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Gotthard Erler

Das stille Leben eines adligen Fräuleins

 

Das Foto im ovalen Rahmen zeigt eine Dame mittleren Alters mit dem typischen Kopfschmuck der unverheirateten Frau; ein sympathisches Gesicht, strenger, aber gütiger Blick. Ihr Name: Mathilde von Rohr.

Sie ist Jahrgang 1810, wird also in jenen schwierigen Zeiten geboren, da Napoleons Truppen und deren Verbündete das Land ausplündern, die Kräfte zu ihrer Vertreibung mobilisiert werden und die verlustreichen „Befreiungskriege“ neue Opfer fordern. In diesen Zeitläuften wächst Mathilde mit sieben weiteren Geschwistern auf dem väterlichen Gut Trieplatz, westlich von Neuruppin, auf, und sie wird früh an die Mühsal landwirtschaftlicher Tätigkeit gewöhnt. Die entbehrungsreichen, aber durch herzlichen Zusammenhalt in der Familie erträglichen Kinder- und Jugendjahre prägen ihren Charakter: anspruchslos, geradlinig, lebenstüchtig und zuverlässig.

Als der Vater, gedienter Offizier und erfahrener Landwirt, 1832 stirbt, wird das Gut verpachtet, die Mutter zieht mit den Töchtern nach Berlin. Mathilde vertauscht die Enge der brandenburgischen Provinz, die freilich eine Fülle von Bekanntschaften in den Adelsfamilien der umliegenden Dörfer bescherte, mit der geistig anregenden Atmosphäre der preußischen Hauptstadt. Vor allem im Kreis um die Gräfin Sophie von Schwerin wird das Fräulein von Rohr ein gern gesehener, belebender Gast, der schließlich, kommunikativ und liebenswürdig, seinen eigenen Cercle intime in der Behrenstraße 72 etabliert - mit vielfältigen Beziehungen in die Adelspalais der Wilhelmstraße und diversen Verbindungen in die künstlerische Szene.

Aus diesem engagiert gestalteten geselligen Leben in der Residenz hat sich Mathilde von Rohr 1869 zu lösen, als im „Kloster Dobbertin“ ihre längst vorherbestimmte „Stelle“ als Konventualin frei wird, und sie kehrt zurück in die Provinz, diesmal in die mecklenburgische. Unter materiell vorzüglichen Umständen - eigenes Haus und eigener Garten im parkähnlichen Klostergelände am See - lebt sie dort an schönem, aber einsamem Ort noch zwanzig Jahre, durch regelmäßige Reisen und ausgedehnte Korrespondenz mit Verwandten und Freunden verbunden, aber mitunter auch bedrängt von den Querelen der meist antipreußisch gesinnten übrigen Stiftsdamen. 1889 vollendet sich dieses „einfache Leben“ eines adligen Fräuleins vom Lande; es verlief bescheiden, in aller Stille, aber stets integer, korrekt und in protestantischem Gottvertrauen - ein Dasein, wie es Zehntausenden der häufig zahlreichen Töchter des Adels beschieden war.

Die übliche Todesanzeige in der „Kreuzzeitung“ wäre die letzte öffentliche Nachricht gewesen, und die relativ zahlreichen Fakten aus ihrer Biographie wären längst vergessen, wenn nicht Theodor Fontane, wohl um den Jahreswechsel 1859/60, in den Kreis um diese Mathilde von Rohr geraten wäre und wenn sich nicht aus jener ersten, ein wenig kurios verlaufenen Begegnung in der Wohnung des Fräuleins eine jahrzehntelange Verbindung, ja so etwas wie eine literarische Freundschaft entwickelt hätte. Sie dokumentiert sich in einer Folge von 230 Briefen Fontanes, die eine seiner besonders aufschlußreichen Korrespondenzen ausmachen und seinen Lebensgang vor allem in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts begleiten. Diese Schreiben an die Rohr setzen die großen Briefdialoge fort, die Fontane zunächst in den Jahren um die achtundvierziger Revolution mit Bernhard von Lepel und dann in seiner England-Zeit mit Henriette und Wilhelm von Merckel geführt hat; allerdings muß sich die Nachwelt im Falle Rohr mit einem Monolog begnügen, da die Rohr-Briefe nicht erhalten sind.

Anfangs beschränken sich Fontanes Briefe meist auf knappe Nachrichten, auf Einladungen und Absagen, Verabredungen und Entschuldigungen; aber auch diese sachlichen, der Organisation von Geselligkeit dienenden Texte haben ihren eigenen Charme, warten jeweils mit einer originellen Wendung auf. Und vor allem: Sie belegen, wie regelmäßig und wie oft man sich bei den Fontanes oder bei der Rohr zu treffen pflegt. Mit der Übersiedlung Mathildes nach Mecklenburg - Fontane wünscht, daß sie auch dort „Rat und Trost und Kitt der Gesellschaft“ sein möge - gewinnen seine Briefe eine neue Qualität. Sie müssen nun den mündlichen Austausch ersetzen; es beginnt die Phase der ausführlichen, oft drei Bogen langen Bekenntnis- und Beichtbriefe, die zum Schönsten Fontanescher Epistolographie gehören und die ahnen lassen, was alles an jenen Plauderabenden in der Behrenstraße verhandelt worden sein mag.

