Eine Annotation von Lili Hennry
Peters, Elizabeth:
Ein Rätsel für Ramses
Historischer Kriminalroman.
Aus dem Amerikanischen von Beate Darius.
Econ Taschenbuch Verlag, München 1998, 508 S.
Das alte Ägypten mit seinen Pyramiden und Mumien bildet doch immer wieder eine wundervolle Kulisse für spannende Kriminalfälle. Versnobte Engländer und reiche Amerikaner als Personal der Handlung bieten ausreichend Vorwand für so manche Skurrilität und erfüllen die stumme, dennoch stimmungsvolle Szenerie mit buntbewegtem Leben. Spielt das Ganze dann noch um die Jahrhundertwende und in Ägyptologenkreisen, kann wirklich nichts mehr schiefgehen. Aus diesem Mix lassen sich allemal aufsehenerregende Kriminalstorys zaubern.
Die Familie umfängt den Leser wie ein Krake. Der Kopf ist weiblich und gehört Amelia Peabody Emerson, einer ebenso tüchtigen wie unerschrockenen Person, Ägyptologin und Kriminologin aus Leidenschaft. Zahlreiche Fälle hat sie schon gelöst, sehr zum Verdrusse ihres Mannes, der lediglich Ägyptologe aus Leidenschaft und ansonsten hauptsächlich Amelias liebender, wenn auch meist etwas brummiger Gemahl ist, der die Umtriebe seiner Frau vor allem als lästige Störung erlebt. Sohn Ramses, Neffe David und Adoptivtochter Nefret, alle im Jungerwachsenen-Alter und sehr eigenwillig, begleiten Peabody und Emerson, wie die Eheleute einander liebevoll anreden, im Jahre 1903 auf ihrer Grabungsreise nach Luxor. Eine verwirrende anonyme Botschaft warnt vor dem Betreten eines mysteriösen Grabes 20-A, das auf keiner Gräberkarte verzeichnet ist. Davon erst recht angestachelt, machen sich alle auf die Suche, die tatsächlich von einem zweifelhaften Erfolg gekrönt wird: Wer verbirgt sich hinter der Mumie einer einstmals wunderschönen Frau, die keinesfalls länger als zehn Jahre tot ist? Eine nähere Inspektion des Körpers ergibt tödliche Stichverletzungen. Obwohl die Situation mehr als einmal brenzlig für Amelia und ihre Lieben wird, ruhen sie nicht eher, bis der Mörder überführt ist. Dazu sind in der ohnehin spannungsgeladenen Atmosphäre noch etliche Winkelzüge und einige gefahrvolle Manöver nötig. Am Schluß aber ist - dank Ramses - der Feind besiegt, und nun kann endlich die friedvolle Phase der eigentlichen archäologischen Ausgrabungen beginnen, deren Schilderung dem Leser jedoch erspart bleibt.
Die Figuren sind grob gezeichnet, manchmal liebenswürdig, meist vorlaut-kauzig, bisweilen nervtötend, kurz gesagt, es sind Menschen wie du und ich. Ihre Methoden sind unkonventionell bis seltsam, aber effektiv. Ich gebe zu, daß ich die Bekanntschaft von Amelia Peabody Emerson bisher noch nicht gemacht hatte, aber es scheint mir der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zu sein.