Literatur-Kalender Oktober 1998

 

10. Oktober

Claude Simon 85. Geburtstag

* 10. 10. 1913 Antananarivo (Madagaskar)

Claude Simon - französischer Romancier. Er schrieb nach seiner Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft mehrere Romane (u. a. Le tricheur/Der Falschspieler [1945] und Das Seil [1947]), in denen er auf der Grundlage autobiographischer Begebenheiten das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Geschichte beleuchtete. Mit dem Roman Der Wind (1957) entwickelte sich Claude Simon zu einem Vertreter des Nouveau roman. Im Gegensatz zu anderen Autoren dieser Romangattung spielt bei ihm die Handlung eine herausragende Rolle; seine Romane zeigen Individuen, deren Schicksal in enger Beziehung zu historischen Ereignissen steht, besonders zum Spanischen Bürgerkrieg (Der Palast [1962]) und zum Zweiten Weltkrieg (Die Straße in Flandern [1960]). In seinem (in Aufbau und Stil überaus kunstvollem) Werk verbinden sich auf diese Weise Zeit-, Lebens- und Schaffensgeschichte, vor allem in dem Roman Die Akazie (1989). - Weitere Romane: Le sacre du printemps/Frühlingsopfer (1954), Histoire/Geschichte (1967), Die Schlacht bei Pharsalos (1969), Die Leitkörper (1971), und Anschauungsunterricht (1975).

Claude Simon wurde 1985 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Die Akazie. Roman. 1993. 360 S. Suhrkamp.

Anschauungsunterricht. Roman. 1998. Rowohlt Taschenbuch.

Die Einladung. 1988. 80 S. Rowohlt.

Georgica. Roman. 1992. 480 S. Rowohlt.

Das Gras. Roman. 2. Auflage 1986. 288 S. Sammlung Luchterhand im dtv. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Das Haar der Berenike. 1994. 32 S. Residenz.

Das Seil. Nachauflage 1986. 171 S. Bibliothek Suhrkamp. Suhrkamp.

Triptichon. Roman. 1986. 220 S. Rowohlt.

11. Oktober

Jean Cocteau 35. Todestag

* 5. 7. 1889 Maisons-Laffitte bei Paris

† 11. 10. 1963 Milly-la-Forêt bei Paris

Jean Cocteau - französischer Dichter und Schriftsteller. Er gehört zu den herausragendsten Persönlichkeiten im künstlerischen Leben Frankreichs der letzten 50 Jahre. Sein Schaffen ist von einer außerordentlichen Vielseitigkeit: Lyrik, Romane, Ballette, Theaterstücke, Choreographien, Graphik, Filme.

Cocteau förderte die avantgardistischen Strömungen Dadaismus und Surrealismus, die moderne Malerei und Musik; er wandte den Surrealismus auf seine Dichtungen und Filme an.

Es gibt eine französische Werkausgabe: Œuvres complètes, 11 Bde. (1946-1951). Eine ältere deutsche Übersetzung ist die Ausgabe Leben und Werk des Jean Cocteau, ausgewählt und hrsg. von F. Hagen (1961).

An einem anderen Ort/Appoggiatures. Gedichte. Französisch/deutsch. Mit 10 Zeichnungen vom Verfasser. 1989. 136 S. Pendragon.

Das Blut der Liebe. Gedichte. Mit 10 Zeichnungen vom Verfasser. 1992. 56 S. Pendragon.

Brief an die Amerikaner. 1986. 50 S. Cotta’s Bibliothek der Moderne. Klett-Cotta.

Briefe an Jean Marais. 1989. 584 S., Illustrationen. lambda dossier. Lambda Edition.

Les enfants terribles. Easy Readers Fac. à lire. Klett.

Gezeichnete Poesie. 1991. 136 S., 60 Abbildungen. Pendragon.

Ich liebe zu lieben/J’aime aimer. 1976. 31 S. Marco Edition.

Ich war im Paradies. Liebesgedichte an Jean Marais. Mit 9 Illustrationen vom Verfasser. 1988. 136 S. Pendragon.

Kinder der Nacht. Roman. 1991. 119 S. Cotta’s Bibliothek der Moderne. Klett-Cotta.

Kino und Poesie. Notizen. 1978. 188 S. Hanser.

