Eine Annotation von Klaus Ziermann


Held, Wolfgang:

Manches geht in Nacht verloren.

Die Geschichte von Clara und Robert Schumann.

Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1998

Liegt es daran, daß der in London lebende Wolfgang Held ein sehr vielseitiger Künstler ist - Pianist, Schriftsteller, bildender Künstler, Theatermann, literarischer Übersetzer -, daß ihm so ein einfühlsames, fundiertes und schönes Buch gelingen konnte? In 16 Kapiteln werden die Lebens- und Liebesgeschichte des Leipziger Wunderkindes Clara Wieck, ihre ersten künstlerischen Triumphe, ihr musikalischer Werdegang, ihre tragische Ehe mit Robert Schumann, ihre Freundschaft mit Johannes Brahms und die letzten Jahre ihres Virtuosenlebens poetisch gestaltet. Die fundierte Kenntnis des zu behandelnden Stoffes, von Wolfgang Held zwischen 1992 und 1996 in Schumann-Kommentaren sowie Klavierabenden mit Kompositionen von Clara und Robert Schumann im Rundfunk auch an anderer Stelle ausführlich unter Beweis gestellt, seine von der ersten Seite an zu spürende Liebe zur Musik und die große Achtung vor den Charakteren, künstlerischen Leistungen und Eigenheiten der handelnden Persönlichkeiten geben diesem Buch ein unverwechselbares, beeindruckendes Flair. Eine große Epoche deutscher und europäischer Kultur ist präsent, eine - wie Wolfgang Held zeigt - „Epoche, die von Goethe bestrahlt und von den Nachtwachen der Früh- und Spätromantiker, den Nocturnes von Chopin, den Nachtstücken Hoffmanns und den Mondaufgängen Friedrichs umflort war“, ehe sie „mit Heines, Kerners, Lenaus, Bettinas Tod in den fünfziger Jahren ihr Ende“ fand. Später wurde Clara Schumann nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in England „mit dem neuen Geist konfrontiert, der die zweite Hälfte des Jahrhunderts beherrscht und ... der sich aus Kauf-, Kriegs- und Kultlüsternheit zusammensetzte“. (S.233) Eine kurze Abfolge der Lebensdaten von Clara und Robert Schumann, interessantes Bildmaterial und andere dokumentarische Belege aus der Zeit der beiden Musiker, schließlich ein sechsseitiges Literaturverzeichnis geben dem Leser Anregungen, sich selbständig weiter mit dem Stoff zu beschäftigen.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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