Kein Zweifel mehr: Irgendwann werden sich Frau und Mann doch ähnlich! Vorausgesetzt, Frau und Mann bekommen mehr Jahre, als Frau und Mann durchschnittlich bekommen. Ob weiblich oder männlich, Hundertjährige sehen auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Wie muß man aussehen als Hundertjähriger? Wie die Schale einer Walnuß?
Durchaus! Und durchaus nicht! Harald Wenzel-Orf hat fünfzig Uralte porträtiert, die hundert bis einhundertelf Jahre nicht nur auf dem Buckel haben. Zu finden sind die Porträts und weitere Fotografien in dem Band Mit hundert war ich noch jung. Das kann nur sagen, wer noch einige Jahre dazubekommen hat. Haben sie, denn die Hundertjährigen sind die Jungen unter den „ältesten Deutschen“, denen die respektable wie repräsentative Publikation gewidmet ist. Abgesehen von äußeren Ähnlichkeiten gibt’s andere, gravierende Gemeinsamkeiten der Alten, die aus den Einzelnen eine Gemeinschaft machen. Die Schwierigkeiten mit dem Sehen und Gehen werden von kaum jemand bitter beklagt, doch als belastende Beeinträchtigungen konstatiert. Gemeinsamkeit ist auch in dem summarischen Lebensfazit, das am treffendsten mit dem Satz beschrieben ist: „Ich habe immer gelebt wie jeder andere.“ Jede der kurzgefaßt mitgeteilten Biographien ist das Exposé für einen Film. - Hätten Film-Geschichten derartige Exposés, die Fernsehwirklichkeit hätte mehr mit der Wirklichkeit zu tun! - Die Gesichter der Frauen und Männer, die im dritten Jahrhundert da sind, sind Landschaften des Lebens. Gebildet - zumeist - von der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Erstaunlich, wie unbeschadet die Alten offenbar sämtliche deutschen Gesellschaften „durchstanden“. Das Nazi-Reich, so scheint’s, war die reine Nebensache. Daß die Ost-Deutschen, proportional gesehen, die Mehrheit in der Minderheit der Uralt-Deutschen ausmachen, gibt auch zu denken! Oder?
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