La Voix humaine. Le Bel Indifférent. Pièces en un acte. Fremdsprachentext. 1996. 69 S. Reclams Universal-Bibliothek. Philipp Reclam.

Werkausgabe. 12 Bände. 1988. Fischer Taschenbuch.

12. Oktober

Alfred Kerr 50. Todestag

* 25. 12. 1867 Breslau

† 12. 10. 1948 Hamburg

Alfred Kerr (ursprünglich Alfred Kempner [bis 1911]) - deutscher Schriftsteller und Kritiker. Durch seine Theaterkritiken und Essays, die er ab etwa 1890 u. a. im „Tag“, in der „Neuen Deutschen Rundschau“, vor allem aber im „Berliner Tagblatt“ und in der „Breslauer Zeitung“ veröffentlichte, wurde er zum einflußreichsten und maßgebendsten Berliner Kritiker. Er war 1912-1915 Mitarbeiter und Herausgeber der Zeitschrift „Pan“. Von den Nationalsozialisten verfemt, emigrierte Kerr über Prag, Lugano und Paris nach London, arbeitete an Emigrantenzeitschriften und nach 1945 an Zeitungen in Deutschland mit. Er sah in der Kritik eine eigene literarische Gattung, die er selbst durch seinen geistreich-ironischen, durch knappe Wendungen, überraschende Wortbildungen und betont persönlichen Stil wesentlich prägte. Daneben entstanden Gedichte (Lyrikbände Caprichos [1926] und Melodien [1938]) und Reiseerzählungen (New York und London [1923] und O Spanien! [1924]). - Ältere deutsche Ausgaben des umfangreichen Werks von Alfred Kerr sind: Gesammelte Schriften in 2 Reihen: Die Welt im Drama, 5 Bde. (1922), und Die Welt im Licht, 2 Bde. (1927); Sätze meines Lebens. Über Reisen, Kunst und Politik, hrsg. von H. Bemmann (1978); Mit Schleuder und Harfe. Theaterkritiken aus drei Jahrzehnten, hrsg. von H. Fetting (Neuausgabe 1985).

Ich kam nach England. Ein Tagebuch aus dem Nachlaß. 1984. 206 S. Wissenschaftlicher Verlag Trier.

Werke in Einzelbänden. Fischer. - Bd. 1: Erlebtes. Deutsche Landschaften, Menschen und Städte. 1998. 576 S. - Bd. 1.2: Erlebtes. Reisen in die Welt. 1998. 608 S. - Bd. 2: Gedichte. 1998. 424 S. - Bd. 3: Essays. Theater - Film. 1998. 496 S.

Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900. 1998. 768 S. Aufbau.

15. Oktober

Italo Calvino 75. Geburtstag

* 15. 10. 1923 Santiago de las Vegas (Kuba)

† 19. 9. 1985 Siena

Italo Calvino - italienischer Schriftsteller. Er war Mitglied der antifaschistischen Widerstandsbewegung. Calvino schrieb politisch engagierte neorealistische, später märchenhaft-phantastische Romane (u. a. die Romantrilogie Unsere Vorfahren - bestehend aus Der geteilte Visconte [1952], Der Baron auf den Bäumen [1959] und Der Ritter, den es nicht gab [1959]- und Erzählungen wie Die argentinische Ameise [1958]).

Abenteuer eines Lesers. Erzählungen. 1986. 304 S. Hanser.

Abenteuer eines Reisenden. Erzählungen. 1988. 192 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Der Baron auf den Bäumen. Roman. 1986. 288 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Der geteilte Visconte/Der Ritter, den es nicht gab. 1985. 232 S. Hanser.

Herr Palomar. 1985. 152 S. Hanser.

Das Schloß, darin sich Schicksale kreuzen. 1984. 152 S. Hanser.

Die unsichtbaren Städte. Roman. 1985. 200 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Wenn ein Reisender in einer Winternacht. 1986. 320 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Wo Spinnen ihre Nester bauen. Roman. 1992. 224 S. Hanser.

