Eine Rezension von Thomas Przybilka

Polizistenalltag - authentische Polizeiromane

Heinrich J. Prinz: Operation Mohnblume
Polizeiroman.
Heinrich J. Prinz Selbstverlag, München 1998, 239 S.

Heinrich J. Prinz: Bittere Erkenntnis
LKA-Beamter im Visier skrupelloser Mafiosi.
Heinrich J. Prinz Selbstverlag, München 2000, 291 S.


Operation Mohnblume
Daß Polizeibeamte am laufenden Band Berichte und Protokolle schreiben müssen, ist bekannt. Daß wenige und zumeist pensionierte Polizeibeamte auch Kriminalromane schreiben, ist eher selten. Heinrich J. Prinz ist so ein seltener Fall eines schreibenden Kriminalbeamten. Bereits 1989 legte er, noch unter dem Pseudonym H. J. Tanner, in der Reihe Das Krimi-Archiv (Verlag Deutsche Polizeiliteratur) seinen ersten Krimi, oder besser Polizeiroman, Heiße Spur am Isarstrand vor, dem der München-Krimi Die Rache einer Toten (1996, Verlag Jasmin Eichner) folgte. 1998 dann erschien unter seinem Klarnamen sein Kriminalroman Operation Mohnblume und im Frühjahr 2000 sein vierter Krimi Bittere Erkenntnis. Prinz, nach Dienst in der bayerischen Bereitschaftspolizei, bei der Münchner Funkstreife und in verschiedenen Bereichen der Münchner Kripo, war zuletzt Leiter der Dienststelle „überörtliche Kriminalitätsbekämpfung“ im Bayerischen Landeskriminalamt. Der Autor weiß also sehr gut über die Themen Bescheid, die er in seinen Kriminal-/Polizeiromanen reflektiert. Das Zusammenspiel von Erlebnissen aus nicht immer ungefährlichen Berufsjahren und Fiktion ergibt authentische Polizeiromane. Nicht nur die Ermittlungsarbeit, die Jagd nach Tätern und Verbrechern, sondern auch Streß und zeitweilige Frustration der Kripo-Beamten wird hautnah und glaubwürdig dargestellt. Kriminaloberkommissar Jürgen Renner hat es allmählich satt, immer nur Kleindealerei, im Polizeijargon „Ameisenhandel“ genannt, im Rauschgiftmilieu zu überwachen und tagelang mit seiner Kollegin, der jungen Kriminalkommissarin Monika Hoberg, Gelegenheitsganoven wie Mehmet Demirag zu observieren. Als dann seine Kollegin bei der Festnahme eines jungen Fixers von dessen verdeckter Einwegspritze gestochen wird und sie Angst hat, von AIDS infiziert worden zu sein, schlägt der frustrierte und wütende Renner den Festgenommenen nieder. Zum alltäglichen Frust hat sich der Kriminaloberkommissar damit eine Anzeige wegen Körperverletzung im Amt eingehandelt. Der Mord an Emine Baykara bringt endlich die gewünschte Abwechslung in seinen Alltag als Rauschgiftfahnder. Die junge Türkin hatte Verbindungen zu Demirag und wurde mit einem Schuß in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet. Renner und seine Partnerin nehmen gemeinsam mit Jochen Dornheim von der Münchner Mordkommission die Ermittlungen gegen die „Türken-Connection“ auf. Hier vermuten sie den Mörder der jungen Türkin. Von einem V-Mann bekommen sie den Tip, daß ein in Istanbul liegengebliebenes Wohnmobil nach München geholt werden soll. Renner und sein Team sehen hier endlich die Chance, in die „Türken-Connection“ einzudringen. Ganz offensichtlich soll die Rückführung des Campers einem verdeckten Rauschgifttransport dienen. Für die grenzübergreifende Observation muß das Bundeskriminalamt hinzugezogen werden, damit die diplomatischen Wege für eine „kontrollierte Durchfuhr“ durch die Staaten entlang der „Balkanroute“ geebnet werden können. Die erhoffte Abwechslung wird für Jürgen Renner und Monika Hoberg gefährlicher, als diese es je geahnt hätten.


Bittere Erkenntnis
Erster Kriminalhauptkommissar Georg Hager ermittelt in der Dienststelle „überörtliche Kriminalitätsbekämpfung und Kunstdiebstähle“ des Bayerischen Landeskriminalamts gegen die kriminelle Vereinigung des Cesare Lucchese. Lucchese und seine Gang haben sich auf Diebstähle von Lastwagenladungen mit Konsumgütern aller Art spezialisiert. Ein abgehörtes Telefonat versetzt Hager in Unruhe. Er soll ausgeschaltet werden, denn seine Ermittlungen stören empfindlich die Geschäfte von Lucchese. Aus Neapel sollen drei Leute einfliegen, um eines der Familienmitglieder Hagers zu entführen. Trotz aller erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen erhält Hager die telefonische Nachricht: „Wir haben deinen Enkel, Bulle!“ Nur - die Gangster haben sich geirrt. Nicht Hagers Enkel ist von ihnen gekidnappt worden, sondern ein Nachbarsjunge. Zwar gelingt die dramatische Befreiungsaktion, doch Hager hat einen hohen Preis zu zahlen. Er wird angeschossen und lebensgefährlich verletzt.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

zurück zur vorherigen Seite