Literatur-Kalender Juli/August 1998

 

4. Juli

François René de Chateaubriand 150. Todestag

* 4. 9. 1768 Saint-Malo

† 4. 7. 1848 Paris

François René (Vicomte) de Chateaubriand - französischer Dichter der Romantik und Diplomat. Ursprünglich Anhänger der Französischen Revolution und der Philosophie des 19.Jahrhunderts, schrieb er eine Apologie des Christentums (Der Geist des Christentums [1802], 5 Bde.), in der er insbesondere die Gefühlswerte der christlichen Religion betonte. In seinen Erzählungen Atala (1801), René (1807), der an Goethes Werther erinnert, und Der Letzte der Abencéragen (1826) äußern sich romantischer Weltschmerz und tiefe Resignation. 1809 erschien sein christliches Epos Die Märtyrer. Die nach seinem Tode veröffentlichten Memoiren (Erinnerungen von jenseits des Grabes [1848-1850]) zählen zu den bemerkenswertesten Schöpfungen der autobiographischen Literatur der Romantik. François René de Chateaubriand übte großen Einfluß auf die Entwicklung der französischen Romantik aus. - Im Deutschen erschienen Sämtliche Werke, 66 Bde. (1827-1838), sowie Ausgewählte Werke, 7 Bde. (1844).

Erinnerungen von jenseits des Grabes. Meine Jugend. Mein Leben als Soldat und als Reisender (1768-1800). Hrsg. von Brigitte Sändig. 1994. 376 S. ars una.

5. Juli

Georges Bernanos 50. Todestag

* 20. 2. 1888 Paris

† 5. 7. 1948 Neuillysur-Seine

Georges Bernanos - französischer Schriftsteller. Im Mittelpunkt seiner häufig im bäuerlichen Milieu spielenden Romane steht der Kampf von Gut und Böse im Menschen. Georges Bernanos verfaßte auch kulturpolitische Pamphlete. So griff er z. B. den spanischen Faschismus und die opportunistische Haltung des spanischen katholischen Klerus scharf an (Die großen Friedhöfe unter dem Mond [1938]) und nahm auch zu weiteren politischen Tagesfragen Stellung, so in seiner Kritik am Münchener Abkommen. Weitere Werke von Georges Bernanos sind die Romane Der Betrug, Die Freude, Die neue Geschichte der Mouchette, Die tote Gemeinde und Ein schlechter Traum. - Ältere deutsche Übersetzungen sind Vorhut der Christenheit. Ausgewählte polemische Schriften (1950) und Briefe. Auswahl (1951).

11. Juli

Jean-François Marmontel 275. Geburtstag

* 11. 7. 1723 Bort (Limousin)

† 31. 12. 1799 Abbeville

Jean-François Marmontel - französischer Schriftsteller. Er kam 1743 - mit 20 Jahren - nach Paris und verkehrte, protegiert von Voltaire und Madame de Pompadur, in den Pariser Salons. 1758 wurde er Herausgeber des „Mercure de France“, 1771 Historiograph des Königs und 1783 ständiger Sekretär der Akadémie Française, der er seit 1763 angehörte. Jean-François Marmontel verfaßte literaturkritische Artikel für die „Encyclopédie“ (gesammelt in Élements de littérature, 6 Bde. [1787]; deutsch Dichtkunst, 3 Teile) - ein wertvolles Dokument für den zeitgenössischen literarischen Geschmack. Neben Tragödien und Operntexten schrieb er Erzählungen (Moralische Erzählungen, 2 Bde. [1761]) sowie philosophische Romane (Belisar [1767] und Die Inkas [1777]), die von den Ideen der Aufklärung getragen sind. Jean-François Marmontel trat für Menschlichkeit, Toleranz und die Abschaffung der Sklaverei ein. Seine Erinnerungen (Leben und Denkwürdigkeiten, 2 Bde. [hrsg. 1800-1806]) sind ein bedeutendes kulturgeschichtliches Dokument.

