Eine Annotation von Helmut Eikermann
Janosch
Wörterbuch der Lebenskunst
Wilhelm Goldmann Verlag, München 1995, 96 S.

Deutschlands prominentester Kinderbuchautor hat in diesem Büchlein seine Lebensweisheit gesammelt und mit Vignetten des „glücklichen Maulwurfs“ und der „kleinen Tigerente“ versehen. Die meisten Sentenzen klingen wenig optimistisch, manche tiefsinnig bis gallig. Nur manchmal schimmert ein Hauch von Optimismus durch: Vergiß es nicht: Heute ist der schönste Tag in deinem Leben!

Daß Janosch Autos, Beton, die Ehe, Eltern, Erziehung und Verleger nicht sonderlich mag, weiß man aus manchem seiner Bücher; diesmal hat er seine Abneigungen in eine zum Zitieren verlockende Kurzform gegossen: Auferstehung - Bloß das nicht!

Aber auch bei den weniger lakonischen Feststellungen trifft auf den Verfasser glücklicherweise nicht zu, was der über Intellektuelle anzumerken weiß: Nur wenige von ihnen sind in der Lage, eine Aussage in einen verständlichen Satz zu fassen. Und sofern es überhaupt verständlich ist, was sie sagen, erweist es sich später fast immer als falsch ...

Wie einleuchtend erscheinen hingegen Janoschs Sätze: Architekten - Im Regelfall Verbrecher gegen die Bewohnbarkeit von Gebäuden. Die Architekten haben in den letzten Jahrzehnten zehnmal mehr zerstört als jeder Krieg.

Erziehungsbefähigte - Im deutschen Sprachraum nicht bekannt. Statt dessen: Erziehungsberechtigte ...

Die Familie ist eine Brutstätte des Unheils; eine Art Vorhölle.

Wer Gerechtigkeit sucht, der sollte sich nicht an die Justiz wenden. Er sollte lieber auf das Jüngste Gericht hoffen.

Und schließlich: Es gibt ja so viele Säue und so wenig Perlen.

Ein paar davon hat uns Janosch hingestreut.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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