Eine Annotation von Helmut Eikermann

cover Leon, Donna:
Nobiltà Commissario Brunettis siebter Fall.
Roman.
Aus dem Amerikanischen von Monika Elwenspoek.
Diogenes Verlag, Zürich 2001, 304 S.

Die hochgelobten und vielgelesenen Brunetti-Krimis der in Venedig lebenden Amerikanerin Donna Leon mögen nicht die Ansprüche jedes Krimilesers erfüllen, Kultstatus genießen sie inzwischen allemal. Immerhin hat Brunettis siebenter Fall, in Venedigs Hochadel spielend, dem - rein zufällig - auch des Commissarios göttliche Gattin Paola entstammt, die Aufmerksamkeit, mit der jedes neue Buch der Leon bedacht wird, eher verdient als mancher der vorangegangen. Die übergroße Gunst des Schicksals will es, daß er überhaupt nur von angenehmen und überaus verständnisvollen Menschen umgeben ist, der Gutmensch Brunetti, sieht man einmal von dem dummen Tenete Scarpa und dem anscheinend noch dümmeren Vice-Questore Patta ab. Wer hat schon das Glück, neben einer hingebungsvollen Gattin und einer genialen Sekretärin auch noch einen klugen Chef zu besitzen?

In Belluno, hundert Kilometer nördlich der Lagunenstadt, wird die skelettierte Leiche eines jungen Mannes gefunden, und es fällt Brunetti nicht schwer, sie als die des zwei Jahre zuvor entführten Sohns des Conte Lorenzoni zu identifizieren. Selbst der Hintermann der Entführung und Ermordung läßt sich auf überraschende Weise finden und richten. Alles scheint klar, doch das Buch hat noch weitere dreißig Seiten, und da kommt es dann hageldick. So bricht zwar zum unerwarteten Ende hin noch die böse Realität in die scheinbare Idylle ein, aber ganz am Schluß darf Brunetti sich beruhigt zurücklehnen und weiter den geliebten Cicero lesen. Paola reicht ihm den gesüßten Tee ...


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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