). Das M. genießt bei Filmfreunden wegen seiner vielseitigen und auserlesenen Programmgestaltung mit Retrospektiven, Programmreihen und Themenschwerpunkten (ein Schwerpunkt sind Originalfilme mit Untertiteln) eine guten Ruf und wurde deshalb schon mehrfach ausgezeichnet.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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