Eine Rezension von Bernd Heimberger

Grapschen nach Graeff

Max Christian Graeff: Vokabeln der Lust
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, 237 Seiten

Die Generation Comedy hat ein lässigeres Verhältnis zu den Vokabeln. Mal wird die Luft rausgelassen. Mal wird aufgeblasen. Das Rauslassen und Aufblasen gleichzeitig zu praktizieren ist die Kunst, die Max Christian Graeff ständig probiert. Jahrgang 1962, hat er sich die Vokabeln der Lust vorgeknöpft. Genauer gesagt, er hat sie aufgeknöpft, um in so manche Hose, sprich Vokabel, in der nicht viel drinsteckt, probates, prothetisches Füllmaterial zu stopfen. Bei Graeff hört sich das so an: „Die Hasenpfote eignete sich automatisch hervorragend zur Imitation eines strammen Gliedes ...“ Was sonst unterm Stichwort „Hasenpfote“ zu lesen ist, ist, seriös formuliert, kecke Kulturgeschichte zum Thema Beinkleider. Apropos Kulturgeschichte: Graeffs A- bis Z-Auswahl unerotischer, erotisierter, erotischer Begriffe ist eine Bluttransfusion, um der Verkalkung der Vokabeln der Lust vorzubeugen. Wenn’s sein muß, verpaßt der Autor den Vokabeln eine Portion Viagra. Hilft das den Vokabeln nicht mehr auf, vermehrt der Verfasser das Lust-Vokabel-Alphabet lustlos mit so unsinnlichen Vokabeln wie Digitalverkehr, f2f, Geilomat, Jack-off, Toys ... Ganz schön was aufgelesen beim Zusammenlesen, muß man schon sagen. Ob’s reicht, damit Frau/Mann die Lust befällt ? Nicht alles hat Be-Stand, was aufpoliert wird. Entschieden keine „Einhandliteratur“, dieser Band Vokabeln der Lust. Sie wissen nicht ...? Na, dann grapschen Sie mal nach dem Graeff !


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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