14. Juli

Konstantin Paustowski 30. Todestag

* 31. 5. 1892 Moskau

† 14. 7. 1968 Moskau

Konstantin Georgijewitsch Paustowski - russisch-sowjetischer Schriftsteller. Seine in der „romantischen“ Tradition stehende Prosa ist durch Beobachtung der Natur und Betonung des individuellen Gefühls gekennzeichnet. Während seine frühen Erzählungen und Romane Reiseabenteuer und historische Themen behandeln, stellte er später mit zunehmend realistischen Stilmitteln Probleme des sowjetischen Alltags dar und schilderte die Umgestaltung der Natur durch den Menschen: Kara-Bugas (1932), Die Kolchis (1934), Das Schwarze Meer (1936), Nordische Novelle (1938) und Segen der Wälder (1948). Konstantin Paustowski schrieb auch historisch-biographische Erzählungen und historische Dramen über Lermontow (1941) und Puschkin (1949). Beachtenswert ist seine 1946-1964 entstandene Autobiographie Erzählung vom Leben (6 Bde.). Im Deutschen erschienen Ausgewählte Erzählungen (1979).

18. Juli

Jewgeni Jewtuschenko 65. Geburtstag

* 18. 7. 1933 Sima (Gebiet Irkutsk)

Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko - russisch-sowjetischer Lyriker. Er ist der bekannteste russische Lyriker der Gegenwart. Seine vor allem anfangs pathetische, formal an Wladimir Majakowski geschulte Lyrik ist politisch engagiert und aktualitätsbezogen. Sie ist für eine breite Öffentlichkeit bestimmt. Individualismus und Auflehnung gegen Parteidogmen führten zeitweilig zu Spannungen mit der offiziellen Kritik. (So wurde Jewgeni Jewtuschenko in den gängigen Nachschlagewerken der UdSSR und der DDR anfangs entweder verschwiegen oder negativ eingeordnet.) Seine autobiographische Versdichtung, das Poem Station Sima (1956; in Anlehnung an die Eisenbahnstation Sima an der Transsibirischen Eisenbahn, wo er geboren wurde), in dem er von der ideologischen und moralischen Krise der UdSSR spricht, führte 1957 zum vorübergehenden Ausschluß aus dem sowjetischen Jugendverband Komsomol. Aufsehen erregten vor allem die Dichtungen Babij Jar (1961) gegen den Antisemitismus und Stalins Erben (1962) gegen ein Wiederaufleben des Stalinismus. Jewtuschenkos starke Bindung an Sibirien, an Rußland, schlug sich in eindrucksvollen lyrischen Dichtungen nieder. Jewgeni Jewtuschenko veröffentlichte zahlreiche Gedichtsammlungen, Poeme, die Erzählbände Der Hühnergott sowie die Romane Wo die Beeren reifen (1981) und Stirb nicht vor deiner Zeit (1994). - Das vor 52 Jahren (1946) entstandene Theaterstück Wenn alle Dänen Juden wären - es behandelt ein weithin unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte 1943 im besetzten Dänemark - wurde bisher nur in Dänemark und in den USA und im Juni 1998 auch in Deutschland aufgeführt, nicht dagegen in Rußland.

Herzstreik. Gedichte. Auswahl, Nachdichtung aus dem Russischen von Godehard Schramm. 1996. 128 S. Europa Verlag München.

Stirb nicht vor deiner Zeit. Roman. 1994. 592 S. Europa Verlag München.

19. Juli

Johann Jakob Bodmer 300. Geburtstag

* 19. 7. 1698 Greifensee bei Zürich

† 2. 1. 1783 Gut Schönenberg bei Zürich

Johann Jakob Bodmer - schweizerischer Dichter, Kritiker, Historiker und Ästhetiker. Von 1725 bis 1775 war er Professor für helvetische Geschichte in Zürich. Er gab zusammen mit Johann Jakob Breitinger 1721-1723 die moralische Wochenschrift „Discourse der Mahlern“ heraus. Bodmer war vor allem von der englischen Literatur beeinflußt und vertrat mit seiner Forderung auf das Recht der Phantasie und der schöpferischen Selbständigkeit in der Dichtung das wachsende bürgerliche Selbstbewußtsein (Kritische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie [1740]). Johann Jakob Bodmer war auch der erste bedeutende Wiederentdecker mittelalterlicher deutscher Dichtung, z. B. Proben der alten schwäbischen Poesie (1748), Chriemhildens Rache und Die Klage (1757) und Sammlung von Minnesingern (1757-1758).

