Eine Rezension von Bernd Heimberger

Meids Möglichkeit

Volker Meid: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren
Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2001, 1007 Seiten

Meid macht so manches möglich, wenn er sich mit Ernst und Spaß um die deutsche Sprache kümmert. Da er mit seinen listig-lehrreichen Texten zur Sache so gut bei Reclam aufgehoben ist, durfte der Germanist nun in Stuttgart ein Lexikon der deutschsprachigen Autoren auflegen. Dem kundigen Volker Meid muß nicht unterstellt werden, daß er der Kundige ist, der von jedem der aufgenommenen 900 Autoren eine Seite gelesen hat. So mager der Anhang des Meidschen Lexikons auch ist – kein Personen- oder Sachregister –, die Nennung der Fachlexika anderer Kollegen ist das Bekenntnis zu den Quellen. Warum nun Meids Variante zum Vorhandenen stellen? Wegen der Knappheit und Sachlichkeit der Annotationen zu den Autoren? Wegen der literaturhistorischen Aspekte, die den literaturwissenschaftlichen oft den Rang ablaufen? Meid ist gut für Schüler, aber kaum mehr das Geeignete für Studenten, schon gar nicht des germanistischen Fachs. Das muß nicht als Mangel verstanden werden, zumal der Verfasser keinen gesteigerten Wert auf ein elitär-unbrauchbares Nachschlagewerk legt. Wesentlich macht das Lexikon die Auswahl der Autoren.

Meid hat sich nicht auf den Schwarm der „neuen deutschen Literatur“ gestürzt und sie festgehalten wie ein Fliegenfänger. Nix also da von Brussig bis Wirz. Die Neuen müssen sich die Sporen noch verdienen, bevor sie bei Meid gemeldet werden. Der Wissenschaftler berücksichtigte, was seines Erachtens – zumindest noch eine Weile – in und von der deutschsprachigen Literatur bleibt. Das schließt ΄ne Menge Österreicher und Schweizer aus. Vor allem aber 95 Prozent der Schreiber, die die Geschichte der Literatur der Deutschen Demokratischen Republik schrieben. Die ostdeutsche Literatur war für den in den USA lehrenden Volker Meid offensichtlich weiter weg als jede andere deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts. (Auffällig, wie viele der präsentierten westdeutschen Literaten aus Mitteldeuschland stammen!) Der Wissenschaftler Volker Meid hat seine eigenen Ansprüche und Wahrheiten formuliert. Er möchte, daß sein Autoren-Lexikon nicht nur die beliebige Wiederholung angelesener Fachliteratur ist.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

zurück zur vorherigen Seite