Eine Annotation von Jutta Plaga
Breinholst, Willy:
Handbuch für Väter
Ein heiterer Ratgeber.
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1995, 125 S.

Endlich hat sich ein Autor befleißigt, im Zeitalter der Frauenemanzipation und des Überangebots von Büchern für Mütter den werdenden Vätern ein Buch vorzulegen, das ihnen bei der Bewältigung der vielfältigen Probleme des Vaterseins unter die Arme greifen soll. Der in den ersten Schwangerschaftswochen hochgradig verwirrte Erstlingsvater wird darin unterwiesen, wie er sich ernährungsmäßig und mental darauf einstellt, die körperlichen und nervlichen Belastungen der Schwangerschaft zu überstehen, und während des Aufenthalts seiner Frau in der Klinik sogar das vorbereitete Essen ausfindig macht. Warnend wird er darauf hingewiesen, daß dicht neben Vaterfreuden auch Vaterpflichten stehen, und kann in Gedanken schon ein Training absolvieren, wie er, wenn er nicht eine mehrmonatige Krankschreibung wegen Nervenzerrüttung erwirken kann, mit mindestens einem Dutzend Ausreden sich den zermürbenden täglichen Verrichtungen erfolgreich entzieht, die da heißen Windeln wechseln und Fläschchen geben. Mit zunehmendem Alter des Kindes muß er lernen, Fähigkeiten zu entwickeln, die das Sprachverständnis des Nachwuchses wecken und gleichzeitig die Wißbegierde des Sprößlings nicht so ausufern lassen, daß er ihr Opfer wird. Stets sollte er darauf bedacht sein, beim Erzählen von Märchen den Zeitgeist einzubeziehen, zu variieren und zu aktualisieren, gegebenenfalls zur Prophylaxe von Neurosen auch zu zensieren, den Wolf aus Tierschutzgründen nicht im Brunnen ertrinken zu lassen und Rotkäppchens Großmutter nicht einen ganzen Kuchen zu schicken, damit sie sich nicht den Magen verdirbt, wenn sie zuviel davon ißt. Dem so auf seine Vaterpflichten vorbereiteten Erstlingsvater bleibt in diesem augenzwinkernd und amüsant geschriebenen Büchlein immer noch ein letzter Trost - die Mutter wird's schon richten.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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