Johann Jakob Bodmer/Johann Jakob Breitinger: Der Mahler der Sitten. 2 Bde. 1972. 1285 S. Olms.

22. Juli

Michail Soschtschenko 40. Todestag

* 10. 8. 1895 Poltawa

† 22. 7. 1958 Leningrad

Michail Michailowitsch Soschtschenko - russisch-sowjetischer Schriftsteller und Satiriker. Michail Soschtschenko schilderte in den 20er Jahren in humoristisch-satirischen, oft ins Groteske sich steigernden feuilletonhaften Skizzen - in der stilisierten Umgangssprache einfacher, wenig gebildeter Sowjetbürger - Menschen im sowjetischen Alltag. Bemerkenswert in seinem Schaffen sind die Parallelen zu Gogol. Seine stilistische Prägnanz sowie sein Spott auf den Spießbürger und den neuen Bürokraten im Sowjetsystem - dargestellt z. B. in den Erzählungen Nasar Iljitschs (1922), Der redliche Zeitgenosse (1927) und Das Himmelblaubuch (1935) - machten ihn zu einem der beliebtesten Satiriker der Sowjetliteratur und vielgelesenen Schriftsteller. Seine Schrift Schlüssel des Glücks (1942/43), die sowohl Autobiographie als auch psychologische Selbstanalyse und literarisch-populärwissenschaftliche Aufklärungsschrift ist, wurde 1943 von Fadejew heftig angegriffen, der 2. Teil Erzählung vom Verstand durfte nicht erscheinen. 1946 erfolgte der Ausschluß aus dem sowjetischen Schriftstellerverband, 1953 die Rehabilitierung. 1956 erschien, scharf zensiert, der erste Auswahlband nach 1946: Erzählungen/Feuilletons/Komödien und posthum 1972 auch der 2. Teil von Schlüssel des Glücks. - Von Michail Soschtschenko erschienen u. a. Die wiedererlangte Jugend, So lacht Rußland und Schlaf schneller, Genosse!.

Soschtschenko I. Die Abenteuer eines Affen. 56 S. Texte Russisch. Bayerischer Schulbuch-Verlag.

Soschtschenko II. Galosch, Sparsamkeitsregime, Puschkin u. a. 60 S. Texte Russisch. Bayerischer Schulbuch-Verlag.

27. Juli

Fjodor Tjuttschew 125. Todestag

* 5. 12. 1803 Gut Owstug (Gouvernement Orjol)

† 27. 7. 1873 Zarskoje Selo

Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew - russischer Lyriker romantischer Prägung. Adliger Herkunft, war Tjuttschew Diplomat in München (1822-1837) und Turin (1837-1839), ab 1848 Zensor in St. Petersburg, ab 1855 Vorsitzender der Zensurbehörde für ausländische Literatur. Fjodor Tjuttschew gilt als einer der größten russischen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Seine Gedichte - zu den bekanntesten zählen u. a. „Frühlingsgewitter“ und „Hymne an den Frühling“ - zeichnen sich durch vollendete, dabei durchaus eigenwillige Form, durch Gedankenreichtum und Gefühlswärme aus.

Beachtenswert sind seine feinfühligen Nachdichtungen aus dem Werk deutscher Dichter, so von Goethe, Schiller und Heine, mit dem er befreundet war und dessen Gedichte er als einer der ersten ins Russische übertrug.

Die letzte Liebe/Poslednjaja ljubov’. Gedichte auf Leben und Tod von Elena A. Denis’eva. Deutsch/russisch. 1993. 100 S. Pano.

Rußland und der Westen. Politische Aufsätze. Hrsg. von Michael Harms. 1992. 112 S. Stimmen aus Rußland. Ernst Kuhn.

