4. November
Karl Heinrich Waggerl 25. Todestag* 10. 12. 1897 Badgastein
4. 11. 1973 Wagrain (Salzburg)
Karl Heinrich Waggerl - österreichischer Schriftsteller. Aus einfachen Verhältnissen stammend, war er zunächst Lehrer, dann Kunsthandwerker und freier Schriftsteller. Bekannt wurde Karl Heinrich Waggerl vor allem durch den von dem norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun (1859-1952) beeinflußten Roman Brot (1930). In ihm - aber auch in den Romanen Schweres Blut (1931) und Das Jahr des Herrn (1933) - versuchte er aus katholischer Sicht, durch verstehendes Anteilnehmen und Mitgefühl soziale Probleme bewältigen zu helfen. Während er in seinen frühen Werken eine pessimistische Grundhaltung vertrat, dominierte später die humorvoll-fabulierende Schilderung des einfachen bäuerlichen, der Natur und ihren kleinen Dingen zugewandten Lebens - so u.a. in den Prosawerken Und es begab sich ... (1953), Die grünen Freunde (1955), Der Leibsorger (1958) sowie Kraut und Unkraut (1968) und in seiner Autobiographie Ein Mensch wie ich (1963).
6. November
Luis Cernuda 35. Todestag* 21. 9. 1902 Sevilla
6. 11. 1963 Mexico City
Luis Cernuda - spanischer Schriftsteller und Lyriker. Er studierte Jura in Sevilla, lebte dann als Literat in Madrid, nach dem Spanischen Bürgerkrieg im europäischen, amerikanischen und zuletzt im mexikanischen Exil. Seine teilweise an dem Spätromantiker Gustavo Adolfo Bécquer orientierte Lyrik thematisiert in schlichter Sprache aus der Position des Außenseiters (schmerzvoll erfahrene Homosexualität) und später des Exilierten den Gegensatz von Sehnsucht und Wirklichkeit, wie ihn der Titel seines Hauptwerks, die Lyriksammlung Die Wirklichkeit und das Verlangen (1936, ständig erweitert, Neuausgabe 1965), ausdrückt. Luis Cernuda übersetzte Werke Hölderlins und Shakespeares ins Spanische; er schrieb auch Prosagedichte - Ocnos (1942, erweitert, 3. Auflage 1963) - und Essays vor allem zur modernen spanischen und englischen Lyrik.
9. November
Dylan Thomas 45. Todestag* 27. 10. 1914 Swansea (Wales)
9. 11. 1953 New York
Dylan Marlais Thomas - englischer Schriftsteller walisischer Herkunft. Er war ursprünglich Reporter. Seine häufig dem Surrealismus, gelegentlich der Neuromantik zugerechneten Werke mit den Hauptthemen Schöpfung, Natur, Liebe und Tod beziehen ihren poetischen Reiz aus der Kraft der Naturbilder und einer leidenschaftlich-beschwörenden Metaphorik. Thomas war bedeutend als Lyriker (Gesammelte Gedichte 1934-1952 [1952] und Unter dem Mischwald [1954], lyrisches Hörspiel, auch als Bühnenstück). Er verfaßte aber auch Kurzgeschichten wie (Eines Kindes Weihnacht in Wales [hrsg. 1955]), einen Roman (Rebeccas Töchter [hrsg. 1965]), ein Romanfragment (Abenteuer in Sachen Haut [hrsg. 1955]) und Drehbücher u.a. (Der Doktor und die Teufel [1953]).
12. November
Loriot 75. Geburtstag* 12. 11. 1923 Brandenburg (Havel)
Loriot (eigentlich Bernhard Victor [Vicco] Christoph-Carl von Bülow) - deutscher Schriftsteller, Cartoonist, Film- und Fernsehautor. Loriot debütierte 1953 mit dem Cartoon-Band Auf den Hund gekommen. Hauptthema seines humoristischen Werkes sind die grotesken Auswüchse spießbürgerlichen Verhaltens und menschliche Unzulänglichkeiten, wie sie vor allem in den knollennasigen Figuren seiner Karikaturen mit feiner Ironie dargestellt werden. (Loriots Großer Ratgeber [1995], Möpse & Menschen [1995], Szenen einer Ehe [1983] u.a.). Neben zahlreichen satirischen Beiträgen für das Fernsehen - vor allem mit seiner (Fernseh-)Partnerin Evelyn Hamann - entstand 1988 der Kinofilm Ödipussi.
