Eine Rezension von Kathrin Chod

Ein gigantisches Unternehmen

Die Deutsche Literatur
Biographisches und bibliographisches Lexikon
Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter herausgegeben von Hans-Gert Roloff
Reihe II – Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620
Herausgegeben von Wilhelm Kühlmann, Hans Gert Roloff, Johann Anselm Steiger
Abteilung A: Autorenlexikon
Band 2 und Band 3
Friedrich Frommann Verlag – Günther Holzboog, Stuttgart – Bad Cannstatt 2001, 814 Seiten

Was sich der Verlag hiermit zumutet ist ein Mammutwerk. Bei all dem was an biographischen Nachschlagewerken zur deutschen Literatur bereits vorhanden ist, soll mit der Herausgabe von „Die Deutsche Literatur“ ein biographisches und bibliographisches Lexikon in sechs Reihen vorgelegt werden, was offenbar das bislang erschienene noch übertrifft. 1985 vom Verlag Peter Lang in Bern begonnen, wird das Werk vom traditionsreichen frommann-holzboog Verlag fortgesetzt, der im kommenden Jahr (2002) auf 275 jahre zurückblicken kann.

Sechs Reihen umfaßt „Die Deutsche Literatur“, den Beginn soll die noch nicht vorhandene Reihe I mit der Literatur der Anfänge bis zum Jahr 1450 machen (noch nicht erschienen). Fortgesetzt wird das Werk mit der Reihe II mit der Literatur von 1450 bis 1620, zu der die beiden vorliegenden Bände gehören. Abgeschlossen wird die Edition mit der deutschen Literatur zwischen 1890 und 1990. Die einzelnen Ausgaben erschienen und erscheinen nicht chronologisch, so liegt Band 1., Lieferungen 1-5, der Reihe VI (1890–1990) bereits seit einigen Jahren vor, während beispielsweise die Reihe I noch in Arbeit ist – ein Umstand, der sicherlich der weit ausgreifenden Anlage geschuldet ist. Die einzelnen Reihen sind wie folgt strukturiert: Abteilung A bietet das alphabetische Autorenlexikon, Abteilung B führt die Forschungsliteratur hierzu auf, gegliedert in Teil 1 – Allgemeine Forschungsliteratur, Teil II – Autoren und Teil III – Nachbargebiete.

In den vorliegenden Bänden werden auf über 800 Seiten Autoren aus dem o. g. Zeitraum von Amadis bis Philipp Appian vorgestellt – was allein einen Eindruck von der Monumentalität dieser Arbeit macht. Gegliedert sind die Beiträge 1. in einen biographischen Abriß und 2. eine Einschätzung der Werkes sowie 3. Eine Bibliographie der Schriften mit Standort. Die vorgestellten Autoren aus den Bereichen der Lyrik, des Dramas, der Prosa, der Musik, der Medizin, Astronomieoder der Theologie repräsentieren die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg. Beginnend mit der deutschen Übersetzung des spanischen Ritterromans „Amadis“ bis hin zu Philipp Apian, dessen eigentlicher Ruhm auf der Vermessung des Herzogtums Bayerns und einer 1563 fertiggestellten Monumentalkarte gründet. Die Länge der biographischen Artikel sind sicherlich hauptsächlich der Quellenlage geschuldet. Da gibt es relativ Kurze Abrisse von etwa einer Seite, wie die über Johann Andreae, einem lutherischen Pfarrer, von dem es u.a. heißt „A.s Werk ist überschaubar. Seine Vier Geist=vnd Trostreichen Predigten aus Kaadener Zeit sind jedoch von recht hoher historischer Bedeutung...“ Oder der Artikel über Georg Amandus, von dem nicht einmal die Lebensdaten bekannt sind und von dem als einzige Druckschrift der Traktat über den christlichen Ritter überliefert ist. Auf der anderen Seite finden sich mehrseitige Abhandlungen u. a. zum Lutheraner und Kanzler der Universität Tübingen, Jakob Andreae, von dem fast 200 Schriften überliefert sind und der hier auf 120 Seiten kommt. Einen Gutteil nimmt dabei neben den Bibliographischen Angaben der Faksimilienachdruck der Titelblätter der einzelnen Werke ein. Wie weit der Begriff „Literatur“ von den Herausgebern gefaßt wurde zeigen weitere vorgestellte Autoren, so Joachim Ammon, von dem eine um 1544 erschienene Einführung in die Arithmetik in lateinischer Sprache überliefert ist oder Elias Nikolaus Ammerbach (um 1530 – 1597), der 1571 eine Orgelspiellehre veröffentlichte.

Man kann nur hoffen, daß angesichts dieses anvisierten Ausmaßes der lange Atem der Herausgeber für dieses wahrhaft gigantische Werk reichen wird. In jedem Fall wird Forschern und Studenten damit eine Zusammenstellung der Literatur im deutschen Sprachraum geboten, die in dieser Form einzigartig ist und wohl auch bleiben wird.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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