14. August

Klabund 70. Todestag

* 4. 11. 1890 Crossen (Oder)

† 14.8.1928 Davos

Klabund (eigentlich Alfred Henschke, Pseudonym auch Jucundus Fröhlich) - deutscher Schriftsteller. Klabunds Werk - wegen seiner stark erotischen und pazifistisch-sozialistischen Themen häufig angegriffen und deshalb auch während der Zeit des Nationalsozialismus verboten - steht zwischen Impressionismus und Expressionismus. Seine Lyrik im Stil François Villons (u. a. Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern! [1913], Die Himmelsleiter [1917]) zeichnet sich durch Farben- und Formenreichtum aus, ist bald ekstatisch aufgewühlt, bald volksliedhaft schlicht. Als Erzähler schuf Klabund expressionistische, in Zyklen zusammengefaßte Kurzromane, z. B. Moreau (1916), Mohammed (1917), Bracke (1918), Franziskus (1921), Borgia (1928) und Rasputin (hrsg. 1929). Daneben entstanden einfühlsame Nachdichtungen fernöstlicher Lyrik. Bekannt wurde seine Bearbeitung des chinesischen Dramas Der Kreidekreis (1925).

Rasputin. Bibliothek der Erzähler. Bd. 24. 1997. 96 S. Steidl Göttingen.

Der Seiltänzer. Hrsg. von Jürgen Köchel und Svato Zapletal. 1990. 60 S. Svato.

Störtebeker. Roman. 2. Auflage 1994. 64 S. Manesse Bücherei. Manesse.

16. August

Reiner Kunze 65. Geburtstag

* 16. 8. 1933 Oelsnitz (Erzgebirge)

Reiner Kunze - deutscher Schriftsteller und Lyriker. Er schrieb in der DDR zunächst volkstümliche, auch politische, z. T. an Bertolt Brecht orientierte Lyrik (Vögel über dem Tau [1959]), nach 1962 vor allem durch hintergründige Ironie charakterisierte Gedichte (Lyriksammlungen Widmungen [1963], Sensible Wege [1969], Zimmerlautstärke [1972]) und das Kinderbuch Der Löwe Leopold (1970). Auf Grund seiner provokant-kritischen Lyrik und Prosa, insbesondere aber wegen seiner 1976 in der Bundesrepublik Deutschland publizierten Autobiographie Die wunderbaren Jahre, mußte er 1977 die DDR verlassen und siedelte in die BRD über, wo er 1997 den Georg- Büchner-Preis erhielt. (Der Ausschluß aus dem Schriftstellerverband der DDR wurde im Dezember 1989 wieder rückgängig gemacht.) - in den Jahren danach erschienen von dem Lyriker u. a. die Gedichtsammlungen Auf eigene Hoffnung, gespräch mit der amsel und Eines jeden einziges Leben.

Deckname „Lyrik“. Eine Dokumentation von Reiner Kunze. Hrsg. von Reiner Kunze. 1990. 124 S. Fischer Taschenbuch.

Am Sonnenhang. Tagebuch eines Jahres. 1995. 208 S. Fischer Taschenbuch.

Auf eigene Hoffnung. Gedichte. 6. Auflage 1995. Fischer Taschenbuch.

Begehrte, unbequeme Freiheit. Interviews 1989-1992. 1993. 68 S. Edition Toni Pongratz. Pongratz.

Bindewort „deutsch“. Reden. 1997. 40 S. Edition Toni Pongratz. Pongratz.

Der Dichter und die Löwenzahnwiese. Mit farbigen Illustrationen von Jan Buchholz und Reni Hinsch. 1983. 24 S. Windecker Winkelpresse.

gespräch mit der amsel. frühe gedichte. sensible wege. zimmerlautstärke. 1984. 215 S. Fischer.

Eines jeden einziges Leben. Gedichte. 1994. 112 S. Fischer Taschenbuch.

Der Löwe Leopold. Fast Märchen, fast Geschichten. 17. Auflage 1995. Fischer Taschenbuch.

Mensch ohne Macht. Dankreden. 1991. 40 S. Edition Toni Pongratz. Pongratz.

Raum in uns. 21 ausgewählte Gedichte. Mit 25 farbigen Abbildungen von Jürgen Richter. 1995. 52 S. Thomas-Verlag.

Selbstgespräch für andere. Reclams Universal-Bibliothek. Philipp Reclam jun.

sensible wege. und frühe gedichte. 1996. 144 S. Fischer Taschenbuch.