13. November
Peter Härtling 65. Geburtstag* 13. 11. 1933 Chemnitz
Peter Härtling - deutscher Lyriker, Erzähler und Essayist.
Er begann mit lyrisch-verspielten Gedichten, veröffentlichte 1959 den Zeitroman Im Schein der Kometen und 1964 den Roman um Nikolaus Lenau - Niembsch oder Der Stillstand. In den 70er Jahren entwickelte er thematisch und erzähltechnisch die ihm eigene Darstellung historischer Prozesse und individueller historischer Erfahrungen weiter. Diese Rezeption der Vergangenheit in der Gebrochenheit der Erinnerung kommt u. a. zum Ausdruck in dem Roman Hölderlin (1976) und in der Geschichte über Eduard Mörike - Die dreifache Maria (1982). Zeitthematik griff er wieder im Roman Das Windrad (1983) auf. - Daneben widmet sich Peter Härtling sehr engagiert dem Kinder- und Jugendbuch; für das Jugendbuch Oma (1975) erhielt er 1976 den Deutschen Jugendliteraturpreis.
17. November
Wilhelm Lehmann 30. Todestag* 4. 5. 1882 Puerto Cabello (Venezuela)
17. 11. 1968 Eckernförde
Wilhelm Lehmann - deutscher Schriftsteller. Er war bis 1947 als Lehrer und danach als freier Schriftsteller tätig. Begann mit Romanen und Erzählungen mit eigenwilligen, unkonventionellen Fabeln, in denen das Verhältnis reifer Menschen zur jungen Generations behandelt wurde. Für seinen Roman Weingott (1921) erhielt er 1923 den Kleistpreis. Bedeutend besonders in ihrem Einfluß auf die neuere deutsche Lyrik sind seine formenstrengen Gedichte. Hier stellt er in bilderreicher Sprache die enge Beziehung von Mensch und Natur dar, z. B. in der Lyriksammlung Der grüne Gott (1942), aber auch in den Gedichtbänden Antwort des Schweigens (1935), Entzückter Staub (1946) und Überlebender Tag (1954).
20. November
Nadine Gordimer 75. Geburtstag* 20. 11. 1923 Springs (Transvaal)
Nadine Gordimer - südafrikanische Schriftstellerin englischer Sprache. Ihr Werk ist geprägt von der Überzeugung, daß in Südafrika auch ganz persönliche Erfahrungen durch die Strukturen der Rassengesellschaft bestimmt sind und eine Selbstfindung des Individuums sich nur in Auseinandersetzung mit diesen Vorgaben vollziehen kann. Zentrale Themen in ihren Erzählungen und Romanen sind die Unfähigkeit, sich mit der südafrikanischen Situation auseinanderzusetzen (Der Besitzer [1974]), die Frage nach den Möglichkeiten eines weißen Engagements (Burgers Tochter [1979]) sowie die künstlerisch und psychologisch eindrucksvoll gestaltete Durchleuchtung liberaler Ideale (Die Hauswaffe [1998]). Nadine Gordimer schreibt auch literaturkritische und politische Essays. Sie zählt zu den wichtigsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Für ihr Werk erhielt sie bedeutende Auszeichnungen, darunter den Pulizer-Preis. 1991 wurde Nadine Gordimer für ihr engagiertes Schaffen gegen die Apartheid mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet.
22. November
Erich Fried 10. Todestag* 6. 5. 1921 Wien
22. 11. 1988 Baden-Baden
Erich Fried - österreichischer Schriftsteller. 1938 emigrierte er nach London, wo er von 1952-1968 in der deutschen Abteilung der BBC arbeitete. Fried schrieb moderne Lyrik mit Neigung zu Klang- und Wortspielereien, zum Sprunghaften, auch Kindertümlichen. Seit 1963 gehörte er der Gruppe 47 an, es entsteht politische Lyrik mit aggressiv humanistischem Engagement gegen Zeitübel und soziale Mißstände. In dem Gedichtband Höre, Israel! (1974, erweitert 1983) setzt er sich kritisch mit dem Zionismus auseinander. Er verfaßte Erzählungen (Kinder und Narren [1965], Fast alles Mög-liche [1975]), einen Roman, Hörspiele, Essays und gab die Textsammlung Nicht verdrängen, nicht gewöhnen. Texte zum Thema Österreich (1967) heraus. Fried trat auch als Übersetzer (Shakespeare, Greene, Eliot, Thomas) hervor. - Er zählt zu den produktivsten und umstrittensten Lyrikern der deutschen Gegenwartsliteratur. 1986 wurde der Lyriker mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte und 1987 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
23. November
Herbert Achternbusch 60. Geburtstag* 23. 11. 1938 München
Herbert Achternbusch - deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Filmemacher. Er schreibt meist von persönlichen Erfahrungen geprägte sozialkritische - oft provokante - Prosa, in der das Bewußtsein des Individuums in allen Arbeiten Thema, Sprache und Erzählform bestimmt. (so z.B. Die Alexanderschlacht [1971], LEtat cest moi [1972], Der Tag wird kommen [1973], Ambacher Exil [1987] und Dramen wie (Ella [1978], Kuschwerda City [1980], Sintflut [1984], Linz [1987], Weißer Stier [1987]). - Achternbusch dreht seit 1975 Filme (er ist jeweils auch Autor, Produzent und Hauptdarsteller) mit Neigung zum Grotesken, Surrealen und zu bewußten Tabuverletzungen: Bierkampf (1977), Servus Bayern (1978), Der Wanderkrebs (1984) und Heilt Hitler (1986).
