Wohl kein Film oder Roman, der im sogenannten Wilden Westen spielt, kommt ohne Saloons aus. Hier gibt es Schießereien, Pokerspiel, Whisky saufende Cowboys und Banditen und so manch andere Handlungsträger. Aus den Western-Filmen sind uns sägemehlbestreute Dielen, lange polierte Theken mit Messingbeschlägen, große Barspiegel, leichtgeschürzte Damen oder auch düstere, windschiefe, verräucherte Kistenbretterbuden mit falschen Fassaden, verstimmt klimpernde Orchestrions oder krummrückige Klavierspieler bekannt. Die Assoziationen, die der Leser mit dem Bild der Western-Saloons verbindet, sind vielfältig und schillernd. Denn Abenteuer und Tragödie, Glanz und Drama der nordamerikanischen Pionierzeit bündelten sich in diesen Trink- und Amüsierlokalen, die zum sozialen und kulturellen Mittelpunkt vieler Siedlungen im Westen der USA wurden.
Aber neben den vielbeschriebenen Saloons mit all den mehr oder minder ausgeschmückten Geschichten waren sie ein durchaus ernstzunehmender Kommunikationspunkt in einer Zeit, als die letzte Etappe der territorialen Westexpansion der USA eingeläutet und die Vernichtung und Vertreibung der indianischen Bevölkerung in Reservationen so gut wie abgeschlossen war.
Der Historiker J. Kiecksee, der in Insider-Kreisen als Fachmann für die Geschichte des Wilden Westens bekannt ist, dokumentiert in diesem Buch die Rolle der Saloons für die nordamerikanische Geschichte im 19. Jahrhundert. Soziale Stellung und Motivationen der Besitzer und Gäste werden ebenso vorgestellt wie die Tischsitten und Eßgewohnheiten jener Zeit. So wird der Blick auf einen nicht unwesentlichen Aspekt der US-amerikanischen Kulturgeschichte gerichtet. Exemplarisch, weil sicherlich am besten durch Zeitzeugnisse dokumentiert, wird auch die Geschichte der bekanntesten Saloons dargelegt. So gelingt es dem Autor anhand eines etwas spektakulär anmutenden Untersuchungsgegenstandes, spannend und populär einen wichtigen Bestandteil der amerikanischen Alltagsgeschichte zu beleuchten.