Steine und Lieder. Namibische Notizen und Fotos. 1996. 112 S. Fischer. Wo Freiheit ist ... Gespräche und Interviews 1977-1993. 1994. 240 S. Fischer.

Die wunderbaren Jahre. Prosa. 23. Auflage 1997. Fischer Taschenbuch.

Zimmerlautstärke. Gedichte. 15. Auflage 1995. Fischer Taschenbuch.

17. August

Herta Müller 45. Geburtstag

* 17. 8. 1953 Nitzkydorf (Banat, Rumänien)

Herta Müller - rumäniendeutsche Schriftstellerin. In ihren Prosawerken Niederungen (1982), Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt (1986) und Barfüßiger Februar (1987) setzt sie sich vor allem mit dem dörflichen Leben der Banater Schwaben in den deutschsprachigen Gebieten Rumäniens auseinander. - Herta Müller lebt seit 1987 mit ihrem Ehemann, dem rumäniendeutschen Lyriker Richard Wagner, in der BRD. - In ihrer Erzählung Reisende auf einem Bein (1989) steht das Ankommen der „Grenzgängerin“ Irene in der Wirklichkeit der Bundesrepublik im Mittelpunkt.

Die Schriftstellerin wurde 1998 für ihr Gesamtwerk mit dem Impac-Literaturpreis und dem Dehmel-Preis ausgezeichnet.

Barfüßiger Februar. 2. Auflage 1990. 128 S. Rotbuch Taschenbuch. Rotbuch.

Der Fuchs war damals schon der Jäger. Roman. 1994. Rowohlt Taschenbuch.

Herztier. Roman. 1996. Rowohlt Taschenbuch.

Heute wär ich mir lieber nicht begegnet. Roman. 1997. 240 S. Rowohlt Verlag.

Hunger und Seide. Essays. 1996. Rowohlt Taschenbuch.

Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt. 1995. Rowohlt Taschenbuch.

Niederungen. 1993. Rowohlt Taschenbuch.

Reisende auf einem Bein. 1995. Rowohlt Taschenbuch.

Der Teufel sitzt im Spiegel. 1991. 104 S. Rotbuch.

Der Wächter nimmt seinen Kamm. Vom Weggehen und Ausscheren. 1993. 96 Postkarten. Rowohlt Verlag.

Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett. 1992. 84 S. Europäische Verlags-Anstalt.

18. August

Elsa Morante 80. Geburtstag

* 18. 8. 1918 Rom

† 25. 11. 1985 Rom

Elsa Morante - italienische Schriftstellerin. Sie verfaßte psychologische Familienromane, die sich durch scharfe Beobachtungsgabe und außergewöhnliche Phantasie auszeichnen: Lüge und Zauberei (1948), Arturos Insel (1957), La Storia (1974) und Aracoeli (1982). Sie schrieb auch Erzählungen (Das heimliche Spiel [1941] und Der andalusische Schal [1963]), Lyrik (Die von kleinen Kindern gerettete Welt und andere Gedichte [1968]), literarische und kulturkritische Essays sowie Kinderbücher.

Der andalusische Schal. Neuauflage 1997. 128 S. Claassen Erzählungen. Claassen.

Aracoeli. Roman. 1997. 432 S. Wagenbachs Taschenbücherei. Wagenbach.

Arturos Insel. 1997. 424 S. Wagenbachs Taschenbücherei. Wagenbach.

Für oder Wider die Atombombe und andere Essays. 1991. 195 S. Arche.

La Storia. Roman. 1998. 640 S. Piper.

Die wunderbaren Abenteuer von Katinka mit dem Zopf. 1997. 96 S. Gerstenberg.

