Eine Annotation von Thomas Przybilka


Simon, Titus:

Mord im Abseits

ELEFANTEN PRESS, Berlin 1998, 189 S.

Zeindler, Peter:

Abgepfiffen. Best of Foul Play

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1998, rororo thriller 43323, 160 S.

Wer, wie der Rezensent, dem real existierenden Fußballsport mehr als distanziert, da nur mäßig interessiert, gegenübersteht, dennoch während der Fußball-Weltmeisterschaft und anderen Fußball-Ereignissen (etwas) mitreden will, dem seien zwei Bücher empfohlen. Und sollte der Adressat zudem noch Krimifan sein, so sind diese beiden Titel genau richtig.

Titus Simon hat einen Krimi aus der und um die schwäbische Lebens- wie Fußball-Provinz geschrieben. Der Mord an einem jungen Fußballspieler muß aufgeklärt werden - und auch, warum in unmittelbarer Nähe des Tatortes ein Zettel mit den Spielergebnissen des kommenden Spielwochenendes lag. Mord im Abseits ist ein Lesespaß, köstlich geschrieben, garniert mit erfundenen und realen Zitaten aus der Fußballphilosophie (sollte es so etwas in der Tat geben). Beißende Ironie, schwäbische Provinz - man merkt, der Autor hat seinen „Huby“ gut studiert. Mord im Abseits ist Simons erster Krimi und ein wirklich gelungenes Debüt. Der Autor bezeichnet sich selber als „Fußballfanatiker“.

Der Schweizer Peter Zeindler spielt seit Jahren in der obersten Liga der Kriminalschriftsteller. Auch er erlaubt sich seinen Spaß zum und mit dem Sportevent des Jahres. Die rote Karte droht dem Nationaltrainer in Abgepfiffen, sinnigerweise Best of Foul Play untertitelt. Der alemannische Aushilfsschriftsteller und berufsmäßige Verfasser von Grabreden, Jonathan Schweiger (sic!), steht im Mittelpunkt dieses WM-Krimis. Die deutsche Nationalmannschaft ist mittlerweile hoffnungslos überaltert. Eine Gruppe einflußreicher Medienmanager möchte dieser Uralt-Elf daher den stetig fließenden Geldhahn zudrehen und den Sport im allgemeinen und den Fußball im besonderen nach ihrem Konzept total kommerzialisieren. Diese internationale Fußball-Mafia winkt dem deutschen Bundestrainer auf recht drastische Art und Weise mit der roten Karte, sollte er nicht so agieren, wie die Herren es wünschen. Das Trainingslager in Helsinki verwandelt sich in ein Zentrum krimineller Energie, in dessen Mittelpunkt der erwähnte Jonathan Schweiger steht.

Peter Zeindler ist bestens für diese Art von Sport-Krimi ausgewiesen. Als Kolumnist hat er für die „Neue Zürcher Zeitung“ über die Olympischen Spiele von Atlanta und von Nagano berichtet. Für sein bisheriges Gesamtwerk erhielt Zeindler übrigens 1996 den Ehren-Glauser der deutschen Krimi-Schriftsteller-Vereinigung „Das Syndikat“.


(c) Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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