Die seinerzeit briefverborgene Beziehung zur Rohr hat Fontane nach ihrem Tod auch öffentlich gemacht: in dem für den ersten Band der Wanderungen bestimmten biographischen Essay, der, zwar 1892 in einer Zeitschrift gedruckt, zu seinen Lebzeiten nicht mehr in die „Grafschaft Ruppin“ eingegliedert wurde. Ein sehr persönlich gehaltenes Kapitel; das liebevolle Porträt einer Preußin von der angenehmen Observanz, das feinziselierte Bild einer märkischen Adligen, der er, bei manchem behutsamen Vorbehalt, unendlich viel zu danken hatte.

Sie hatte nur Liebe und Güte für mich

Fontane, der ewige Einzelgänger, vom Schicksal nicht gerade verwöhnt, hat das Glück gehabt, uneigennützige Freunde zu finden, und was die Merckels in den ersten Ehejahren bedeuten, das setzt Mathilde von Rohr, fast bruchlos, seit dem Beginn der sechziger Jahre fort. Sie wird der gute Geist der Fontanes, die verläßliche Freundin in Rat und Tat.

Es ist schwer zu sagen, was die etwa Fünfzigjährige an dem vierzigjährigen verkrachten Apotheker, anerkannten Lyriker und England-erfahrenen Journalisten gereizt hat, den ihr alter Freund Bernhard von Lepel bei ihr einführt. Sicher sind es ihre (von Fontane ein wenig ironisierten) literarisch-geselligen Ambitionen, die sie den Dichter aus dem „Tunnel über der Spree“ an sich binden läßt. Vielleicht ist es aber einfach auch die Sympathie für den jungenhaft-ungenierten Fontane, für dessen lebhafte märkische Interessen und für dessen nicht gerade rosigen Lebensumstände. Wie dem auch sei: Sie wendet sich in ihrer Herzensgüte Fontane und den Seinen zu, er wird ihr „Verzug“, den sie fast mütterlich umsorgt. Sie stellt sich mit praktischen Gaben pünktlich ein: im Frühjahr mit Spargel, im Winter mit Rehziemer und zu Weihnachten mit selbstgemachtem Marzipan, und Fontane bittet sie im Gegenzug um ihre Assistenz, wenn er Geburtstagsgeschenke für seine Frau besorgen muß.

Was die Rohr für die Fontanes im Lebensalltag bedeutet, geht eindrucksvoll aus einer kleinen Episode von 1872 hervor. Das Haus in der Königgrätzer Straße, in dem Fontane neun Jahre gewohnt hat - „es waren wie die besten so auch die interessantesten Jahre meines Lebens. Drei Kriege und welche!“ -, hat den Besitzer gewechselt, die Miete wird steigen, und die Familie zieht ins Johanniterhaus, Potsdamer Straße 134 c. Das „alte Judenweib“, das bislang dort hauste, schockiert Emilie mit den Worten: „Na, Freude soll er hier nicht erleben.“ Fontane kommt diese Prophezeiung wie ein „alter, halbversteckter Judenfluch“ vor, den er jedoch als wirkungslos empfindet, als Mathilde von Rohr ihm schreibt: „Sie und Ihre liebe Frau bringen Segen in jedes Haus, in der unausgesetzten Tätigkeit und der dankbaren Anerkennung dessen, was Gott Ihnen schenkt.“ Diese Zeilen (nur als Zitat bei Fontane überliefert) seien „wie eine Art Exorzismus des Teufels“ aufgenommen worden. (Dieser Brief vom 31. Oktober 1872 markiert eine der zahlreichen Stellen, an denen sich Fontane zur „Judenfrage“ äußert, und es gehört zum Kosmos dieses Briefkonvoluts, daß eines der bedenklichsten Statements - die Vorhersage von der unvermeidlichen „Heimsuchung“ der Juden - an Fräulein von Rohr geschickt wird.)

