Eine Rezension von Bernd Heimberger

Auflehnung und Auferstehung

Ingeborg Schober: Jim Morrison
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, 159 S.

Spielt Nigel Kennedy „The Doors“, spielt er Nigel Kennedy. Jim Morrison, der Musiker, sang Jim Morrison. Er war „The Doors“. Er war der Star der Band. In den fünf Morrison-Jahren gab’s fünf Alben und endlose Anzeigen gegen J. M. & Co. Trunkenheit, Drogenmißbrauch, Exhibitionismus, Prügeleien, Belästigungen, Gotteslästerung kosteten Geldstrafen und füllten nicht ausreichend die Kassen der Gruppe. Morrison ist Legende geworden und so die Band legendär. Morrison wird noch eine Weile unsterblich sein. Kaum einer kann sich vorstellen, daß das Grab des Gerühmten auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise aufgelöst wird, weil nun die 30jährige „Liegezeit“ abgelaufen ist. Die Auferstehung des James Douglas Morrison, der 1943 im sonnigen Florida geboren wurde, findet pausenlos statt. Jetzt auch in der fokussierten Form der Porträt-Reihe von dtv, in der die Publizistin Ingeborg Schober eine Morrison-Nummer herausbrachte. Ohne das auszuschlachten, kann sich die Verfasserin darauf berufen, dem Porträtierten einmal hautnah nahegekommen zu sein. Ohne sich an zu vielen Spekulationen zu beteiligen, die das kurze Hiersein des schönen Jim so schön-schlimm machten, manche Ranken um den realen Tod des Musikers und Dichters läßt auch die Autorin ranken. Gut, daß sie mit den Geschichten vom Sterben nicht den Schluß des Porträts macht. Schober hat der Biographie die Kapitel „Abgesang“ und „Auferstehung“ angehängt, um über Nachleben und Nachwirken des Jim Morrison zu informieren. Für Beteiligte, Betroffene ist das Danach, wie oft das Leben ist: kleinlich, konventionell, kommerziell. Vielleicht war Morrison als Musiker wie Dichter deshalb eine Ausnahme, weil er seine Wut gegen das Kleinliche, Konventionelle, Kommerzielle ernst nahm. Er wehrte sich, um sich seine Lebenslust nicht stehlen zu lassen, die ihm gestohlen wurde? „Ich habe ... versucht, mit meiner Geige die Stimme von Jim Morrison zu übernehmen“, hat Nigel Kennedy gesagt. So kommt Morrison in die Jahre, dessen Sohn heute älter ist, als der Vater wurde.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
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