25. November
Upton Sinclair 30. Todestag* 20. 9. 1878 Baltimore
25. 11. 1968 Bound Brook (New Jersey)
Upton Beall Sinclair - amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sozialreformer. Als Autor war er ständig an der Aufdeckung sozialer Mißstände interessiert. In dem Roman Der Sumpf (1905) stellte Upton Sinclair z. T. in dokumentarischem Stil mit drastischem Realismus die Ausbeutung von Arbeitern in den Schlachthöfen von Chicago dar. Auch in späteren Werken griff Upton Sinclair soziale Ungerechtigkeiten an, vertrat seine sozialistischen Überzeugungen und wurde zu einem wichtigen Chronisten seiner Zeit (Boston [1928]). 1940-1953 erschienen die elf Romane seiner vielgelesenen Lanny-Budd-Serie (Bd. 1: Welt-Ende [1940]), die den Titelhelden durch die Zeitgeschichte von 1913 bis 1949 führt. 1943 wurde er für den 3. Band Dragons Teeth mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Weitere Romane von Upton Sinclair sind: Die Börsenspieler (1908), König Kohle (1917), Petroleum (1927), So macht man Dollars (1930) und Drachenzähne (1942). - Upton Sinclair verfaßte auch Essays, politische Schriften, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Dramen.
26. November
Arnold Zweig 30. Todestag* 10. 11. 1887 Groß-Glogau (Schlesien)
26. 11. 1968 Berlin
Arnold Zweig - deutscher Schriftsteller. Der insbesondere als Erzähler, Dramatiker und Essayist bekannte Dichter begann mit impressionistischen Kleinformen, in denen er sich vor allem mit den Problemen junger zivilisationskranker Intellektueller auseinandersetzte. Durch das Erlebnis des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit wurde er zum bitteren Zeitkritiker und Humanisten, schrieb breitangelegte, stilistisch der traditionellen Erzählweise verpflichtete Romane, in denen er sich kritisch mit den gesellschaftlichen Kräften auseinandersetzte, die er in einer ethisch-moralischen Krise sah. Berühmt wurde besonders der Roman Der Streit um den Sergeanten Grischa (1927), das Kernstück des mehrbändigen Romanzyklus Der große Krieg der weißen Männer. Zu diesem Zyklus, der die Wandlung des Kriegsfreiwilligen Werner Bertin vom begeisterten Soldaten zum Pazifisten nachzeichnet, gehören ferner Junge Frau von 1914 (1931), Erziehung vor Verdun (1935), Einsetzung eines Königs (1937), Die Feuerpause (1954) und Die Zeit ist reif (1957).
28. November
Conrad Ferdinand Meyer 100. Todestag* 11. 10. 1825 Zürich
28. 11. 1898 Kilchberg bei Zürich
Conrad Ferdinand Meyer - schweizerischer Schriftsteller. Er wandte sich nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 der deutschen Literatur zu und schrieb seine Dichtungen trotz seiner französischen Bildung in deutscher Sprache. Die Menschen seiner Werke verkörpern oft das Renaissanceideal des außergewöhnlichen Menschen, des Helden oder des großen Sünders (z. B. Jürg Jenatsch [1876]). Gestaltete Hauptpersonen und ihre Handlungen werden häufig bewußt uneindeutig gelassen (so Beckett in Der Heilige [1880], Pescara in Die Versuchung des Pescara [1887] und Lucrezia in Angela Borgia [1891]). Die Novellen kennzeichnet eine kunstvoll ausgeführte Rahmenhandlung (z. B. Die Hochzeit des Mönchs [1891] und Das Amulett [1873]). - Während Conrad Ferdinand Meyer früher besonders als Prosa- und Versepiker bzw. als Historist Beachtung fand, wird er heute eher als einer der ersten lyrischen Symbolisten deutscher Sprache gesehen. Mit seinen ausgefeilten Symbolgedichten (z. B. Der römische Brunnen oder Zwei Segel) fand er eine eigene Form der Lyrik.
