Eine Sachbuch-Annotation von Klaus Ziermann

Rollmann, Jürgen:

Beruf: Fußball-Profi

Oder: Ein Leben zwischen Sein und Schein.

Sportverlag, Berlin 1997, Reihe Sport-Report, 199 S.

 

Der Sportverlag Berlin ist dabei, eine Reihe „Sport-Report“ aufzubauen, die sich sehen lassen kann: Es geht um kritische, durch zahlreiche Dokumente und Insideraussagen erhärtete Bestandsaufnahmen in beliebten, massenwirksamen Sportarten.

Jürgen Rollmann weiß aus langjähriger eigener Erfahrung, worüber er zu schreiben hat, wenn er den „Beruf: Fußball-Profi“ als ein „Leben zwischen Sein und Schein“ qualifiziert. Ehe er Journalist wurde, war er selbst von 1988 bis 1997 Vertragsspieler bei Werder Bremen, dem MSV Duisburg und dem FC Augsburg. Außerdem stand er von 1994 bis 1996 der Vereinigung der Vertragsspieler (VdV) - der deutschen Spielergewerkschaft - als Präsident vor, ein Umstand, der ihm sicher nicht weniger Wissen, Einsichten und Erfahrungen eingebracht hat als die eigene erfolgreiche Spielerpraxis. Auffällig an seinem Buch ist, daß globale positive wie negative Allgemein- und Pauschalurteile, die zumeist auch in Allgemeinplätzen enden, gemieden, dafür differenzierte, stichhaltige und beweiskräftige Wertungen angestrebt werden. Spielerverträge werden der Öffentlichkeit als Beweismaterial zugänglich gemacht; Statements von bekannten Profifußballern wie Bruno Labbadia, Oliver Reck, Ulli Stein, Jürgen Klinsmann oder Uli Hoeneß erhärten diesen insgesamt lobenswerten Trend. Dadurch sind der Wahrheitsgehalt bei diesem unbestechlichen Blick hinter die Kulissen der Bundesliga und der Neuwert des Buches an Einsichten in die wesentlichsten Zusammenhänge des heutigen Profifußball-Geschäfts groß.

Insbesondere betrifft dies jene Kapitel, die die Geschäftemacher in voller Aktion zeigen, etwa das „7.Kapitel Der Alltag“ mit den Abschnitten „Abenteuer Bundesliga“, „Die Medien“ und „Familie und andere Verpflichtungen“ und das „11. Kapitel Die Spielerberater“ mit den Abschnitten „Die Vermittler“ und „Vereinsfunktionäre“.

Da es Jürgen Rollmann im ganzen Buch um die Stärkung gewerkschaftlicher Positionen auch im Profifußball-Geschäft geht, verdienen das „12. Kapitel Die Spielervereinigung“ und das „14. Kapitel ,Goldene Regeln‘ für den Beruf Fußball-Profi“ besondere Beachtung. Ein „Anhang Sportrecht“ gibt praktische Anleitungen und Orientierungen. Er soll - wie im „Vorwort“ ausdrücklich hervorgehoben - für die gewerkschaftliche Spielervereinigung werben und „Strukturen schaffen, damit zukünftig so wenig als möglich junge Spieler die gleichen Fehler begehen wie Hunderte von Spielern zuvor.“ (S. 9)


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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