Offenbar sind die „vertraulichen Tee-Sitzungen“, die „heitren, zwanglosen Abende“ in der Behrenstraße, die Fontane sehr sorgfältig von den „Gesellschaften“ gewöhnlichen Stils unterscheidet, ein bevorzugter Ruhepunkt des mit „Wanderungen“ und „Kriegsbüchern“ reichlich beschäftigten „Kreuzzeitungs“-Redakteurs. Die „von Herzen kommende und daher herzerquickende Hospitalität“ der Rohr hat er stets gelobt und die bei ihr „verplauderten Stunden“ zu den glücklichsten seines Lebens gezählt. Bei ihr kann der passionierte Causeur seiner Leidenschaft fast uneingeschränkt frönen, wobei die nachsichtige Gastgeberin immer zu einer Entschuldigung bereit ist, wenn er mit seinem saloppen „Bummelton“ die bei der Rohr ohnehin liberalen Grenzen des Statthaften überschreitet. Mehr als einmal bittet er am anderen Tag, „auch diesmal eine kleine Ungezogenheit freundlichst zugute halten zu wollen, die, wie Sie wissen, aus einer gewissen nervösen Lebendigkeit, um nicht zu sagen Reizbarkeit entspringt“; er verspricht, beim nächsten Mal „desto frommer und traitabler“ sein zu wollen.

Bei aller Standesgebundenheit ist Mathilde von Rohr offensichtlich eine ungewöhnlich aufgeschlossene Frau, bei der Fontane alles loswerden kann - was immer ihn bedrückt oder bewegt. Auf sie trifft vor allem zu, was er von Bekannten sagt, „die mich ein für allemal von der strikten Innehaltung gesellschaftlicher Formen dispensiert“ haben. Er hat in seinen Briefen, überraschenderweise, über die Jahrzehnte hin nie die rituellen Anrede- und fast devoten Grußformeln aufgegeben und sich doch zwischen dem scheinbar Distanz gebietenden „Mein gnädigstes Fräulein“ und dem „aufrichtig ergebensten Th. Fontane“ wie kaum an anderer Stelle offenbart. Gegenüber Mathilde von Rohr räsoniert er rückhaltlos über sich, seine Ehe, seine Familie und die Freunde.

Er hat kein Problem, sich als Langschläfer vorzustellen oder einzugestehen, daß er „mit siegender Gewalt“ über das geschenkte Marzipan hergefallen sei. Aus seinen Briefen erfährt man, daß er sich spät erst vom „unsinnig starken Kaffe“ verabschiedet und auf die beruhigende Macht von Apfelkuchen schwört. Er bekennt seine Neigung zum „Räuberzivil“, zu einer bedenklich nachlässigen Kleidung zu Hause. Er verteidigt seinen fehlenden „Fest- und Feierlichkeitssinn“ und versagt sich auch Pikantes nicht; von der dicken Dame im Theater vermutet er: „Sie hatte mindestens das Gewicht von 7 Berlinerinnen“, und von Prinzen heißt es, sie müßten auf Jagd gehen, Geliebte haben oder alte Münzen sammeln, das Dichten aber sollten sie sein lassen. Auch vorübergehende Unlust wird unumwunden eingestanden: „... ich bin so kathedralen- und galerienmüde, wie man nur sein kann, und jedes Schloß, das ich nicht zu sehen brauche, ist ein Segen für mich.“

Der Dichter „un sin Fru“

Beiläufig liefern die Briefe auch die nahezu beängstigende Krankengeschichte der Familie Fontane. Ständig ist von Unwohlsein und Erschöpfung, von Angegriffen- und Abgehetzt-sein die Rede, und Erkältungen und gastrisch-nervöse Anfälle sind an der Tagesordnung - auch bei Frau Emilie, die sich, wie Fontane schreibt, wieder „in ihren gewöhnlichen Novemberzuständen“ befinde, das heißt „andauernd krank“ sei. Emilie ist von Anfang an in die Geselligkeit und die Fürsorge der Rohr einbezogen und in all den Jahren in einen eigenen umfangreichen Briefwechsel mit ihr verwickelt, der aber, mit Ausnahme von einem halben Dutzend unveröffentlichter Briefe Emilies, nicht überliefert ist. Daher nimmt es nicht wunder, daß Fontane sehr freimütig und in vielfältiger Nuancierung über seine Frau spricht. Was er in der Korrespondenz mit Emilie nie recht wahrhaben will, das gibt er gegenüber der Rohr gern zu: daß er nämlich ohne „sin Fru“ verloren sei. Das bezieht sich nicht nur auf das Familien-Organisatorische („meine Frau, sehr herunter durch Plätten und Kindergeschrei“) und die Umsicht, mit der sie für rechtzeitige Glückwünsche zu Geburtstagen sorgt (sie habe das „bessere Geburtstagsgedächtnis“), sondern vor allem auf die täglichen „kleinen Hilfen und Sekretär-Dienste“ bei seinem schriftstellerischen Gewerbe. Freilich klagt er auch mitunter („Eine verstimmte Frau ist ebenso ein Druck, wie eine heitre einem Flügel leiht“), und 1876, als er mit der Kündigung seiner Stellung in der Akademie der Künste eine heftige Ehekrise auslöst, schreibt er sogar jene reichlich böse Analyse über Emilie, die nur „in ruhigen Tagen eine angenehme, geist- und verständnisvolle Gefährtin“ sei, ihn aber in den Stürmen des Künstlerlebens allein lasse. Da er weiß, daß die Rohr seinen Schritt billigt, bittet er sie, bei seiner Frau zu intervenieren: „... ein paar freundliche, trostreiche Worte; ein paar Hiebe gegen mich können immer dabei abfallen.“ Jahre später aber, als die Affäre überwunden ist und man sich wieder zusammengerauft und mit der relativen Erfolglosigkeit seiner literarischen Arbeit abgefunden hat, gesteht Fontane: „Meine Frau ist darin viel verständiger und viel liebenswürdiger geartet (überhaupt die Beste von der ganzen Gesellschaft, mich mit eingerechnet) und leidet nur ihrerseits wiederum unter ihrer großen körperlichen Gebrechlichkeit.“ Auch der köstliche Bericht über die Dienstmädchen vom 23. Mai 1885 zeigt, wie sehr er die Arbeit der Hausfrau schätzen- und achtengelernt hat. Und er respektiert auch ihr literarisches Urteil. Als sie einen handlungsprallen historischen Roman von Brachvogel gelesen haben, der ihm gefallen hat, bemerkt er: „Meine Frau aber fand es greulich, und von ihrem Standpunkt aus hat sie recht. Sie verlangt in solchem Buche Bildung, Klarheit, Konsequenz und künstlerische Form, vor allem originelle, selbständige Menschen und Gedanken. Von all dem ist wenig oder gar nichts drin; es ist Küchen-Lektüre.“