4. Dezember
Stefan George 65. Todestag* 12. 7. 1868 Büdesheim bei Bingen
4. 12. 1933 Minusio bei Locarno
Stefan George - deutscher Dichter und Lyriker. Als bedeutender Lyriker der deutschen Neu-romantik war er formal den französischen Symbolisten verbunden und wandte sich gegen den Naturalismus. Stefan George gewann in Deutschland einen Kreis von Schülern, die des Meisters stilisiertem Formästhetizismus (u. a. Weglassen der Satzzeichen, Kleinschreibung aller Substantive) und priesterlichem Prophetismus huldigten. 1933 verließ der Dichter das nazistische Deutschland, das ihn auf Grund des objektiv reaktionären Gehalts seiner dichterischen Verkündigung als nationalen Künder eines neuen Ethos für eine primitive Führer-und-Reich-Ideologie mißbrauchte. Als Stefan Georges künstlerisch bedeutsamste Gedichtsammlungen sind zu nennen: Das Jahr der Seele (1897), Der siebente Ring (1907) und Der Stern des Bundes (1914). Weitere Werke sind u.a. die Lyrikbände Hymnen (1890), Pilgerfahrten (1891), Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten (1895), und Das Neue Reich (1928) sowie die Prosasammlung Tage und Taten (1905).
11. Dezember
Alexander Solschenizyn 80. Geburtstag* 11. 12. 1918 Kislowodsk
Alexander Issajewitsch Solschenizyn - russischer Schriftsteller. 1945-1953 in Straf- und Sonderlagern, bis 1956 nach Mittelasien verbannt, wurde er 1957 rehabilitiert. Mit Chruschtschows Zustimmung erschien 1962 die Erzählung Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch, die erste Darstellung eines Zwangsarbeitslagers in der sowjetischen Literatur. 1967 forderte Alexander Solschenizyn in einem Brief an den 4. sowjetischen Schriftstellerkongreß die Aufhebung der Zensur und die Freigabe seiner autobiographischen Romane Der erste Kreis der Hölle (1968) und Krebsstation (1968); sie konnten nur im westlichen Ausland erscheinen (in der UdSSR wurden sie als Samisdat-Literatur verbreitet). 1969 wurde er aus dem Schriftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen (1989 wieder aufgenommen). Alexander Solschenizyn erhielt 1970 den Nobelpreis für Literatur, den er aber nicht persönlich entgegennehmen durfte. Sein in Paris erschienener Roman August vierzehn (1971, erweitert 1983) - erster Band des auf ursprünglich 20 Bände (Knoten) angelegten historischen Zyklus Das Rote Rad über die russische Revolution und ihre Vor- und Nachgeschichte - und der dokumentarische Bericht über die sowjetischen Straflager Der Archipel Gulag (1974-1976) führten 1974 zur Ausbürgerung und Ausweisung Solschenizyns aus der UdSSR. Der Schriftsteller lebte seit August 1976 in den USA. Nach seiner Rehabilitation kehrte er 1994 nach Rußland zurück und lebt in der Nähe von Moskau. - Weitere Werke u.a.: der Roman Lenin in Zürich (1975), die Erzählungen Im Interesse der Sache (1963) und Matrjonas Hof (1963) sowie die Dramen Republik der Arbeit (1954) und Kerze im Wind (1968). Das 1951 geschriebene Drama Gelage der Sieger konnte erst 1995 uraufgeführt werden. 1990 veröffentlichte Alexander Solschenizyn den essayistischen Aufruf Rußlands Weg aus der Krise.
