Der vor einem Jahr verstorbene Walther Killy hat mit der Initiierung und Herausgabe einer Deutschen Biographischen Enzyklopädie ein für den deutschen Sprachraum zum Ausgang des 20. Jahrhunderts einmaliges Nachschlagewerk in die deutschsprachige Lexikalandschaft gestellt. Jetzt, wo der vierte Band gerade ausgeliefert, der erste, zweite und dritte Band langsam zum gern benutzten Handwerkszeug für den Geisteswissenschaftler wie für den an Politik und Geschichte Interessierten wird und die nächsten Bände bald in die Bibliotheken kommen, erweisen sich nicht nur die Zweifel, ob diese Enzyklopädie wie geplant erscheinen wird, offensichtlich als hinfällig, sondern der Wunsch, alle zehn Bände bald zur Verfügung zu haben, nimmt zu. Dies nicht nur, um Zugriff auf die Personenverweise zu haben, die erst in den noch ausstehenden Bänden aufzufinden sein werden, sondern weil die Vorzüge dieser Enzyklopädie von Band zu Band nachhaltiger zur Geltung kommen. Anfängliche Zweifel, ob bei ca. 6 000 Biographien je Band nicht der erforderliche Informationsgehalt bei weniger gewichtigen Personen zu kurz kommt, wurden von Band zu Band zerstreut. Die Konzeption Killys erweist sich als Erfolgsrezept - in zehn Bänden mehr Artikel zu bieten, als dies die ADB, die NBD oder auf einzelne Personengruppen begrenzte biographische Nachschlagewerke weder leisten wollen noch können, und zugleich in der Regel weit mehr Informationen zu den Personen zu geben als die Standard-Lexika und -Enzyklopädien dies vermögen. Die Tatsache, daß ein Literaturwissenschaftler das Konzept dieser Enzyklopädie entwickelte, schlägt sich wohltuend in den Artikeln nieder. Selbst die kürzesten bemühen sich um einen beschreibenden Stil und vermeiden die sonst bei Lexika so häufig üblichen Abkürzungsstakkatos. Für den gezielt suchenden wie auch den nur blätternden Leser sind daher die Verführungen zum Festlesen groß. Ausnahmen bilden einige Artikel über Personen aus früheren Jahrhunderten, wo scheinbar Begriffe und Satzkonstruktionen aus älteren biographischen Darstellungen übernommen wurden, da wäre eine behutsame Anpassung an die moderne Schreibweise günstiger gewesen. Ein Vorzug, auch wenn dies für eine Enzyklopädie selbstverständlich ist: die ausgesprochene Zurückhaltung bei Wertungen und Urteilen, die Konzentration auf das Wesentliche. Bemerkenswert auch, daß das Verhältnis von Zahl und Umfang der Artikel über Personen aus ost- und westdeutscher Nachkriegsgeschichte ausgewogen ist. Dieses ausgezeichnete biographische Standardwerk hat nur einen Nachteil: Es ist nicht für jedermann erschwinglich. So bleiben vielen Nutzern nur die Bibliotheken, denen zu wünschen ist, daß ihnen, ob der zunehmenden Kürzungen, nicht das Geld für die letzten Bände ausgeht.