Es versteht sich, daß auch Fontanes vier Kinder ihren Platz in den Berichten nach Dobbertin haben, und in dem gerade zitierten Brief vom 3. Januar 1883 sind sie gemeint, wenn etwas abwertend von der „ganzen Gesellschaft“ die Rede ist. Über ihre Entwicklung informiert er regelmäßig und meist recht nüchtern. Im Grunde ist er bitter enttäuscht, daß die drei älteren kein Verständnis für die prekäre materielle Lage der Familie aufbringen. „Das Maß von Verkehrtheit und Undankbarkeit, das darin liegt, ärgert mich. Keins der Kinder“ - er nimmt nur den Jüngsten, Friedrich, den Patensohn der Rohr, aus - „hat je scharf zugefaßt und gesagt: ,so soll es sein; das übernehm ich, das ist nun meine Sache.‘“ Fontane weiß, daß er den Kindern kein Vermögen vermachen kann, und so läßt er ihnen - soweit er es vermag - wenigstens eine solide Ausbildung angedeihen, eine gute „innerliche Ausrüstung“, weshalb er beispielsweise Mete ein Jahr nach England schickt: „Die volle Kenntnis einer fremden Sprache ist wie ein Kapital, von dessen Zinsen man leben kann.“ Gerade der Liebling Mete freilich wird, die Briefe spiegeln es behutsam, zunehmend zum Sorgenkind.

Ein problematischer Freund

Eine andere Person spukt, fast leitmotivisch, durch nahezu alle Briefe: Bernhard von Lepel. Die Irrungen und Wirrungen seines Lebens verfolgen Fontane und die Rohr mit ständiger Sorge.

Lepel hatte Fontane schon 1843 in die literarische Gesellschaft des „Tunnels über der Spree“ gebracht, Fontane leistet sein Militärjahr im gleichen Regiment, in dem Lepel Leutnant ist. Zusammen erleben sie die Turbulenzen des Vormärz, der Revolution und der Reaktionsperiode, und ihr intensiver Briefwechsel belegt viel Gemeinsames. Doch die beiden leben sich auseinander. Es sind nicht nur gegensätzliche politische Meinungen; Fontane vertritt als Mitarbeiter der erzreaktionären „Kreuzzeitung“ mitunter recht konservative Positionen, während Lepel eher liberal orientiert ist. Nein, es brechen mit fortschreitendem Alter Differenzen in Temperament und Charakter auf. Er selbst sei, gesteht Fontane 1863, „zu nah am Kochpunkt, aber er ist zu nah am Eispunkt. Empfindlich und eigensinnig sind wir beide, und das ist schlimm genug. Das schlimmste aber ist mein raschblütiger, oft unvorsichtiger, auch wohl mal ungeziemender Brummelton, gegenüber seiner steinernen Würde und Superiorität.“ Gleichwohl sucht Fontane in der Redaktion etwas für Lepel zu tun, sieht sich aber bei diesem undankbaren Vermittleramt dem Einwand seines Chefredakteurs Beutner ausgesetzt: „Was gehen mich die liberalen Freunde meiner Mitarbeiter an!“

