Eine Annotation von Thomas Przybilka


Hubert Pöppel (Hrsg.):

Kriminalromania

Siegener Forschungen zur romanischen Literatur- und Medienwissenschaft. Bd. 5.

Stauffenburg Verlag, Tübingen 1998, 297 S.

Obwohl eine nicht unerhebliche Anzahl von Kriminalromanen aus Frankreich, Spanien und Südamerika in deutschen Verlagen in Übersetzung vorliegen, fehlte meines Wissens bisher eine umfangreiche Würdigung dieser nationalen Kriminalliteraturen bei uns, sieht man einmal von vereinzelt publizierten Artikeln und Aufsätzen in verschiedenen Fachzeitschriften ab.

Diese Informationslücke ist jetzt dank Kriminalromania, herausgegeben von Hubert Pöppel (Universität Jena), geschlossen. Sein Sammelband mit Aufsätzen internationaler Beiträge beschäftigt sich nicht nur mit bekannten Autoren oder legt den Schwerpunkt auf die Kriminalliteratur nur eines romanischsprachigen Landes, sondern schließt auch weniger bekannte Autoren ein. Ebenso wird der Leser mit Regionen und Ländern der Romania bekannt gemacht, deren Kriminalliteratur bisher kaum beachtet wurde. Es werden also erfreulicherweise nicht nur die anerkannten Meister ihres Faches gewürdigt! Die Beiträge dieses äußerst umfangreichen und informativen Sammelbandes kommen aus Deutschland, Frankreich, Kanada und Österreich. Dem Thema entsprechend sind die Beiträge daher auch in deutscher, französischer und spanischer Sprache publiziert.

Diese erstmals vorgelegte gesamtromanische Perspektive zum Genre ist für den Leser und Freund romanischsprachiger Kriminalliteratur nicht nur ein Genuß und ein Informations-Muß, sondern bietet denjenigen Krimilesern, die noch keinen Zugang zu Autoren romanischsprachiger Länder hatten, einen exzellenten Einstieg. Parodien à la Borges oder Mendozas, Léo Malets Paris, die Funktion des Rauchens in den Kriminalromanen eines Simenon oder bei Fruttero/Lucentini, der franko-marokkanische Krimi von Driss Chraibi, Terrorismus bei Reverte, Olivers katalanische Frauenkrimis, brasilianische Kriminalgeschichten und das Sprachbewußtsein kanadischer „Separatisten“ der Provinz Québec - all dies und mehr wird vor dem Leser ausgebreitet und mit umfassenden Primär- und Sekundär-Bibliographien ergänzt.

Im Bereich der Sekundärliteratur zum Kriminalroman ist Pöppels Sammelband Kriminalromania meiner Meinung nach das „Highlight“ des Jahres.


(c) Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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