Eine Rezension von Björn Berg


Dürre Dichterlandschaft?

Peter Walther (Hrsg.): Märkische Dichterlandschaft

Ein illustrierter Literaturführer durch die Mark Brandenburg. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1998, 368 S.

Manchmal macht nicht mal das Meckern Spaß. Zumal dann, wenn man für das dankbar ist, was man bekommen hat, obwohl das unvollkommen ist. Der von Peter Walther herausgegebene Band Märkische Dichterlandschaft ist unvollkommen. Er wird nicht vollkommener, wenn im Hauptteil der Publikation unterm Stichwort „Blankenfelde“ nicht nur Hanns Maaßen genannt würde. Der Spanienkämpfer und Sprecher des Freiheitssenders 29,8 ist im Blankenfelder Ehrenhain der Verfolgten des Nazi-Regimes beerdigt. Weit engere Bindungen an den Ort hatten Autoren wie Helene von Hülsen und Wolfgang Joho. Keine Erwähnung ist Walther und seiner Mittäterin, Carmen Winter, das geschichtsträchtige Rangsdorf wert. Hier hielt sich Heinrich Mann gern auf, und 1933 bot die Gemeinde Paul Zech Schutz, bevor er emigrierte. Walthers/Winters Buch handelt überwiegend mit Secondhand-Ware. Material zur Literatur in Brandenburg ist nicht üppig. Walther will es mehren. Mit seinem abwägenden Wissen, das ihn auch vergatterte auszuwählen, aufzunehmen, auszulassen. Das bedeutete auch, die gegenwärtigen Grenzen der Mark Brandenburg zu beachten und zu berücksichtigen. Bedeutete, lebende Autoren des Platzes zu verweisen. Diese Haltung bestimmte den historisierenden Charakter der aktuellen Publikation. Um so fraglicher, daß einmal geschriebene Legenden fortgeschrieben werden. Zum Beispiel die von dem Franz Fühmann, der „in Märkisch Buchholz seit den fünfziger Jahren eine ausgebaute Garage als Sommerunterkunft nutzte“. Wahr ist, daß Märkisch Buchholz zu dem Konzentrations- und Arbeits-Lebensort für Fühmann wurde, der ihn an seine böhmische Heimat erinnerte. Die oft erwähnte Garage beherbergte die Bibliothek des Schriftstellers. So gut Historie von Legenden lebt, so gut lebt sie auch von Klischees. Die kann sich Walther vor allem in seinem Textbeitrag „Literatur in Brandenburg nach 1945“ nicht verkneifen. Wiederholt berichtet er von der „Flucht“ der Autoren aus dem Osten. Mancher ging, so sagte man, von Potsdam nach Westberlin und weiter. Mängel anderer Art verantwortet nicht der Herausgeber-Autor. Der „Illustrierte Literaturführer“ ist zu gering und zu mangelhaft illustriert. Der Band ist zu billig und zu beliebig ausgestattet. Daß die Mark Brandenburg keine literarische Wüste ist, haben - so lange ist das nicht her - Günter de Bruyn und Gerhard Wolf mit der Buch-Reihe Märkischer Dichtergarten bewiesen. Peter Walther ist also nicht der Entdecker einer Oase. Er nimmt mit in ein deutsches Literaturland, über das bisher zu wenig gesagt wurde. Nun ist mehr zum Thema da. Also, nicht nur meckern! Weitermachen, Peter Walther!


(c) Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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