Unendlichen Stoff für den Briefdisput zwischen Berlin und Dobbertin liefert die brüchig werdende Ehe mit Hedwig von Lepel, die nach quälenden Monaten erfolgende Scheidung und die zweite Ehe mit Anna von Heydebreck. Die „Neue“ mit ihrem schnabbrigen Redefluß und den Gewagtheiten der Themenwahl stößt auf Kühle und Ablehnung im Freundeskreis, Fontane aber akzeptiert sie mit kaum verhohlener Sympathie - auch so dürfen Weiber sein (wie er später Dubslav von Stechlin sagen lassen wird). Den von Fontane ironisch apostrophierten berlinischen „Sprechanismus“ scheint sie in Reinkultur repräsentiert zu haben. Auf Lepel, der in Prenzlau lebt, kommt Fontane immer wieder kopfschüttelnd zurück, und sein privater Nachruf im Brief an die Rohr vom 23. Mai 1885 gerät ihm zu einer bitteren Klage über ein verpfuschtes Leben. Er war so „reich beanlagt und hatte schöne Gottesgaben“, aber sein Verschleiß an Frauen habe ihn ruiniert, erklärt Fontane, der, bei allen Problemen, seiner Emilie fast ein halbes Jahrhundert hindurch ein treuer Ehemann war.

Wahres Anekdotenbuch und brillante Erzählerin

Die Rohr, bekennt Fontane, hatte „nur Liebe und Güte für mich und war mir auch, um eine Hauptsache nicht zu vergessen, bei meinen Arbeiten vom allergrößten Nutzen“. Tatsächlich sind viele Passagen der „Wanderungen“ durch ihre direkte oder indirekte Mitwirkung entstanden, ja, Fontane zögert nicht, „ein Dutzend der lesbarsten Kapitel“ ihren „ersprießlichen Diensten“ zuzuschreiben.

Sie ist bekannt und verwandt mit allen möglichen Leuten, hat persönliche Beziehungen in höchste Kreise der Gesellschaft und der Verwaltung und verfügt obendrein, dank eines vorzüglichen Gedächtnisses, über einen unausschöpfbaren Fundus familiengeschichtlicher Fakten. Fontane bescheinigt ihr, sie sei ein „wahres Anekdotenbuch“ und eine „brillante Erzählerin“. Und so geht vieles, vor allem aus dem Havelland, der Prignitz und dem Ruppinschen, unmittelbar auf ihre Mitteilungen zurück, in anderen Fällen beschafft sie Dokumente und Materialien, oder sie schreibt wirkungsvolle Empfehlungsbriefe, die dem Wanderer den Zugang zu den märkischen Edelleuten und ihren Archiven öffnen. Fontane behelligt sie mit Detailfragen ebenso wie mit großen Zusammenhängen, und Passagen in märkischem Platt gibt er ihr zur Korrektur. Oft genug meldet er sich erst in letzter Minute und setzt sie unter Druck: Die „Wanderungen“ würden ohne ihre rasche Hilfe ins Stocken geraten! Am Trieplatz-Aufsatz, der, lange geplant, erst 1875 in die „Grafschaft Ruppin“ aufgenommen wird, läßt sich eindrucksvoll beobachten, wie „Wanderungen“-Kapitel allmählich reifen und, vor allem, mit welcher Rigorosität er die Rohr in die konkrete Zuarbeit einbindet: „Ich lege heute noch einen Fragezettel bei und bitte Sie freundlichst, Ihre Antworten mit einer spitzen Feder dazwischenkritzeln und nur das, was mehr Raum erfordert, auf aparten Zetteln notieren zu wollen.“

Übrigens verdankt auch der Romancier Fontane der märkischen Stoff-Verwalterin einiges: zum Beispiel, schon 1862, die Geschichte des Fräuleins von Crayn, aus der er den Schach von Wuthenow formt. Als er ihr 1882 ein Exemplar schickt, vermerkt er dankbar, „daß es mir mit allem gut gegangen ist, was von Ihnen kam“. Die „Stifts- und Kloster-Kapitel“ in Grete Minde sind Eindrücken in Dobbertin deutlich nachempfunden, und sicher ist auch das Atmosphärische im Abschnitt „Kloster Wutz“ (Der Stechlin) noch davon beeinflußt. Daß die Rohr auch bei dem Novellenprojekt Sidonie von Borcke vermittelnd einspringen muß, liegt nahe, denn die Geschichte sollte im Kloster Marienfließ spielen, und er brauchte für seine Recherchen an Ort und Stelle die Zustimmung der dortigen Domina. Selbstverständlich wird die Rohr auch eingeschaltet, als Paul Heyse in München den „Roman der Stiftsdame“ konzipiert und Unterlagen über Stifts-Statuten braucht. Und nicht zuletzt: Mathilde von Rohr ist in die langwierige Entstehungsgeschichte des Romanerstlings Vor dem Sturm eingeweiht, kennt die Hoffnungen, die der Autor auf dieses „Schmerzenskind“ setzt, und ermutigt ihn auf seinem langen Weg zum Erzähler, was außer Frau Emilie niemand sonst getan hat.