17. Oktober

Alfred Polgar 125. Geburtstag

* 17. 10. 1873 Wien

† 24. 4. 1955 Zürich

Alfred Polgar (ursprünglich [bis 1914] Alfred Polak) - österreichischer Schriftsteller und Kritiker. Er war anfangs Theaterkritiker in Wien, seit 1925 in Berlin („Weltbühne“, „Tagebuch“). 1933-1938 lebte er in Wien, von wo er über die Schweiz und Paris 1940 in die USA emigrierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Europa zurück. - Alfred Polgar war - neben Siegfried Jacobsohn, Alfred Kerr und Herbert Ihering - einer der herausragenden Theaterkritiker seiner Zeit (Ja und nein. Schriften des Kritikers, 4 Bde. [1926-1927], und Handbuch des Kritikers [1938]). Er gilt als Meister der feingeschliffenen kleinen Prosa und als hervorragender Satiriker. Polgar ist Verfasser treffender literarischer und kulturkritischer Skizzen, Essays und geistvoller gesellschaftskritischer Novellen und Lustspiele.

Auf dem Balkon. Kleine Erzählungen und Studien. 1989. 33 S. Tiessen.

Handbuch des Kritikers. 1997. 120 S. Zsolnay.

Kleine Schriften. Rowohlt. - Bd. 1: Musterung. 1993. - Bd. 2: Kreislauf. 1983. - Bd. 3: Irrlicht. 1984. - Bd. 4: Literatur. 1984. - Bd. 5: Theater I. 1985. - Bd. 6: Theater II. 1986.

Sperrsitz. Kritiken und Polemiken aus 33 Jahren. 1984. 278 S. Kremayr & Scheriau.

Taschenspiegel. 1980. 264 S. Kremayr & Scheriau.

Egon Friedell/Alfred Polgar: Goethe und die Journalisten. Satiren im Duett. 1986. 294 S. Beilage: Nachdruck des „Böse-Buben-Journals“. Kremayr & Scheriau.

27. Oktober

Ingeborg Bachmann 25. Todestag

* 25. 6. 1926 Klagenfurt

† 17. 10. 1973 Rom

Ingeborg Bachmann - österreichische Schriftstellerin und Lyrikerin, Mitglied der „Gruppe47“, mehrfach ausgezeichnet (Berliner Kritikerpreis [1961], Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur [1968] u.a.). Sie trat zuerst mit bildhafter, sprachlich prägnanter Lyrik hervor, in der besonders das Gefühl von Existenzbedrohung des Ich durch die Realität der Zeitgeschichte wie auch das von Widerstand und Aufbruch ausgedrückt sind. In ihrer Prosa, besonders in den späten Werken, stehen Probleme von Frauen, deren individuelle Selbstverwirklichung als Intellektuelle, Künstlerin oder Liebende durch patriarchalische Machtmechanismen zerstört wird. Von der geplanten Romanfolge Todesarten wurde nur Malina (1971) vollendet; Der Fall Franza (hrsg. 1979) blieb Fragment. Ingeborg Bachmann schrieb auch Hörspiele (Zikaden [1955], Der gute Gott von Manhattan [1958]), Libretti und Essays.

Anrufung des Großen Bären. Gedichte. 1997. 79 S. Piper.

Das dreißigste Jahr. Erzählungen. 1997. 192 S. Piper.

Der Fall Franza/Requiem für Fanny Goldmann. 1979. 192 S. Piper.

Die gestundete Zeit. Gedichte. 1997. 63 S. Piper.

Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers. 1985. 199 S. Piper.

Letzte, unveröffentlichte Gedichte. 1998. 180 S. Suhrkamp.

Liebe: dunkler Erdteil. Gedichte. 1997. 61 S. Piper.

Malina. Roman. 1977. Suhrkamp.

Römische Reportagen. 1998. 120 S. Piper.

Sämtliche Erzählungen. 1996. 486 S. Piper.

Sämtliche Gedichte. 1998. 232 S. Piper.

Undine geht. Das Gebell. Ein Wildermuth. Drei Erzählungen. 76 S. Reclams Universal-Bibliothek. Philipp Reclam.

20. Oktober

Otfried Preußler 75. Geburtstag

* 20. 10. 1923 Reichenberg (Böhmen)

Otfried Preußler - deutscher Schriftsteller.

Er arbeitete als Lehrer und ist seit 1970 freier Schriftsteller. Preußler zählt mit seinen vielfach übersetzten, auch verfilmten und für die Bühne bearbeiteten humor- und phantasievollen Büchern zu den bedeutendsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u. a. 1972 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für seinen märchenhaften Abenteuerroman Krabat (1971).

Bei uns in Schilda. Die wahre Geschichte der Schildbürger nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Jeremias Punktum. 128 S. Thienemann.

