Das Haupt des Siegers ziert der Lorbeer. Wer aber kennt den Letzten? Auf den Gewinner richten sich die Kameras. Sein Name geht in die Analen des Sports ein; viele Olympiastätten - auch Berlin - ehren die Sieger für alle Zeiten: Die Namen stehen in Stein gemeißelt, der Nachwelt erhalten. Und die Verlierer? Wer kümmert sich um sie? Volker Kluge hat mit seiner Winter-Olympia-Chronik den erfolgreichen Versuch gestartet, möglichst allumfassend über die Olympischen Winterspiele zwischen Chamonix 1924 und Lillehammer 1994 zu berichten. Und für den Berliner Publizisten gehören eben nicht nur die Sieger, die Medaillengewinner oder vielleicht noch die ersten Sechs eines sportlichen Wettbewerbs zu den erwähnenswerten Startern. Jeder, der jemals angetreten ist bei einem olympischen Wettbewerb, wird sich in dem übersichtlich gestalteten Werk mit seiner Leistung und Plazierung wiederfinden. Doch damit nicht genug: Der Autor möchte dem Leser möglichst viele Fragen beantworten. Und so informiert er über so ziemlich alle Details, die das olympische Geschehen ausmachen. Er stellt das jeweils aktuelle Internationale Olympische Komitee vor, nennt die teilnehmenden Mannschaften, die Wettbewerbe, den Zeitplan, die Wettkampfstätten. Wir erfahren etwas über die Eidsprecher, über akkreditierte Journalisten, Olympiamedaillen und Briefmarken. Volker Kluge hat zudem interessantes Material über die finanziellen Seiten der Spiele zusammengetragen: Was kostete der Bau der einzelnen Wettkampfstätten? Wie hoch waren die Einnahmen und Ausgaben der Veranstalter? Die I. Winterspiele 1924 in Chamonix beispielsweise brachten als Einnahmen durch den Verkauf von Eintrittskarten und einen Zuschuß durch die französische Regierung 626 936,75 Francs in die Kassen. 68 Jahre später standen bei den XVI. Olympischen Winterspielen 1992 im französischen Albertville Ausgaben von 4,201 Milliarden Francs Einnahmen von 3,931 Milliarden Francs gegenüber.
Doch nicht nur Zahlenfetischisten kommen in der Olympia-Chronik auf ihre Kosten. Jedem Ereignis vorangestellt ist ein komprimierter historischer Abriß; die Olympischen Spiele werden so eingebettet in die Weltenläufe, sind Spiegelbild gesellschaftspolitischer Machtkämpfe. Und schließlich ergänzt Volker Kluge seine akribische Zahlen- und Faktensammlung mit diversen Anmerkungen, mit Sportlerporträts und vertiefenden Informationen über Wettkampfregeln, Medaillenwertungen, besonders erfolgshungrige Athleten und die Namen aller jemals bei Olympischen Winterspielen angetretenen deutschen Sportler - von dem Winterberger Skisportler Günther Abel bis zum Karl-Marx-Städter Eiskunstläufer Günter Zöller.