Eine Annotation von Björn Berg


Klauß, Jochen:

Goethes Deutschland

Orte und Stätten von Aachen bis Zwickau aus der Sicht des Dichters.

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998, 334 S.

Goethe gibt es immer wieder. Und, wer Glück hat mit Goethe, dem gibt Goethe immer was. Selbst im geteilten Deutschland war es Schulbuchbinsenwahrheit, daß Goethe dem ganzen Deutschland gehört. Wem gehört „Goethes Deutschland“? Goethe! Sein Germany war erheblich größer als das Gelände „von Aachen bis Zwickau“, das der Klassiker-Verwalter Jochen Klauß als Goethes Deutschland verkaufen möchte. Das komplette Ausklammern elsässischer und böhmischer Regionen aus der topographischen Goethe-Biographie begründet der Autor nicht nur mit den radikal geänderten historisch-politischen Gegebenheiten. Goethes Rest-Reich ist groß genug, um einen attraktiven Band zu binden. Ausgestattet mit graphischen und malerischen Illustrationen, ortet das Buch „Goethe-Orte in Deutschland“. Jeder Provinz-Patriot, der in der Penne den ganzen Goethe verpaßte, kann nun nachschlagen, mit welchen Gedanken und Gefühlen der Dichterfürst sein Kaff bedachte. Garantiert wird’s die Leutchen in Rheinzabern, einst Bistum Speyer, bitter grämen, wenn sie lesen, was der gerade Dreißigjährige notierte: „Hier ist nichts zu sagen.“ Prägender blieb für den Poeten das nur einmal - 1778 - besuchte Berlin. „Goethe lernte während dieser fünf Berliner Tage die preußische Residenz intensiv kennen“, schreibt Klauß. Via Tegel verließ der „Werther“-Verfasser das Berliner Umland, womit er den „geographisch nördlichsten Punkt seines Lebens erreichte“. Hat der kundige Klauß sich nicht geirrt, können die Tegeler auf ihrer Gemarkung einen Pflock in die Erde rammen, der markiert, wo auch Goethe nicht weiterkam. Das heißt, Bremen, Hamburg, Lübeck, Rostock, Danzig hat er nie gesehen. Was nicht bedeutet, daß der Genius zu den genannten Stätten nichts zu sagen hatte. Zwischen Bremen, Hamburg, Lübeck, Rostock, Danzig und Weimar gingen Korrespondenzen hin und her. Auf diese Weise war der Wortvirtuose permanent per Postkutsche auf Wanderschaft in Deutschland. Eine Menge Material für Bücher sammelte sich an. Jochen Klauß hat manches zusammengeklaubt, was sogar goethe-gequälten Schülern Spaß machen kann.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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