22. August

Irmtraud Morgner 65. Geburtstag * 22. 8. 1933 Chemnitz

† 6. 5. 1990 Berlin

Irmtraud Morgner (eigentlich Irmtraud Elfriede Schreck) - deutsche Schriftstellerin. Nach dem Studium der Germanistik und der Arbeit als Redaktionsassistentin der Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“ wirkte sie ab 1957/58 als freie Schriftstellerin im Ostteil Berlins. Bekannt wurde die Dichterin durch den phantastisch-ironischen Gegenwartsroman Hochzeit in Konstantinopel (1968). Zentrale Aspekte der Frauenthematik und der Frauenemanzipation griff der Roman Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura (1974) auf; 1983 erschien Amanda. Ein Hexenroman als 2. Teil der Laura-Salman-Trilogie, deren 3. Teil durch ihren Tod nur Fragment blieb. Schwerpunkt der Erzählerin sind zumeist die Konflikte zwischen Beruf und Privatleben und die Frauenemanzipation. Dabei mischt sie, insbesondere in den genannten Romanen, Gegenwärtiges und Vergangenes, Realistisches und Phantastisches, DDR-Alltag und griechische Mythologie. - Weitere Werke von Irmtraud Morgner sind die Romane Ein Haus am Rand der Stadt (1962) und Die wundersamen Reisen Gustav des Weltfahrers (1973) sowie die Erzählungen Das Signal steht auf Fahrt (1959), Gauklerlegende (1970) und Spielzeit (1973).

Amanda. Ein Hexenroman. 4. Auflage 1992. 545 S. Sammlung Luchterhand im dtv. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Gauklerlegende. Eine Spielfraungeschichte. 1994. 120 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Hochzeit in Konstantinopel. Roman. 7. Auflage 1990. 192 S. Sammlung Luchterhand im dtv. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura. 1994. 600 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Rumba auf einen Herbst. Roman. 1995. 408 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Der Schöne und das Tier. 1991. 48 S. Luchterhand Literaturverlag.

Die wundersamen Reisen Gustav des Weltfahrers. Lügenhafter Roman mit Kommentaren. 2. Auflage 1989. 157 S. Sammlung Luchterhand im dtv. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Sarah Kirsch/Irmtraud Morgner/Christa Wolf: Geschlechtertausch. Drei Geschichten über die Umwandlung der Verhältnisse. 11. Auflage 1991. 127 S. Sammlung Luchterhand im dtv. Deutscher Taschenbuch Verlag.

22. August

Ignazio Silone 20. Todestag

* 1. 5. 1900 Pescina

† 22. 8. 1978 Genf

Ignazio Silone (eigentlich Secondino Tranquilli) - italienischer Schriftsteller. Sein erster Roman Fontamara (1933) - er schildert das Leben des armen hungernden Landproletariats in einem Abruzzendorf unter der faschistischen Herrschaft Mussolinis - wurde sein größter Erfolg: Er wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. In seinen späteren Romanen Wein und Brot (1936), Der Samen unter dem Schnee (1942), Eine Handvoll Brombeeren (1952), Das Geheimnis des Luca (1956) und Der Fuchs und die Kamelie (1960) vertrat Ignazio Silone als „Sozialist ohne Parteibuch und Christ ohne Kirche“ eine ideologisch nicht gebundene Menschlichkeit. Auch in seinen politischen Schriften - Der Faschismus (1934) und Die Schule der Diktaturen , auch: Die Kunst der Diktatur (1938) - zeigte sich seine antifaschistische Haltung.

Der Faschismus. Seine Entstehung und seine Entwicklung. 315 S. Neue Kritik.

Fontamara. 1997. Kiepenheuer & Witsch. Der Fuchs und die Kamelie. Roman. 1997. 160 S. Wagenbachs Taschenbücherei. Wagenbach.

Das Geheimnis des Luca. 1988. 208 S. Kiepenheuer & Witsch.

Eine Handvoll Brombeeren. 1985. 320 S. Kiepenheuer & Witsch.

Notausgang. 1991. 304 S. Kiepenheuer & Witsch.

Der Samen unter dem Schnee. 1993. 576 S. Kiepenheuer & Witsch.

Severina. Aus dem Italienischen von Ragni M. Gschwend. 1994. 128 S. Kiepenheuer & Witsch.

Vino e pane. Easy Readers Fac. Letture. Klett.

Wein und Brot. 1984. 330 S. Kiepenheuer & Witsch.