„Ehre“ im Wert einer altbackenen Semmel

Indes bestimmen nicht nur menschliche Zuwendung und literarische Zuarbeit das Verhältnis Fontanes zu Mathilde von Rohr. Auch sie ist - wie Fontane von sich zu behaupten pflegt- „in der Wolle gefärbter Preuße“, und das schließt im besten Fall Kritik und Zweifel an der eigenen Existenzform ein; die Fronde hat ja Tradition im Lande. So findet Fontane bei seiner lebenslangen Auseinandersetzung und wachsenden Distanzierung von Preußentum und preußischem Staat ausgerechnet in der märkischen Adligen im mecklenburgischen Dobbertin eine wichtige Partnerin. In den „Bekennerschreiben“ an sie ist jener Vorgang minutiös belegt, wie, nach seiner burschikosen Formulierung, seine Preußen-Begeisterung einen „kolossalen Knax“ bekommt.

Die Wurzeln der Entfremdung reichen in die England-Zeit zurück, als ihn die „poplige Unteroffizierswirtschaft“ der Berliner Behörden mehr als einmal zur Verzweiflung bringt. Dann aber, ab 1868, empört ihn, der noch immer nicht in glänzenden Verhältnissen lebt, die Streichung der Beihilfe für seine märkischen Arbeiten (immerhin 300 Taler jährlich), die er seit 1861 vom Kultusministerium erhält. Die vergeblichen Bemühungen um die Weitergewährung dieses Fixums, bei der die Rohr ihre diplomatischen Kanäle nutzt, ziehen sich über Monate, ja über Jahre hin und stacheln Fontanes Zorn auf das „vielgerühmte Zopfpreußentum mit seinem Dünkel, seiner Filzerei und seiner Grobheit“ immer neu an. Er liefert dabei köstliche Charakteristiken der preußischen Minister, vor allem des Herrn Heinrich von Mühler, der die Annullierung veranlaßte. Genüßlich stellt er sich vor, wie seine wirklichen Freunde, Wilhelm von Merckel und dessen Schwager Ferdinand von Mühler, einst im Himmel (wenn er denn überhaupt dorthin kommt) bei seinem Anblick „beide Hände in die Hosentaschen stecken und ohne Gruß und Handschlag an ihm vorbeigehen werden“.

In der langen Folge der Querelen bringt das Jahr 1876 einen weiteren Höhepunkt. Fontane versucht ein letztes Arrangement mit der preußischen Ministerialbürokratie und wird Erster Sekretär der Akademie der Künste. Was zunächst passabel aussieht, ist in Wahrheit ein subalterner Schreiber- und Protokollantenposten, nicht etwa eine kunst- und kulturpolitische Position. Fontane kündigt nach wenigen Wochen das gerade erst vom Kaiser bestätigte Amt, führt aber bis in den späten Herbst hinein die Geschäfte weiter. Er gewinnt ernüchternde Einblicke in die ministeriellen Mechanismen, in die korrekte Knausrigkeit der Behörden, in die Pedanterie der zuständigen Beamten, und er schüttet gegenüber der Rohr sein gedemütigtes Poetenherz aus: „Mir ist die Freiheit Nachtigall, den andern Leuten das Gehalt.“

Ins gleiche Jahr 1876, in dem Fontane nach jahrelanger Kärrnerarbeit den vierten und letzten Band seines Buches über den „Krieg gegen Frankreich“ veröffentlicht, fällt auch die herbe Enttäuschung über die (Nicht-)Reaktion Kaiser Wilhelms auf ebendieses „Kriegsbuch“. Doch Fontane weiß ja längst (und er hat die Rohr schon 1872 daran erinnert), daß die Hohenzollern für Schriftsteller (gegenüber „Militärpersonen“ verhielten sie sich anders) „nie etwas getan“ haben, und er erwähnt die beschämenden zwei Taler, die Friedrich der Große der Dichterin Anna Luise Karsch spendierte. Und so verwundert es ihn schließlich nicht, daß der Kaiser das Mammutwerk über den Deutsch-Französischen Krieg nicht mit einer wohlwollenden Dotation würdigt, wohl aber der Witwe des Schauspielers Pohl („7.Ranges“; man kennt tatsächlich nicht einmal seinen Vornamen!) eine jährliche Pension aussetzt.

Als Fontane, vier Jahre danach, „in einer literarischen Angelegenheit“ zu Exzellenz Redern gebeten wird, der sein Leben von ihm beschrieben zu sehen wünscht, da ist die engagierte Frau Emilie von vornherein „wütend über dieses Zitiertwerden“, und Fontane selbst artikuliert seinen lange aufgestauten Frust in drastischer Deutlichkeit: „Ich hab in dem Verkehr mit Hof und Hofleuten ein Haar gefunden; sie bezahlen nur mit ,Ehre‘, und da diese ganze Ehre auch noch nicht den Wert einer altbackenen Semmel für mich hat, so wird es mir nicht schwer, darauf zu verzichten.“