19. Dezember
Emily Brontë 150. Todestag* 30. 7. 1818 Thornton (Yorkshire)
19. 12. 1848 Haworth (Yorkshire)
Emily Brontë - englische Schriftstellerin. Literarisch bedeutendste der drei Schwestern (Emily, Anne und Charlotte; sie gaben sich das Pseudonym Ellis, Acton und Currer Bell), verfaßte sie den überwiegenden Teil der in dem Band Poems by Currer, Ellis, and Acton Bell (1846) gesammelten Gedichte der drei Brontë-Schwestern. Emily Brontë schrieb mit Wuthering Heights [1847]), ihrem Hauptwerk, einen Roman von hohem dichterischen Rang, eine Tragödie voller Leidenschaft und Wildheit vor dem Hintergrund der öden Moor- und Heidelandschaft Yorkshires. Der Roman fand im 20. Jahrhundert auch vor allem aus Gründen der Erzähltechnik große Beachtung.
20. Dezember
Max Brod 30. Todestag* 27. 5. 1884 Prag
20. 12. 1968 Tel Aviv
Max Brod - österreichisch-israelischer Schriftsteller. Er war Theater- und Musikkritiker des Prager Tagblatts und Freund Franz Werfels und Franz Kafkas, dessen Werk er rettete, edierte und dessen Biograph er wurde. Max Brod emigrierte 1939 nach Tel Aviv, wo er Dramaturg des Habimah-Theaters wurde. Das erzählerische Hauptwerk Max Brods ist die Trilogie Tycho Brahes Weg zu Gott (1916), Reubeni, Fürst der Juden (1925) und Galilei in Gefangenschaft (1948). - Weitere Werke sind u.a. die Romane und Erzählungen Die Frau, nach der man sich sehnt (1927), Novellen aus Böhmen (1936), der Christus-Roman Der Meister (1952) und Die Rosenkoralle (1961). Max Brod schrieb auch Essays und Abhandlungen (Heidentum, Christentum und Judentum [1922], H. Heine [1934], Rassentheorie und Judentum [1936], Diesseits und jenseits [1946-1947], Biographisches über Kafka (F. Kafka [1937], F. Kafkas Glauben und Lehre [1948], Verzweiflung und Erlösung im Werk F. Kafkas [1959]) und Autobiographisches (Streitbares Leben [1960;] und Der Prager Kreis [1966]).
20. Dezember
John Steinbeck 30. Todestag* 27. 2. 1902 Salinas (Kalifornien)
20. 12. 1968 New York
John Ernst Steinbeck - amerikanischer Schriftsteller. Er arbeitete als Gelegenheitsarbeiter und Reporter, als Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg und in Vietnam. John Steinbecks realistische Romane und Erzählungen sind geprägt von humanistischem Vertrauen in die Außenseiter der Gesellschaft und in die Kraft menschlicher Solidarität sowie von der Hoffnung auf die Harmonie von Mensch und Natur. Die gesellschaftlichen Zustände, die diese Erwartungen blockieren, werden scharf kritisiert, doch sind die zum Teil drastischen Schilderungen von Elend und Leid inmitten von Reichtum und Überfluß oft durch Humor geglättet und mythisch-allegorisch überhöht, wie in seinen populären Schelmenromanen um mexikanische Tagelöhner in Kalifornien - Die wunderlichen Schelme von Tortilla Flat (1935) und Die Straße der Ölsardinen (1945). John Steinbeck wurde vor allem berühmt durch seinen epischen Roman Früchte des Zorns (1939), der am Beispiel der nach Kalifornien ziehenden Wanderarbeiter Entwurzelung, Armut und Ausbeutung der einfachen Menschen in den USA anklagt und gleichzeitig ihren Überlebenswillen und ihr Glücksstreben bekräftigt. Das Familienepos Jenseits von Eden (1952) behandelt das Thema der individuellen Freiheit zur Entscheidung zwischen Gut und Böse. Weitere Werke sindu.: die Romane Der fremde Gott (1933), Stürmische Erde (1936), Von Mäusen und Menschen (1937) und Die Perle (1947), Kurzgeschichten (Das Tal des Himmels [1932]) sowie Reiseberichte (Meine Reise mit Charley [1932] und Amerika und die Amerikaner [1966]). - John Steinbeck wurde 1962 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
24. Dezember
Adam Mickiewicz 200.Geburtstag* 24. 12. 1798 Zaosie (Litauen)
26. 11. 1855 Konstantinopel
Adam Bernard Mickiewicz - polnischer Dichter. Er gilt als Begründer und hervorragendster Vertreter der polnischen Romantik; bekannt wurde er vor allem durch seine von dem englischen Dichter Byron (1788-1834) beeinflußten romantischen Gedichte. 1820 schrieb er die Ode an die Jugend, ein Gedicht in klassizistischer Odenform, jedoch mit den Gedanken der Aufklärung. 1822 erschien seine Sammlung Balladen und Romanzen. In Rußland, wo er u. a. mit Alexander Puschkin (1799-1837) zusammenkam, entstand das histo-rische Epos Konrad Wallenrod (1828) über den Kampf der Litauer gegen den Deutschen Orden. Ab 1832 in Paris, dem Zentrum der polnischen Emigranten, schrieb er Die Bücher der polnischen Nation und der polnischen Pilgerschaft (1832), womit er als geistiger Führer der polnischen Nation hervortrat. 1834 erschien das als Nationalepos geltende Werk Pan Tadeusz/Herr Thaddäus oder der letzte Einfall in Litauen, ein heiteres Bild des alten polnischen Kleinadels. - Der Dichter Adam Mickiewicz wurde durch sein Wirken zum Symbol des polnischen Nationalbewußtseins und des polnischen Befreiungskampfes.