29. August

Ulrich von Hutten 475. Todestag

* 21. 4. 1488 Burg Steckelberg bei Fulda

+ 29. 8. (?) 1523 Insel Ufenau (Zürichsee)

Ulrich von Hutten - deutscher Dichter und Publizist, einer der bedeutendsten Vertreter des Humanismus, Anhänger Martin Luthers. Seine leidenschaftlichen, sprachgewaltigen, mit satirischer Schärfe abgefaßten Streitschriften, Reden, Appelle, Dialoge und Briefe gegen die katholische Dogmatik und den Papst hatten großen Einfluß auf die Herausbildung des Nationalbewußtseins der Deutschen. Ulrich von Hutten war neben Crotus Rubianus Mitverfasser der Epistolae obscurorum virorum/Dunkelmännerbriefe (1515-1517), einer Schmähschrift auf die Kölner theologischen Gegner des Humanisten Johannes Reuchlin. - Seine lateinische und deutsche Dichtung war in erster Linie politisch, national. Die großen Gedichte „Ein neu Lied“ („Ich hab’s gewagt mit Sinnen ...“ [1521]) und „Jetzt schrei ich an das Vaterland!“ (um 1520) zeigten Huttens Willen, gegen alle Widerstände seitens der Kirche und der „Curtisanen“ (Höflinge) für Ehre, Recht und die Nation zu streiten. - Seit 1520 schrieb Ulrich von Hutten wie auch Martin Luther deutsch, um das einfache Volk zu erreichen. So übersetzte er seine eigenen Schriften vom Lateinischen ins Deutsche; vier Dialoge faßte er z. B. zu dem Gesprächbüchlein Ulrichs von Hutten (1521) zusammen. - Mit seinem Dialog Arminius (posthum erschienen 1529) führte Hutten den Sieger der Schlacht im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) in die deutsche Literatur ein.

Beklagunge der Freistette Deutscher Natio. Volkstum-Verlag.

Opera quae reperiri potuerunt omnia. 5 Bde. 1963. 2866 S. Biblio.

Epistolae obscurorum virorum. Supplement zu Opera omnia. 2 Bde. 1966. 1375 S. Biblio.

Die Schule des Tyrannen. Lateinische Schriften. 1997. 368 S. Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Wie Boeslich die Bepste wider die Deutschen Kaysern. Volkstum-Verlag.

31. August

William Saroyan 90. Geburtstag

* 31. 8. 1908 Fresno (Kalifornien)

† 18. 5. 1981 Fresno

William Saroyan - amerikanischer Schriftsteller. Er veröffentlichte seit Ende der 20er Jahre Kurzgeschichten, Theaterstücke und Romane. - Bereits seine erste Kurzgeschichtensammlung Der waghalsige junge Mann auf dem Trapez ... (1934) vermittelte eine idyllisierende, mitunter auch sentimentale Weltsicht, die auch seine späteren Werke kennzeichneten - z. B. die Kurzgeschichten Ich heiße Aram (1940) und Unkalifornische Geschichten (1949), die Romane Menschliche Komödie (1943), Die Abenteuer des Wesley Jackson (1946) und Wir Lügner (1951) sowie die Theaterstücke Ein Leben lang (1939), Mein Herz ist im Hochland (1939) und Die Höhlenbewohner (1958). Mit gütigem Humor, basierend auf einer tiefoptimistischen Lebensphilosophie, schilderte er das Poetische und Idyllische im pulsierenden Leben des amerikanischen Alltags. Autobiographisches enthalten u. a. Ihr wißt schon wer (1961), Tage des Lebens, Tage des Sterbens (1970) und Freunde und andere Leute (1978). - Ältere deutsche Ausgaben der Werke von William Saroyan sind u. a. Der erste Sommertag. Erzählungen aus den Jahren 1933-1938 (1984) und Ein anderer Tag, ein anderer Traum. Erzählungen aus den Jahren 1939-1954 (1985).

The Human Comedy. Easy Readers. Klett.

Immigrant Boys/Einwandererkinder. Englisch/deutsch. 1994. 120 S. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Menschliche Komödie. Hörbuch. Sprecher Hans Eckardt. 1995. 6 Tonkassetten. Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen.

Contemporary American Short Stories. Bd. 1: William Saroyan u. a. Cornelsen.

Zusammengestellt von Wolfgang Buth


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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