Eine Rezension von Bernd Heimberger

Klischee auf dem Kopf

Erich Schmitt: Schmitts Tierleben
Eulenspiegel – Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft, Berlin 2001, 96 Seiten

Wer nie Brehms Tierleben zu seiner Lieblingslektüre machte, wer den Grzimek-Safaris nicht fasziniert folgte, sollte es mal mit Schmitts Tierleben probieren. Auch ein Klassiker! Wenn auch keiner der Zoologie. Erich Schmitt ist ein Klassiker der Karikatur. Ost-Berlinern und Ost-Deutschen wohlvertraut. Von Schmitt, der 1984 starb, läßt sich sagen, daß er kein ostdeutscher, nicht mal ein deutscher Karikaturist war. Er war ein Karikaturist mit Weltwitz für alle Welt, der die Welt gern politisch unkorrekt sah. Zum Beispiel, wenn er den Lenden-schurz-Afrikaner aus der Sicht des Stammtischs illustrierte. Schwachsinn wär’s, von Chauvinismus zu sprechen. Gemäß dem Motto – Nichts Menschliches ist mir fremd – war Schmitt ein Vereinfacher, der kein Klischee versäumte, um es so schnell wie möglich auf den Kopf zu stellen. Auf diese Weise zog er die Lacher auf seine Seite. Blatt für Blatt. Schmitts Tierleben in der Hand, läßt’s sich gut schmunzeln. Seite für Seite. Natürlich darüber, wie unnatürlich sich Mensch und Tier zueinander verhalten. Natürlich über das Tierische im Menschen und das Menschliche im Tier. Viele Sprichwörter sind in Schmitts Tierleben durch den lockeren Zeichenstift zu Sinn-Bildern geworden. Noch immer verleitet Erich Schmitt dazu, mit Spaß zu kapieren, was mit Spaß am leichtesten zu kapieren ist. Fürs Kaputtlachen hat der Karikaturist nicht gezeichnet.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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