Die Briefe an Mathilde von Rohr dokumentieren, daß dieses Credo nicht einer augenblicklichen Verärgerung entspringt, sondern daß darin zahllose Erfahrungen, Kränkungen und Demütigungen kulminieren. 1868 trägt ihr Fontane geradezu enthusiastisch und ebenso patriotisch wie europäisch orientiert seinen Plan für ein „Nationalhistorisches Museum“ in Berlin vor (und die Angelegenheit zeigt, wie hoch er ihr Interesse und ihre Einflußmöglichkeiten veranschlagt: „Bitte, zeigen Sie, was Sie können“). Aber schon im Vorfeld gibt er die Hoffnung auf, daß das Kultusministerium ihn mit dem Projekt betrauen könnte, und er macht „die Bettelvorstellung, die man von einem deutschen Schriftsteller hat“, dafür verantwortlich, die „Vorstellung, daß erst ein Geheim-Sekretär oder ein Konrektor kommt und dann ein Schriftsteller noch lange nicht“. Auf das Thema Geist und Macht, schriftstellerische Verantwortung einerseits und politisch-staatliches Mißtrauen gegenüber den „catilinarischen Existenzen“ andererseits kommt er immer wieder zurück, und in dem 1891 anonym veröffentlichten Aufsatz „Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller“ hat er sich öffentlich dazu geäußert.

In seiner literarischen Praxis liefert er freilich genügend Anhaltspunkte für die Skepsis des etablierten Preußen. Seine Bücher über die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 sind zwar Dokumente über die „glänzenden“ preußischen Siege, über die Schlagkraft der Truppe und die Talente der Führung, aber sie stimmen nie in den chauvinistischen Hurra-Patriotismus der offiziellen Publizistik ein und schildern mit unverhohlener Sympathie die Besiegten. Besonders der Reisebericht „Aus den Tagen der Okkupation“ - er entsteht zu großen Teilen im Hause der Stiftsdame Mathilde von Rohr in Dobbertin - vermittelt ein ausgewogenes, überwiegend freundliches Bild vom vermeintlichen „Erbfeind“ und von der Kultur seines Landes. An seine Gastgeberin schreibt der Autor in diesem Zusammenhang: „... hier wird man es wohl wieder zu ,franzosenfreundlich‘ finden, weil ich nicht ausgesprochen habe, jeder Franzose muß zur Strafe seiner Sünden lebendig gebraten werden. Daß mich dies alles wenig anficht, werden Sie glauben.“

Die folgenden Verse übrigens beziehen sich auf jene ebenso arbeitsreichen wie stimmungsvollen „Tage von Dobbertin“ im Sommer 1871:

Die Sonne ist im Scheiden,
Das Boot fährt über den See,
Die Erlen und die Weiden
Spiegeln sich im See;
Die Schwäne stillere Kreise
Im weiten Wasser ziehn,
Ich denk an die goldenen Tage,
An die Tage von Dobbertin.

Mir ist die Freiheit Nachtigall

So wie Fontane im Fall seines Frankreich-Berichts die Meinungsfreiheit des Autors verteidigt - um den Preis der öffentlichen Mißachtung -, so ist die gesamte Korrespondenz mit der Rohr das Medium, in dem er sich über die unabdingbare Unabhängigkeit seines Metiers ausspricht und über sein Künstlertum und seine Produktion überhaupt immer aufs neue mit sich selbst verständigt.

Was die Rahmenbedingungen für den Beruf des freien Schriftstellers angeht, so hat er es der besorgten Emilie mehr als einmal eingeschärft: „Sicherheit is nich.“ Und das einzig halbwegs Sichere ist in den Jahrzehnten von 1870 bis 1890 (also im Zeitraum von etwa Dreiviertel der Rohr-Korrespondenz) das angemessene Fixum, das ihm die „Vossische Zeitung“ für die Berichterstattung aus dem Schauspielhaus zahlt. Dies bindet ihn freilich auch an die hektische Großstadt Berlin, der er, zeitweise wenigstens, am liebsten den Rücken kehren würde, und vor allem frißt diese Stellung auch viel von seiner kostbaren Zeit („Mich absorbiert ganz das Theater; vier Vorstellungen in einer Woche“). Daher ist nicht zufällig verhältnismäßig oft vom Theater die Rede, das ihn in der Saison empfindlich bindet: durch die Abende am Gendarmenmarkt und die jeweils folgenden „Kritiktage“, die er und die Familie sehr ernst nehmen und respektieren („Der Herr hat heut Kritik“). Emilie, ihr Leben lang theaterbegeistert, findet die Kritikschreiberei wohl etwas unter der Würde ihres Mannes, und mitunter fühlt sich dieser auch nicht sehr behaglich, wenn er über Fräulein Keßler oder Herrn Liedtcke seine „Witzchen“ verzapft - sehr zu Unrecht übrigens, denn diese Rezensionen, diese klugen und entschiedenen Überlegungen zu Stück und Autor, zu den Mimen und zur Inszenierung, auch gerade die gnadenlosen Verrisse, gehören vor Alfred Kerr zum Besten deutscher Theaterkritik.