25. Dezember
Karel Capek 60. Todestag* 9. 1. 1890 Kleinschwadowitz (Svato ovice)
25. 12. 1938 Prag
Karel Capek - tschechischer Schriftsteller.
Von 1917 bis 1923 als Journalist, Feuilletonist und Dramaturg tätig.
Er begann mit geistreichen Causerien und Erzählungen sowie mit metaphysischer Prosa, in der er über den Sinn des Seins und die menschliche Seele meditierte. Später wandte er sich als Vertreter des Pragmatismus und des Humanismus den Alltagssorgen des kleinen Mannes zu, die er humorvoll und realistisch darstellt. Capek schrieb Dramen und Romane, in denen er aktuelle Themen in utopische Handlungen einbettete (Der Krieg mit den Molchen [1936] und Krakatit [1924]). In anderen Werken (RUR/Rossums Universal Robots [1920]) kritisierte Karel Capek die sich verselbständigende und anarchische Entwicklung der Technik, die menschliche Beziehungen verkümmern läßt. Mit seinen Dramen Die weiße Krankheit (1937) und Die Mutter (1938) warnte er vor dem Faschismus. - Weitere Werke Karel apeks sind u.a. die Romane Hordubal (1933) und Leben und Werk des Komponisten Foltýn (hrsg. 1939), und Wie in alten Zeiten. Das Buch der Apokryphen (hrsg. 1945), die Skizzen Seltsames England. Erlebnisse einer Reise (1936) sowie die Feuilletonsammlung Wies gemacht wird (1938).
27. Dezember
Ossip Mandeltam 60. Todestag* 15. 1. 1891 Warschau
27. 12. 1938 bei Wladiwostok
Ossip Emiljewitsch Mandelstam - russischer Dichter. Er stand zunächst dem französischen und russischen Symbolismus nahe, schloß sich dann den Akmeisten an - einer Gruppe russischer Lyriker, die 1912 in Ablehnung der Poetik des Symbolismus entstand; sie forderten (vor allem in ihrer Zeitschrift Apollon [1909-1917]) eine weltzugewandte, harmonisch klare, die Plastizität des Bildes und Worts betonende Poesie, wahrte jedoch ihnen wie auch den nachrevolutionären Gruppierungen gegenüber eine eigene Position. Das führte unter der Sowjetherrschaft zu seiner zunehmenden Isolierung und schließlich Verfemung. Er lebte 1934-1937 in der Verbannung (Gedichtsammlung Woronesher Hefte), wurde Mitte 1938 zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt und starb in einem Lager bei Wladiwostok (1956 rehabilitiert). - Seine Dichtung (Gedichtsammlungen Der Stein [1916] und Tristija [1922], Die ägyptische Brief marke [1928]) nutzt poetisch die historisch-etymologischen Möglichkeiten des Wortmaterials und ist durch die Fülle von Assoziationen nicht immer verständlich, obwohl formal klar und streng. Ossip Mandeltam war auch ein hervorragender Literaturkritiker und -theoretiker (Aufsätze/Essays Der Morgen des Akmeismus [1919], Von der Poesie [1928] und Gespräch über Dante [entstanden 1933, hrsg. 1967]). Erst die politische Wende in der UdSSR schuf die Voraussetzung, daß Ossip Mandeltam auch in seiner Heimat Rußland die ihm gebührende hohe Anerkennung fand, über sein Leben ehrlich geschrieben wird, seine Werke vollständig erscheinen und 1991 eine Internationale Mandeltam-Gesellschaft gegründet wurde.
Zusammengestellt von Wolfgang Buth