Der Engel mit der Pudelmütze. 1997. 128 S. Bertelsmann.

Die Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil. 1981. 248 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Die kleine Hexe. 128 S. Thienemann.

Der kleine Wassermann. 136 S. Thienemann.

Krabat. Roman. 1993. 320 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Der Räuber Hotzenplotz. 128 S. Thienemann.

Zwölfe hat’s geschlagen. 1988. 192 S. Thienemann.

24. Oktober

Ernst Barlach 60. Todestag

* 2. 1. 1870 Wedel (Holstein)

† 24. 10. 1938 Rostock

Ernst Barlach - deutscher Bildhauer, Grafiker und Dichter. Bekannt sind seine expressionistischen Plastiken, vor allem Einzelfiguren oder Zweiergruppen. Sein bevorzugter Rohstoff war Holz, er machte aber auch selbst Bronzegüsse. Die Werke von Ernst Barlach - der von den nationalsozialistischen Machthabern als Vertreter „entarteter Kunst“ verfemt wurde - sind heute vor allem im Ernst-Barlach-Haus in Hamburg und in der Gertrudiskapelle (Ernst-Barlach-Gedenkstätte) im mecklenburgischen Güstrow bei Schwerin zu sehen. - Literarisch wird Ernst Barlach gleichfalls dem Expressionismus zugerechnet. Seine Dramen, als symbolerfüllte Bildfolgen angelegt und nur schwer spielbar, gestalten in bilderreicher, dunkler Sprache den Kampf zwischen den Mächten des Lebens, zwischen Gut und Böse, Seele und Gott sowie das Verhältnis zwischen Vater und Sohn.

Der arme Vetter. Drama. 109 S. Reclams Universal-Bibliothek. Philipp Reclam.

Der blaue Boll. Drama. 1991. 142 S. Piper.

Die echten Sedemunds. Drama. 1991. 108 S. Piper.

Der Findling. Ein Spiel in drei Stücken. 1991. 105 S. Piper.

Der Graf von Ratzeburg. Drama. 1991. 96 S. Piper.

Ein selbsterzähltes Leben. 1996. 64 S. Piper.

Die Sündflut. Drama in fünf Teilen. 1991. 129 S. Piper.

Der tote Tag. Drama in fünf Akten. 1991. 176 S. Piper.

Ernst Barlach/Reinhard Piper: Briefwechsel 1900-1938. 1997. 775 S. Piper.

25. Oktober

Karl Emil Franzos 150. Geburtstag

* 25. 10. 1848 Czórtkow (Galizien)

† 28. 1. 1904 Berlin

Karl Emil Franzos - österreichischer Schriftsteller. Er lebte von 1867-1876 vor allem in Wien, dann in Berlin. Karl Emil Franzos war Wiederentdecker und erster kritischer Herausgeber der Werke Georg Büchners (1879), 1884-1886 Redakteur der „Neuen Illustrierten Zeitung“ in Wien und 1886-1904 Herausgeber der Zeitschrift „Deutsche Dichtung“ in Berlin. In seinen Erzählungen (Die Juden von Barnow [1877], Tragische Novellen [1886] und Judith Trachtenberg [1891]) und Romanen (Ein Kampf ums Recht [1882], Der Wahrheitssucher, 2 Bde. [1894], Moschko von Parma [1880]) kommen die Spannungen zum Ausdruck, denen er als Jude und als Mitglied einer deutschsprachigen Minderheit ausgesetzt war. - Kulturhistorisch wertvoll sind die auf eigenen Reiseerlebnissen Karl Emil Franzos’ fußenden realistischen, stilsicheren Schilderungen aus der Welt des osteuropäischen Judentums sowie seine Reisebilder-Trilogie Kulturbilder aus Halb-Asien - bestehend aus den drei Teilen Kulturbilder aus Galizien, der Bukowina, Südrußland und Rumänien, 2 Bde. (1876); Vom Don zur Donau, 2 Bde. (1878); Aus der großen Ebene, 2 Bde. (1888).

Erzählungen aus Galizien und der Bukowina. 1996. 196 S. Deutsche Bibliothek des Ostens. Langen-Müller.

Der Pojaz. Eine Geschichte aus dem Osten. 1994. 376 S. eva-Taschenbuch. Europäische Verlags-Anstalt

Zusammengestellt von Wolfgang Buth


(c) Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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