Eine Annotation von Bernd Heimberger
Schnierle-Lutz, Herbert:
Hermann Hesse. Schauplätze seines Lebens
Insel Verlag, Frankfurt/M. und Leipzig 1997, 345 S.
Warum auf das hören, was uns der Dichter sagen will? Würden wir auf Vladimir Nabokov hören - und nicht nur auf ihn -, wären die Werke die Stationen eines Schriftstellerlebens, auf die die Leser Anspruch haben. Auf die Werke und nur auf sie! Auch im Falle eines Hermann Hesse sind die Werke eine gute Handhabe, um durch sämtliche Orte seines Lebens zu spazieren. Bei aller Vorliebe für Hesse: Wer nimmt sich die Zeit, sämtliche Schriften Hesses zu lesen? Zumal, wenn man die Lektüre verkürzen kann. Sozusagen in einem Schnellkurs absolvieren, der zudem eine touristische Exkursion zu den Schauplätzen des Hesseschen Lebens bietet. Der Arrangeur des stattlichen Leitfadens ist Herbert Schnierle-Lutz.
Im geschwinden Tempo geht's durch Calw, Maulbronn, Tübingen, Basel, Gaienhofen, Bern und Montagnola, wo Hermann Hesse mehr als die Hälfte seines Lebens zu Hause war. Die schnell wechselnden Schauplätze sind die der widerborstigen Kindheit und Jugend. Der Lebens- und Alterssitz ist heute nur schwer erreichbar und auf gar keinen Fall zugänglich. Was bleibt den wißbegierigen Wandersleuten? Die Literatur Hesses! Der Herausgeber und Arrangeur geizt nicht mit Hinweisen. Wieder und wieder zitiert er Hesse herbei, indem er ihn zitiert. Schauplätze des Hesse-Lebens werden mit den Augen Hesses gesehen. Vergangenheit tritt in die Gegenwart. In der können sich die Leser zur vergnüglichen Tour aufmachen. Vergnüglich! Bei Hermann Hesse, ich schwör's!