Nicht unproblematisch ist auch die andere Einnahmequelle: die aus Büchern resultierenden Honorare, und insofern geben die Briefe an die Rohr aufschlußreiche Einblicke in die Beziehungen zu Wilhelm Hertz, den, natürlich, auch Mathilde gut kennt. Fontane schätzt den angesehenen Berliner Verleger als kompetenten geistigen Partner, aber er wünscht sich, wie jeder Autor, mehr finanzielle Großzügigkeit. Hertz sei ein „Sicherheitskommissarius“; er kajoliere ihn, „aber mit zugemachter Hand“. Und dabei träumt Fontane vom „Geheimnis schriftstellerischen Wohlergehns“, nämlich Geld zu verdienen, ohne dafür schreiben zu müssen!

Trotz dieses materiellen Dilemmas und obwohl er auch später nicht an seinen literarischen Nachruhm glaubt (allenfalls seinen Gedichten räumt er eine Überlebenschance ein), hat er, ein überaus fleißiger Autor, sich täglich sein Pensum Kunst abgefordert. (Nach dem gern bemühten Goethe-Satz: „Gebt ihr euch einmal für Poeten, so kommandiert die Poesie.“) Interessant ist dabei sein nachdrückliches Bekenntnis zum Ort dieser geistigen Lebensform, abgelegt in einem Brief an die Rohr nach der ersten Italien-Reise: „All dieser Herrlichkeit gegenüber empfand ich deutlich, und nicht einmal schmerzlich, daß meine bescheidene Lebensaufgabe nicht am Golf von Neapel, sondern an Spree und Havel, nicht am Vesuv, sondern an den Müggelsbergen liegt“; hier finde er seine Arbeit „und in ihr meine Befriedigung“.

Dies bedeutet ausdrücklich die Hinwendung zu Schauplatz und Thematik seines erzählerischen Spätwerks. Mathilde von Rohr erfährt aus erster Hand, wie er das Desaster mit der Akademie - trotz Depression, Verzweiflung und Ehekrach - kreativ bewältigt und den ersten Roman, Vor dem Sturm, den er seit fast zwanzig Jahren mit sich herumträgt, endlich abschließt und eine neue Schaffensphase einleitet. Ihr entwickelt er sein poetologisches Konzept, ihr trägt er vor, wie erzählende Kunst beschaffen sein muß: „... es kommt immer auf zweierlei an: auf die Charaktere und auf ein nachweisbares oder poetisch zu mutmaßendes Verhältnis von Schuld und Strafe.“

Allerdings fühlt er sich mit seinen „Schreibereien“ gelegentlich auch wie der Clown im Zirkus, und resignierte Töne klingen bei allem künstlerischen Selbstwertgefühl immer häufiger an. Als er vom Besuch seines längst arrivierten ehemaligen Londoner Apotheker-Freundes Julius Schweitzer erzählt, lautet die Quintessenz: Aus allen seinen Weggefährten seien „reputierliche Leute“ geworden, und er stehe fast als der einzige da, „aus dem nichts geworden ist“.

Die Rohr erfährt - meist nur noch in Briefen zum Geburtstag oder zum Jahreswechsel - von seinem Mißtrauen gegenüber den Freunden, von der Ruppigkeit der öffentlichen Verhältnisse (beim schockierenden Tod des ältesten Sohns), von seiner tiefen Skepsis gegenüber der politischen Situation und der sozialen Entwicklung („eine Welt der Mängel“) und immer wieder von den „nur mäßigen Anstandserfolgen“ seiner Romane. Und ein bitteres Resümee steht ziemlich am Schluß: Er habe sich einzurichten mit „Lebenslotterie-Gewinnen von 50 Talern“.

Diese Haltung korrespondiert mit Fontanes Vorstellung von Schicksal, die wiederum mit einem säkularisierten Gottesbegriff in Beziehung steht. In verschiedenen Variationen betont er, daß Gottes Gnade die „einzige Garantie unsres und jedes Glücks“ sei, doch das bedeutet bei ihm nicht hilflose Schicksalsergebenheit, denn er sagt der Rohr auch: „Ich werde nach wie vor auf die beiden alten Hauptfaktoren unsres Daseins angewiesen sein: auf Gott und das eigene Tun.“

Wo man die Briefe an Mathilde von Rohr auch aufschlägt - man begegnet einem bekenntnisfreudigen Fontane und, im Spiegel seiner Texte, einer hilfsbereiten, gütigen und verständnisvollen Adressatin, deren „freundschaftliche Gesinnungen“ er zu den „Errungenschaften“ seines Lebens zählt.

* Nachwort zu einer Einzelausgabe von Fontanes Briefen an Mathilde von Rohr, die im Herbst 2000 unter dem Titel Sie hatte nur Liebe und Güte für mich im Aufbau Taschenbuch Verlag erscheint.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 06+07/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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